Nautilus - The Mystery Of Waterfalls
 

Nautilus - The Mystery Of Waterfalls
Sireena Records / Broken Silence (2020)

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10 Stücke, 64:20 Minuten Spielzeit)

Nautilus wurde im Jahr 1998 als Elektronikprojekt von den beiden Musikern Martin Ludwig und Ralf Obel gegründet. Bisher sind sechs Alben dieses Projektes erscheinen, das sich im Laufe der Zeit besetzungstechnisch verändert hat. Am 03.04.2020 erscheint nach einer zwölfjährigen Pause unter dem Titel „The Mystery Of Waterfalls“ ein neues Album. Vom Gründungsduo ist nur noch Martin Ludwig (Keyboards, Synthesizer, Akustikgitarre) übrig geblieben.

 

 


Neben Martin Ludwig sind noch Jürgen Dürrbeck (Synthesizer, Sequenzer) und Werner Strätz (Gitarren) dabei, die auch schon beim 2008’er Album „Along The Winding Road“ zum LineUp gehörten. Neu hinzugekommen ist Meiko Richert (Gesang, Stimme). Das Mastering hat wieder einmal Eroc übernommen.

Die Liebe zu den Romanen des französischen Schriftstellers Jules Verne (der Projektname Nautilus ist dem U-Boot aus dem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ entnommen) ist auch in den Titeln ihrer Alben abzulesen. Darüber hinaus wurden die Texte des neuen Albums in den Stücken „Point Of Return“, „Mobilis In Mobile“ und „The Kindness Of Rain“ Jules Verne’s Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ entnommen.

Die zehn Stücke der CD, die in einem sechsseitigen Digipack erscheint, haben Laufzeiten zwischen 2:24 und 9:52 Minuten. Die reine elektronische Musik der ersten Alben hat sich seit dem 2004’er Werk „In Search Of Castaways“ um Elemente des Progressive Rock erweitert. Das ist auch auf dem neuen Album herauszuhören.

Das fünfminütige „Awakening In The Deep“ eröffnet das Album. Zu Beginn sind rauschende, dröhnende und windartige Synthesizerklänge zu hören. Nach gut anderthalb Minuten pulsiert der Sequenzer wie eine Maschine. Die eingefügten Effekte lassen den Eindruck entstehen, als würde man sich in Kapitän Nemo’s U-Boot befinden. Die mysteriösen und teils nach perlendem Wasser aufkommenden Klänge sorgen für einen hohen Spannungsbogen. In diesem ersten Track finden sich keine Melodien, vielmehr werden Stimmungen erzeugt.

Dem folgt das 9:51minütige „Point Of Return“ in dem durch Gitarre und Keyboards und eine herrliche Melodielinie proggiges Feeling aufkommt, das an Progbands der 70’er Jahre erinnert. Nautilus wechseln im weiteren Verlauf in einen symphonischen Part mit weiten Keyboardflächen. Dann kommt zunächst ein gesprochener Text von Meiko, der nach wenigen Momenten dann in eine Gesangslinie übergeht. Ein neues Element, das Nautilus in ihre Musik einweben. Das passt aber sehr gut in diesen elegischen Longtrack. Was geblieben ist, ist die Klangfarbe der E-Gitarre, die einen Wiedererkennungswert im Sound von Nautilus darstellt.

Das 5:17minütige „New Times“ ist ein ruhiges, verträumtes Stück, das vom Keyboard (hier vor allem Pianoklänge) und der E-Gitarre getragen wird. Hier kommen erstmals Twinguitars auf, die dem Sound noch mehr Volumen geben. „Water Ride“ ist ein 5:37minütiges, von pulsierenden Sequenzerrhythmen vorangetriebenes Stück, das hypnotisch aus den Boxen wummert. Der Rhythmus ist einfach umwerfend.

Dem setzten Nautilus dann mit dem 4:53minütigen „Summerwind“ eine instrumentale Ballade, die von der Akustikgitarre und herrlichen Synthieharmonien getragen wird, entgegen. Im zweiten Teil wird dieses Stück durch ein sehr schönes E-Gitarren-Solo ergänzt. Das sechsminütige „Mobilis In Mobile“ beginnt zunächst mit maschinellen Sounds und bekommt nach 40 Sekunden einen pumpenden Beat unterlegt, der zunächst den Unterboden des Stückes ausmacht. Darauf setzen Nautilus Flächen und Klangtupfer aus dem Synthie, wechseln aber nach zweieinhalb Minuten durch Effekte und einen gesprochenen Text wieder in einen eher maschinell wirkenden Part. Nach wenigen Momenten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf, der immer weiter anschwillt um dann in den zu Beginn eingesetzten Beat überzugehen. Die Brücke bildet ein leicht abgedreht wirkender, gesprochener Text von Meiko.

Das zweieinhalbminütige „In Your Eyes“ wird dann von einer herrlichen E-Gitarrenmelodie bestimmt. Elektronisch beginnt das 9:14minütige „Snowstorm On The Sea“ u. a. mit herrlichen Synthchören. Nach anderthalb Minuten kommt eine Pianomelodie auf und der Rhythmus wird langsam angezogen. Im Mittelteil sind wieder Twinguitars zu hören, die dem Sound mehr Volumen verleihen. Das Stück steigert sich bis zum Ende und gehört mit zu den Highlights des Albums. Das perkussive „Maelstrom“ und das durch traumhafte Gitarrensounds bestimmte „The Kindness Of Rain“ beenden dann das Album.

Nautilus haben mit ihrem siebten Album „The Mystery Of Waterfalls“ noch mal einen weiteren musikalischen Schritt nach vorne gemacht. Das Album ist sehr abwechslungsreich und von herrlichen Melodien und Sounds durchzogen. Auch die treibenden elektronischen Rhythmen beleben ihren Sound. Mit ihrem neuesten Werk schaffen sie erneut den Spagat zwischen reiner Elektronikmusik und Progressive Rock. Sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, März 2020

 
   

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