Otarion - Monument
 

Otarion - Monument
MellowJet Records (2015)

(
10 Stücke, 72:14 Minuten Spielzeit)

Kreativität und Inspiration ergeben eine Symbiose. Sie beflügelt mich über den eigenen Tellerrand zu schauen und zu hören. Mit „Monument“ komme ich in dem Bestreben weiter, meiner elektronischen Musik immer mehr Vielfalt in Komposition und Arrangement zu verleihen. Dem eigenen Stil treu bleiben heißt bei mir: Abwechslung gepaart mit Gänsehautfeeling“. So beschreibt Rainer Klein seine elektronische Musik und die Entwicklung, die auf dem neuen Album „Monument“ zu hören ist. 

 

 


Bereits seit 1997 veröffentlicht Rainer als Otarion seine Musik. Auch ist er zusammen als Duo mit Bernd Braun, der unter dem Namen Arcanum seine Musik veröffentlicht, in der Szene in Erscheinung getreten. Dies führte auch zu gemeinsamen Auftritten mit Broekhuis, Keller & Schönwälder, die unter anderem auf der 2004’er DoppelCD „Klang-Raum-Wort X“ von Arcanum & Friends veröffentlicht wurde. Nach einer mehrjährigen Pause hat Rainer eine Heimat bei MellowJet Records gefunden, wo seit 2013 bereits drei Alben erscheinen sind.

Im Mai 2015 erschien das mittlerweile siebte Album von Otarion unter dem Titel „Monument“. Otarion hat auf dem Album vielfältige Sounds und Strukturen vereint, so dass es schwer fällt ihn in eine bestimmte Richtung oder Schublade zu stecken. Mit dem achteinhalbminütigen „Movement“ beginnt die CD zunächst recht düster und melancholisch. Einzelne Pianotupfer und sanfte Flächen bestimmen zunächst das Bild. Nach gut zwei Minuten ändert sich das Bild und man hat das Gefühl einem Soundtrack zu einem Science Fiction-Film oder Thriller zu lauschen. Rhythmische Elemente werden eingestreut und lassen den Track in der zweiten Hälfte schon fast in Rockähnliche Gefilde abdriften. Das gefällt mir sehr gut. In diesem Opener ist schon eine gehörige Portion an vielfältigen, abwechslungsreichen Sounds enthalten, für die manch andere ein ganzes Album benötigen.

In das fünfminütige „Touch The Sky Pt. 1“, das atmosphärisch wie die Musik zu einem Weltraumspaziergang beginnt, baut er dann noch einige lang gezogene Gitarrensounds ein, was dem Track noch mehr Tiefe verleiht. Ähnlich sphärisch, mit einem knackigen Rhythmus im zweiten Teil, schließt sich „Stardiver“ an. In diesem rhythmischen Part kommen gar recht popige Elemente auf.

Symphonische Klänge sind dann bei „Hidden Place“ zu hören. Dem spendiert Rainer dann im weiteren Verlauf noch Glockenspielsounds, die sanft durch den Raum schweben. Das ist Musik zum Wohlfühlen und sich fallen lassen. Rainer zieht die Musik und Dynamik in diesem Stück immer weiter an und lässt sie dann sanft ausklingen. In „The Prophecy“ kommen dann Stimmen auf und die Musik bekommt einen Touch von Worldmusic. Durch den Rhythmus und neue Sounds kommen im zweiten Abschnitt aber weitere Aspekte in seine Musik, die nun schon fast tanzbar sind.

Mit „The Discovery“ halten dann Sounds und Rhythmen in seine Musik Einzug, die an House, Trance und Lounge erinnern. Stilistisch kommt dies in die Nähe von Blank & Jones, Schiller & Co. Dies trifft auch für „Touch The Sky Pt. 2“ zu. Fast schon in einer Mischung aus „Berliner Schule“ und John Carpenter-Manier startet Otarion dann in den mit 14:45 Minuten längsten Track des Albums, „The Monument“. Und monumental ist das Stück allemal. Melodie-, Struktur- und Rhythmuswechsel finden sich hier zuhauf. Dabei kommen auch Passagen ins Licht des Lasers, die an Progressiverock erinnern (vor allem im rockigen Ausklang - gut zwei Minuten vor Ende des Tracks).

Eine sehr schöne Pianomelodie, die mit sanften Synthieflächen unterlegt ist, beinhaltet „Lost Past“. Hier kommt wieder eine melancholische Stimmung auf. Sehr gut gefällt mir auch die leicht floydige Atmosphäre, die an „Shine On You Crazy Diamond“ erinnert, hier aber in einem anderen Kontext steht. Den Abschluss bildet dann das achteinhalbminütige „Upstairs“. In diesem Track wird es nach anfänglichen kosmischen Sounds wieder rhythmisch und auch die E-Gitarre kommt sehr atmosphärisch zum Einsatz.

Otarion hat mit „Monument“ ein sehr ansprechendes, qualitativ hochwertiges Elektronikalbum abgeliefert. Die verschiedenen Stilrichtungen, die er hier versammelt hat, führen allerdings nicht zu einem Bruch im Gesamtwerk sondern passen ganz hervorragend zusammen. Eine sehr empfehlenswerte Veröffentlichung.

Stephan Schelle, August 2015

 
   

CD-Kritiken-Menue