Otarion - Under Surface Im Frühjahr 2018 erscheint das mittlerweile sechste Otarion-Album beim deutschen Label MellowJet Records. Zuvor veröffentlichte Rainer Klein, der sich hinter dem Pseudonym verbirgt, schon einige Alben bei anderen Labeln. Aber vor allem in den letzten Jahren hat sich Rainer’s Musikstil, der nicht nur traditionelle Elektronikmusik beinhaltet sondern auch Progressiverock oder Soundtrack artige Elemente in seine Musik einbaut, stetig entwickelt. Seine bisherigen bei MellowJet Records erschienenen Werke sind von hoher Qualität und auch sein neuester Output, der den Titel „Unter Surface“ trägt, steht dem in Nichts nach. |
|
|||
Der
Albumtitel, den man sinngemäß als „unter der Oberfläche“ übersetzen
kann, weist darauf hin, dass es sich bei dem neuen Werk um ein sehr persönliches
Werk von Rainer Klein handelt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die
Fotos im Booklet, das alte Aufnahmen zeigt, auf denen Rainer vermutlich als
kleines Kind zu sehen ist. Mit
dem 3:47minütigen „Prelude“ leitet Otarion in sein neues Album ein. Es
knistert zunächst wie bei einer Vinylscheibe und eine melancholische, zarte
Pianomelodie erklingt dazu. Nach einer Minute setzen dann eine weibliche
Stimme und eine Art Cellosound ein um diese Melancholie noch zu verstärken.
Nach einer weiteren Minute öffnen sich die Sounds, wechseln zu einer Art
Orgel und es kommt ein weit entferntes Stimmgewirr hinzu und man hat das Gefühl
in die Erinnerungen von Rainer Klein hineingezogen zu werden. Nahtlos geht
es in den ersten Track „Behind The Doors“ über, das passend mit
Schritten und dem Öffnen sowie Schließen einer Tür atmosphärisch
beginnt. Es erklingt eine Kombination aus weiblicher Stimme und
Streichinstrument, kombiniert mit Orgelklängen und zieht einen schon zu
diesem Zeitpunkt tief in die Otarionklangwelten hinein. Nach gut zwei
Minuten kommen Rhythmus und Gitarrenklänge auf und die Stimmung wird auf
eine neue Ebene gehoben die ab Minute Drei rockige Elemente mit einbaut. Das
ist absolut faszinierend und fesselnd. Das
ganze Album ist sehr homogen und komplex aufgebaut, so dass man es im Ganzen
hören sollte. So wirkt beispielsweise das 2:19minütige „The Abandoned
Place“ wie ein atmosphärischer, Soundtrack artiger Übergang zwischen den
Stücken „Behind The Doors“ und dem Titelstück, das mit Glockenschlägen
beginnt, dazu einige surrealistische Sounds einwebt und nach gut 45 Sekunden
an Fahrt aufnimmt. Hier entwickelt sich ein toller Track mit
Sequenzerlinien, Percussion, Arpeggios, verzerrten Streichersounds und
herrlichen Flächen um dann wieder in einen von E-Gitarren durchzogenen
rockig-loungig-elektronischen Part überzugehen. Das ist perfekt gemacht und
stellt eine homogene Verbindung aus Elektronik und Rock dar, ohne dass eine
der beiden Seiten zu dominant wirkt. Otarion entwickelt diesen Elfminüter
weiter und ändert im Verlauf Struktur, Melodie, Dynamik und Rhythmus. „Refractions“
zeigt sich von einer Intensität wie es Sigor Ros vermögen und vermischt
das dann noch mit einem sanften Rockpart, der mich teilweise im weitesten
Sinne an sanfte/hypnotische Songs von Crippled Black Phoenix erinnern. Die
Kombination aus perlenden, atmosphärischen Gitarren- und Synthieklängen
vernebelt einem in „A Different Way“ dagegen förmlich die Sinne um im
weiteren Verlauf in einen rhythmischen, treibenden Track zu münden. Es
folgen weitere vier Tracks, die diese Qualitäten fortsetzen. Rainer
Klein aka Otarion hat es mit seinem neuen Album „Under Surface“ mal
wieder geschafft Stücke mit hohem Suchtfaktor einzuspielen. Man ist bei
diesem Album von der ersten Sekunde an gefangen und wird bis zum Schluss
nicht mehr losgelassen. Ein tolles Album, das sowohl für Elektronikfans als
auch für Freunde des atmosphärischen Artrock geeignet ist. Stephan Schelle, April 2018 |
||||