Navigator - Airwaves
 

Navigator – Airwaves
10 / 73:28 (2003)

Ein Rauschen ertönt aus den Boxen, dazu einige verzerrte Worte, so beginnt die mittlerweile dritte CD "Airwaves" von Navigator mit dem gut einminütigen Opener "Transmission".

Navigator, das ist eine dänisch / deutsche Gemeinschaftsproduktion. Kent Eskildsen (Keyboards, Perkussion, Gitarren, Stimme und Flöte) und Tony Andersen (Keyboards und Perkussion) beide in Dänemark lebend sowie der deutsche Jens Peschke (Keyboards und Perkussion) bilden dieses Trio. Die drei haben sich über das Internet kennen gelernt und produzieren seit einiger Zeit ihre Elektronikmusik, die sehr Sequenzerorientiert ist und bei der auch Tangerine Dream und Ron Boots sicherlich Pate gestanden haben.
 

 

 

Als zweites Stück kommt der mitreißende Titeltrack der CD. Vor allem die Rhythmussequenz gepaart mit der sehr schönen Melodielinie, die Knut auf der E-Gitarre spielt, heben diesen recht fröhlichen Titel an. Die folgende Synthiemelodie steigt nahtlos in die Gitarrenpassage mit ein und übernimmt sie schließlich. Toller Song.

Das 13minütige "Loenstrup" bietet Sequenzerläufe der typischen Berliner Schule-Art. So klangen Tangerine Dream vor mehr als 20 Jahren. Für Freunde dieser Musikrichtung ein Genuss. Track Nummer vier geht etwas fetziger ab. Vor allem die Rhythmussequenzen gefallen und dann diese tolle Synthielinie. "In The Desert" ist ein schöner melodischer Track.

"The Blue Cafe" beginnt ambientmäßig. Es wirk kalt, bedrohlich, entwickelt sich langsam. Doch die dann einsetzenden Akkorde lassen den Titel sich ausbreiten und erzeugen eine gewisse Weite und Tiefe. Herrliche hypnotische, den Hörer einsaugende Melodien und Sounds wirken auf einen ein.

Mit Stereoeffekten und messerscharfen Synthies wartet der "Biodiver" auf. Basstöne und glasklare Synthiesounds liefern sich ein Duell, das gemächlich vorangetrieben wird, bis es ins Leere läuft und nach einigen Flächen die Sequenzer leise beginnen, um sich dann in den Vordergrund zu drängen. Dazu spielt Knut eine Froese-artige Gitarre, das lässt den Track wieder nach Tangerine Dream der 70’er klingen.

"Ronnenberg Dive" zeigt sich nach anfänglich ruhigen Flächen von einer Elektropopseite. Diese Midtemponummer klingt durch die ungewöhnlichen Sounds und Rhythmen sehr modern. Ein Track nach meinem Geschmack.

Bei "Mist Of Ganymede" lassen es die drei zirpen und die Sequenzer perlen dahin, denn wir verlassen unseren Planeten und reisen ins All. Über die Sequenzerrhythmen spricht Knut einen Text, der allerdings nicht zu verstehen ist.

"Blizz" ist mit 18 Minuten der längste Track der CD. Wieder ist der Beginn ambientmäßig angelegt. Während im Vordergrund eine Weile der Grundton nahezu gleich bleibt, sich nur nuancenweise ändert, entwickelt sich der Track langsam im Hintergrund. Nach über drei Minuten startet dann eine Melodie, die sich langsam - auch durch den Einsatz verschiedener Sounds - weiter steigert und nach gut sechs Minuten in schnelle Sequenzerrhythmen übergeht, die immer mehr an Fahrt gewinnen. So abwechslungsreich wie das komplette Album ist auch dieser Track.

Die CD entlässt uns, wie sie uns empfangen hat, nämlich mit dem Rauschen aus dem Eingangstrack. Dementsprechend ist dieser letzte Track auch "Transmission" End betitelt.

"Airwaves" bietet abwechslungsreiche Musik, die irgendwo zwischen Berliner Schule, Ambient, Elektronik und Popmusik anzusiedeln ist. Elemente von allen Stilrichtungen finden sich auf diesem Album, wobei hier die unterschiedlichsten Tracks auf eine CD gebannt wurden. Navigator hinterlassen einen zwielichtigen Eindruck. Zum einen ist die CD sehr abwechslungsreich, zum anderen ist anzumerken, dass die drei noch nicht ihren eigenen Stil gefunden haben, an dem sie zu erkennen sind. Allerdings muss ich zugeben, dass mich ihr Album anspricht.

Stephan Schelle, Mai 2004

 
   

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