Neuronium – Etykagnostyka
 

Neuronium – Etykagnostyka
Neuronium Records (2010)
(7 Stücke, 62:25 Minuten Spielzeit)

Die CD mit dem fast unaussprechlichen Titel „Etykagnostyka“ ist das mittlerweile 38. Album, das der spanische Elektronikmusiker Michel Huygen, hier als Neuronium firmierend, herausgebracht hat. Es ist bereits im Jahr 2010 erschienen, wurde mir aber erst beim 2011’er Electronic Circus Festival in Gütersloh zugetragen. Michel Huygen ist nicht nur Musiker, sondern auch als Bildgestalter tätig. Er bedient sich dabei der Hilfe des Computers. Mit einem speziellen Grafikprogramm zeichnet bzw. erstellt er wirklich sehenswerte Grafiken, die seine ganze Fantasie ausdrücken.

 


Das Artwork der CD „Etykagnostyka“ zeigt einige seiner wunderbaren Bilder, deren Computernutzung man ihnen zwar ansieht, die aber eine sehr mystische Ausstrahlung besitzen. Und ähnlich ist es auch mit der Musik von Neuronium.

Eine Art Harfenklang eröffnet das erste, recht romantische Stück „Wraith Of Faith“. Hier kombiniert Michel tiefe, basslastige Elektronikklänge mit wunderbaren Mellotronsounds. Nostalgische Klangfarben treffen so auf ethnische, sehr transparente Sounds. Das hat was Magisches. Dieser recht ruhige Track zieht den Hörer an, wie das Licht die Motten.

Synthiechöre, die erhaben und auch sakral wirken, sind in „Cosmoscape“ zu finden. Diesem spendiert Michel noch einige wunderbare Flächen und Harmonien, so dass der Track durch den Raum zu schweben scheint. Kosmisch wirkt dagegen „Mon sang chavire“, da hier zunächst der Fokus auf die Erzeugung von Stimmungen gelegt wird. Dann kommen Harfenklänge hinzu und ich finde mich in irgendeinem Garten wieder und bestaune die bunte Pflanzenwelt.

Schwebende Chöre bestimmen „Inflected Passion“, das so überirdisch zu sein scheint. Fast ist mir dieser Klang schon zu süßlich. „Mellomoog Runaway“ ist da aus anderem Holz geschnitzt. Nach der ungewöhnlichen Eröffnung geht der Sequenzer los und Mellotron und Moog geben sich die Hand. Dazu kommen noch einige per Vocoder verfremdete Sprachfetzen, die dem Ganzen eine besondere Note verleihen. Mir gefällt diese Kombination sehr gut.

„Keep Away From The Rat Singer“ heißt das nächste Stück. Will uns Michel damit vor dem Rattenfänger warnen? Zumindest hört man zu Beginn eine Art Opernsänger und im Stück selbst haben die synthetischen Sounds die Klangfarben von Flöten. Später wird es dann sehr mystisch und der typische, warme Mellotronklang wird eingesetzt. Sehr schönes Stück.

Den Abschluss bildet dann das mit 29 Minuten Spielzeit dominante Kernstück des Albums mit dem Titel „Éthique Agnostique“. Ein sehr schönes Stück, das spacige, meditative, sakrale und vor allem hypnotische Melodiebögen aufzuweisen hat. Hier kann man sich auch einfach so in die Musik fallen lassen.

„Etykagnostyka“ ist ein sehr ansprechendes Album, das durch seine Instrumentierung Nostalgie aufkommen lässt, denn das Mellotron ist über weite Strecken recht  bestimmend und auch der Sequenzer wird zwischendrin mal eingeschaltet. Tolle Flächen und Harmoniebögen runden das Gesamtbild dann ab. Und die von Michel erstellten Grafiken passen ausgesprochen gut zu dieser spacigen Musik. Sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

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