Otarion – No Time Was Lost
 

Otarion – No Time Was Lost
MellowJet Records

(
10 Stücke, 70:49 Minuten Spielzeit)

Aufgrund der zahlreichen Stücke, die Rainer Klein aka Otarion für sein letztjähriges Album „Prayer From The Deep“ hatte, die den Rahmen einer CD aber sprengten, beschloss er sein Konzeptwerk durch die Komposition weiterer Stücke auszubauen und auf einem weiteren Album als Fortsetzung weiterzuführen. Das Ergebnis liegt im Mai 2021 unter dem Titel „No Time Was Lost“ vor, in dem Otarion die Geschichte um den Propheten Jona, und seinem widerwilligem Verhalten, seinem Auftrag zu folgen, weitererzählt. 

 

 


Was zunächst auffällt ist die wiederum sehr eindrucksvolle Covergestaltung. Nach der stürmischen See auf „Prayer From The Deep“ zeigt das Cover von „No Time Was Lost“ nun eine Wüstenlandschaft. Wie schon auf den vorangegangenen Alben vermischt Otarion traditionelle elektronische Musik mit rockigen Elementen und schafft so etwas Neues. Bei „Prayer Of The Deep“ traten starke Elemente des Postrock auf, dieses Mal geht es etwas gemächlicher zu, so dass die beiden CD´s einen unterschiedlichen Charakter besitzen. Neben den schon in vorangegangenen Rezensionen genannten Inspirationsquellen gesellten sich noch die Bands Tides From Nebula, The End Of The Ocean und Sleep Token hinzu, die Rainer zu dem Zeitpunkt der Einspielung hörte.

Es sind wieder zehn Stücke geworden, die Rainer für das Album eingespielt hat. Ihre Laufzeiten liegen zwischen 4:48 und 12:57 Minuten. Erneut ist das Thema christlicher Natur, was Rainer auf seiner Homepage mit folgenden Worten erklärt: Ich erlebte einige Parallelen in meinem Leben. So konnte ich Gottes Gnade durch Jesus Christus erfahren.

Das Album beginnt mit dem sechsminütigen Stück „The Shore Of Japho“. Sanfte, helle elektronische Klänge die wie Kindheitserinnerungen wirken, eröffnen diesen Opener. Nach wenigen Momenten kommen aber Sounds auf, die wie bedrohlich wirkende Wolken das Bild verändern. Dahinein legen sich verträumte Harmonielinien, die langsam immer mehr an Intensität und Dynamik zunehmen. Nach etwas mehr als vier Minuten kommen dann ein Schlagzeugrhythmus und rockige Gitarrenlicks hinzu. Ein starker, Soundtrack mäßiger Beginn des neuen Otarion-Albums.

Mit 9:52 Minuten Spielzeit schließt sich dann der zweitlängste Track „Second Call“ an. Atmosphärische Sounds mit Pianotupfern und sanften Beckenschlägen leiten in dieses Stück, das sich nach wenigen Momenten in einen sanften Postrock artigen Track verwandelt. Rainer verändert im Stück die Strukturen, Rhythmen und Sounds, so dass er von sehr sanften in druckvolle und treibende bis hin zu rockigen teils kurzen eruptiven Passagen wechselt. Das ist sehr atmosphärisch und wird sowohl die Elektronikfans wie auch die Freunde atmosphärischer Rockmusik begeistern. Ein traumhafter Track, bei dem man sich aus dem Hier und Jetzt beamen kann.

Sehr elektronisch mit herrlichen Flächensounds beginnt dann das 5:38minütige „A New Chance“. Auch wenn im Mittelteil einige Schlagzeugrhythmen für Abwechslung sorgen, handelt es sich hier doch um einen sehr ruhigen und verträumten Track. Auch das anschließende, 6:38minütige „Advancing Message“ zeigt sich von einer eher schwebenden und ruhigen Seite. Rainer versteht es hier unter die Haut gehende Harmonien zu erzeugen, die den Hörer in eine wohlige Stimmung versetzen. Die elektronischen Sounds verziert er dabei mit sehr gefühlvollen Gitarrenlicks. Und auch wenn das Schlagzeug in der Mitte des Stückes einsetzt, ändert sich die Stimmungslage nicht.

Schwebende Klanggebilde mit leichten Postrockeinschüben (hier verzichtet Rainer auf das Schlagzeug) bestimmen dann das Bild des 5:32minütigen „The Bleached Face“. Mit echohaften Gitarrensounds startet dann das 6:32minütige „A Day’s Journey“. Dieser leicht psychedelische Beginn wandelt sich nach einiger Zeit in einen atmosphärischen Mix aus Elektronik und Postrock. Danach kommt das mit 12:57 Minuten längste Stück des Albums „Call To Repentance“. Himmlische Sounds mit Pianoklängen finden sich zunächst in dem Stück. Atmosphärische Rhythmen und Gitarrenlicks erweitern erneut den Sound von Otarion und bilden so eine hypnotische Atmosphäre.

Das aus elektronischen Harmonien und Schlagzeug bestehende, 6:44minütige „40 Days To Destruction“, das sanft und betörend beginnende, sechsminütige „The Reversal“, das zum Ende hin eruptiv anmutet und das 4:48minütige „Grace To Ninive“ mit seinen leicht perlenden atmosphärischen Flächensounds beenden dann das Album.

Es ist erstaunlich mit welcher Qualität Rainer Klein aka Otarion in regelmäßigen Abständen Alben veröffentlicht. Da steht auch das neueste Werk „No Time Was Lost“ nicht hinten an. Vor allem die Kombination aus elektronischen Sounds und atmosphärischen Gitarren, gepaart mit gut ausgearbeiteten Rhythmen, eingebettet in sehr schöne Melodien/Harmonien machen den Reiz dieses Albums aus.

Stephan Schelle, Mai 2021

 
   

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