Nattefrost - Homeland
 

Nattefrost - Homeland
Nattefrost Production / Sireena Records (2014)

(6 Stücke, 45:52 Minuten Spielzeit)

Nach dem Livealbum „Differenz Stages“ wartete der dänische Elektronikmusiker Bjørn Jeppesen, der für seine Produktionen das Pseudonym Nattefrost verwendet, Ende 2014 mit einem neuen Studioalbum auf. Es trägt den Titel „Homeland“ und macht das Dutzend an Veröffentlichungen voll. Auf dem Cover fährt ein Wikingerschiff ins Abendrot. Damit, sowie mit dem Titel zeigt Nattefrost, dass er sich auf dem Album mit der Geschichte seiner Heimat befasst.

 

 


Das Album erscheint erneut bei dem deutschen Label Sireena Records und ist auf goldfarbenem Vinyl in einer Auflage von 500 Stück erschienen. Über den Musiker selber ist das Werk allerdings auch als CD erhältlich. Letztere lag mir zur Besprechung vor.

Hatte Nattefrost auf den bisherigen Alben vor allem rhythmische Elemente sowie Pop- und Electro- bzw. Elektronikpop (einige Stücke erinnerten auch an Kraftwerk & Co.) zu bieten, so wandelt er auf „Homeland“ in anderen Gefilden.

Die CD startet mit dem nur 1:30 Minuten kurzen Stück „The Golden Age“, bei dem zu Beginn Windrauschen zu hören ist. Das Stück wirkt wie eine Ouvertüre des Albums und leitet sehr schön in das Thema ein. Darauf folgt dann mit „Dance Of The Elves“ der erste richtige Track. In diesem Stück geht Nattefrost sehr verspielt und melodisch vor, während der Rhythmus sich recht dezent hält. Streicherartige Sounds lassen daraufhin an eine vertonte Sage denken. Das klingt sehr erhaben. Diese Art ist für Nattefrost bisher ungewöhnlich und mit keinem anderen Stil vergleichbar.

Der Rhythmus kommt dann erstmals im Stück „Norse“ zum Tragen. Hier klingen einige Sounds nach Tangerine Dream, ohne aber in deren Fahrwasser zu geraten. Vielmehr hat man hier da Gefühl auf dem Schiff der Wikinger zu sein und in den weiten Horizont zu gleiten. In diesem Stück kommt Nattefrost’s Stil noch am ehesten heraus.

Merkwürdige Klänge geleiten dann in „Divine Light“ ein. Ich denke hier zunächst an ein knisterndes Lagerfeuer. Im weiteren Verlauf ändert sich aber der Sound und es hört sich wie ein dramatisches, auf ein Spannungsfeld hinlaufendes Motiv an. Nach gut zwei Minuten baut Nattefrost dann einen Rhythmus sowie herrliche Harmonien und Flächen ein. Das klingt für mich nach Acts wie Ron Boots & Co., während er seinen eigenen Sound darunterhebt.

Mit einem Paukenschlag und pompösen Klängen zeigt sich dann „At War“. Das ist der Soundtrack zu einer großen, monumentalen Schlacht. So zumindest kann ich es mir vorstellen. Da ziehen die tausendköpfigen Heere aufs Feld. Den Abschluss bildet dann das Titelstück, das mit seinen 20:24 Minuten auch gleichzeitig Kern des Albums ist. Nattefrost hat hier einige Struktur- und Rhythmuswechsel in den Track eingebaut. Mal schweben die Flächen durch den Raum, dann wiederum ziehen Rhythmusmuster auf, so wie man es ansatzweise auch von seinen früheren Alben kennt. Im nächsten Part sind es dann wiederum Klangskulpturen, die Stimmungen erzeugen, um im nächsten Moment in einen neuen Teil überzugehen. Hier zeigt sich der Abwechslungsreichtum des Stückes.

Bjørn Jeppesen aka Nattefrost hat auf seinem neuesten Album „Homeland“ den Soundtrack für die Geschichte seiner skandinavischen Heimat eingespielt. Sehr stimmungsvoll und melodisch sind die Stücke geworden, die in ihrer Form an epenhafte Erzählungen erinnern.

Stephan Schelle, März 2015

 
   

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