Nattefrost - Absorbed In Dreams And Yearning
 

Nattefrost – Absorbed In Dreams And Yearning
Groove Unlimited (2006)

Hinter dem Pseudonym Nattefrost verbirgt sich der aus Dänemark stammende Elektroniker Bjorn Jeppesen. Nach zwei EP’s und einer CD ist dies bereits die vierte CD-Veröffentlichung des Dänen, sie stellt aber zugleich die erste CD auf dem niederländischen Groove Unlimited-Label dar. Bjorn macht allerdings schon seit 1995 Elektronikmusik und hat zuvor einige Kassetten herausgebracht.

Bjorn widmet sich mit seiner Musik der Skandinavischen Geschichte. Das bedeutet aber nicht, dass er traditionelle Folklore in seine Musik einfließen lässt, vielmehr deuten Titel wie „Where The Gods Are Watching“ und „Valhal“ auf geschichtliche Hintergründe. Aber auch die nordische Landschaft hat es ihm angetan, was man neben den auf seiner Internetseite veröffentlichten Fotos auch in Titeln wie „The Northern Lights“ ablesen kann.
 

 

 

Bjorn wollte einen Namen, der mit seiner skandinavischen Heimat in Verbindung steht und so hat er Nattefrost, was soviel wie Nachtfrost bedeutet, gewählt. Wenn man sich das Cover der CD ansieht, so vermittelt es auch eine gewisse Kälte, da es nach Eisblumen aussieht. Nun stellt sich die Frage, ob die Musik ebenfalls unterkühlt und düster ist? Ganz und gar nicht, wie ich finde.

Acht skandinavische Soundlandschaften mit Laufzeiten zwischen 3:46 und 11:28 Minuten Spielzeit erwarten den Hörer auf dieser CD. Eingeleitet wir der erste Track „The Battle That Lastet Eternally“ mit kriegerischem Geräuschsamples, bei denen Pferdegewieher und Schwertkämpfe zu hören sind. Aus diesem Sound schleicht sich langsam ein Sequenzerrhythmus heran, der sich sofort in die Gehörgänge festsetzt. Echt geiler Sound. Melodielinien und Elektronikeffekte, es zirpt von links nach rechts und umgekehrt, verfeinern diesen ersten Track.

Bjorn schafft es, neue Klänge auf seinen vorprogrammierten Sequenzen auszubreiten. Dabei weisen die einzelnen Stücke aber immer eine Melodielinie oder Harmonien auf, die recht gut ins Ohr gehen. Das mit 3:46 Minuten recht kurze „Visions Of A Pale Moon“ beispielsweise klingt recht ungewöhnlich durch die eingesetzten Klänge, die an herunterfallende Wassertropfen erinnern oder eine Stimme durchschimmern lässt sowie eine etwas schräge, aber nicht disharmonische Klangfolge der Melodie. Hier zeigen sich einige wenige experimentelle Momente in Bjorns Musik.

„Valhal“ bezaubert sofort durch seine herrlichen Flächen. Da schafft es Bjorn mir gleich ein wohliges Gefühl zu vermitteln. Aber dieser mehr als elfminütigen Track entwickelt sich rasch weiter und weist mehrere Melodien auf, die Bjorn geschickt verknüpft und sie so zu einem spannenden und eingängigen Stück macht. Gleiches gilt für den fast zehnminütigen Titekltrack.

Fazit: Nattefrost kommt nicht so kühl und düster daher, wie es der Name und das Cover vielleicht assoziieren. Eine wirklich gelungene CD, die sich nicht an der so viel kopierten „Berliner Schule“ orientiert. Das ganze Album ist sehr melodisch und in sich stimmig, experimentelle Klänge bilden die Ausnahme. Da hat Groove Unlimited mit Nattefrost einen nordischen Schatz gehoben.

Stephan Schelle, August 2006

 
   

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