Nautilus – A Floating City
 

Nautilus – A Floating City
Sireena Records / Broken Silence (2022)

(10 Stücke, 67:28 Minuten Spielzeit)

„A Floating City” ist das mittlerweile achte Album der deutschen Band Nautilus. Von der Gründungsformation ist nur noch Martin Ludwig (Keyboards, Synthesizer, Akustikgitarre, Gesang) übrig geblieben. Zu dem Vorgänger „The Mystery Of Waterfalls” aus dem Jahr 2020 hat sich bis auf einige Backgroundvocals, die von Katja Weigel eingesungen wurden, das Lineup aber nicht verändert. 

 

 


Nautilus, die sich nach dem U-Boot von Kapitän Nemo aus dem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer” von Jules Verne benannt hat, besteht anno 2022 neben Martin Ludwig aus Jürgen Dürrbeck (Synthesizer, Sequenzer), Meiko Richert (Gesang, Bass, Keyboards) und Werner Strätz (Gitarren, Mundharmonika).

Geboten werden auf dem Silberling, der in einem sechsseitigen Papersleeve erscheint, vorwiegend instrumentale Stücke mit Laufzeiten von 4:07 bis 14:16 Minuten Spielzeit. Bei drei Titeln, dem eröffnenden „Waiting Room”, dem 14:16minütigen „The Great Eastern” sowie dem 9:55minütigen „Silver Ways And Rainbows” findet sich dann Gesang. Das Album basiert auf Jules Verne’s halbfiktiver Reisebeschreibung „Eine schwimmende Stadt” (1871), in welcher der „Great Eastern” von Liverpool zur großen Fahrt in die „neue Welt” aufbricht und Nautilus das Thema in die bittere Realität der Gegenwart transportieren.

Gestartet wird mit dem 5:53minütigen „Waiting Room”, das vom typischen Nautilus-Stil durchzogen ist, dessen Hauptmelodie von der E-Gitarre bestimmt wird. In der Hälfte des Stückes kommt dann Gesang auf, der aus meiner Sicht aber nicht wirklich überzeugt. Das liegt an der wenig kraftvollen Stimme von Meiko Richert. Hier hätte ich mir einen ausdrucksstärkeren Sänger gewünscht.

Das sechsminütige „Departure” beginnt mit einem von Eroc beigesteuerten Hornsignal, so wie man es von großen Dampfern her kennt und bietet dann elektronische Musik im Stile von Acts wie Tangerine Dream der Neuzeit. An dritter Stelle folgt dann mit „The Great Eastern” der Longtrack des Albums. Dieses Stück wandelt zwischen Elektronikmusik und Progressiverock. Letzteres wird vor allem durch die Gitarrenmelodien erzeugt. Auch hier ist der Gesang über weite Strecken etwas dünn geraten (mit deutlich deutschem Akzent), wird aber im Verlauf des Songs dann besser. In diesem Stück blitzt dann auch das Vorbild von Nautilus, Pink Floyd, ein wenig durch. Die Gitarre erinnert darüber hinaus an einigen Stellen auch an Bands wie Aphodyl. Der Track glänzt aus meiner Sicht vor allem in den instrumentalen Parts.

Das atmosphärisch/melodische „Unguilty” läutet dann die restlichen sechs Instrumentalstücke sowie einen Song ein. In Diesem liefern sie dann eine etwas rockigere Note ab, die leichte Einflüsse zu Bands wie Wishbone Ash zeigen. In dem 6:44minütigen „Moondance” kombinieren sie dann flächige Sounds mit atmosphärischen Gitarren, die dann im weiteren Verlauf um ungewöhnliche Rhythmusmuster, die an Maschinen erinnern und dann in einen pumpenden Beat übergehen, erweitert werden.

Romantisch verträumt wird es dann im fünfminütigen „Autumn Light”, während das mit Glocken eingeläutete und mit Mundharmonika verzierte „Mother” zwischen Elektronik, Rock und Folk pendelt. Hier sind es aber vor allem die beiden E-Gitarren, die in eine perfekte Konversation treten.

Der Hauptteil des 9:55minütigen „Silver Ways And Rainbows” ist instrumental, enthält aber auch gesungene Passagen. Der Track versprüht eine gewisse Melancholie. „The Fall” und „Last Signals On Endless Sea” beschließen dann das Album.

Klanglich zeigt sich das Album von seiner besten Seite. Das ist auch kein Wunder, denn für das Mastering sowie zusätzliche Samples zeichnete mal wieder Soundmagier Eroc (Ex-Grobschnitt) verantwortlich.

Nautilus knüpfen mit ihrem neuen Album „A Floating City”, das am 16.09.2022 erscheint, dort an, wo sie auf „The Mystery Of Waterfalls” aufgehört haben. Das Album ist abwechslungsreich und von herrlichen Melodien und Sounds durchzogen. Mit ihrem neuesten Werk schaffen sie erneut den Spagat zwischen reiner Elektronikmusik und Progressive Rock. Allerdings bietet der Gesang noch Luft nach oben. Ansonsten ein empfehlenswertes Werk.

Stephan Schelle, September 2022

 
   

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