Move D & Pete Namlook – XIX Dawning Of A New Decade
 

Move D & Pete Namlook – XIX Dawning Of A New Decade
FAX Records (2009)
(3 Stücke, 59:08 Minuten Spielzeit)

Nachdem Move D und Pete Namlook Ende 2008 ihre Civilization-Trilogie mit dem Album „Sexoid“ abgeschlossen haben, legen sie im Mai 2009 das mittlerweile 19. Gemeinschaftsprojekt mit dem Titel Dawning Of A New Decade“ vor. Zum einen zeugt der Titel davon, dass die beiden ihre Trilogie abgeschlossen haben, zum anderen versuchen die beiden aber auch die Entstehung einer neuen Dekade, so als würde ein unbeteiligter Beobachter das zukünftige Geschehen auf unserem Planten aus weiter Ferne verfolgen, musikalisch umzusetzen.

 


Die drei Stücke, die zwischen 10:35 und 33:55 Minuten lang sind, wurden in David Moufang’s (aka Move D) Studio live aufgenommen. Das Album weist teilweise sehr sphärische Klänge auf, die im späteren Verlauf aber auch mit jazzigen Elementen verknüpft werden.

Los geht es mit dem zehnminütigen Opener „Polar Melt“. Sphärisch und schwerelos beginnt dieses Stück. Es wird eine eigenartige, sich nur langsam verändernde Atmosphäre geschaffen, bei der auch einige psychedelische Klänge eingestreut werden. Man hat tatsächlich das Gefühl, als ob man dem in der sengenden Sonne dahin schmelzenden Polareis zusieht. Allerdings irritieren die eingestreuten verfremdeten Wortfetzen. Das wirkt auf mich wie eine Szenerie aus einem Dialog in einer Raumstation oder wie Szenen aus dem Film „Blade Runner“.

Dieser schwebende Zustand wird auch noch nahtlos in das folgende „Black Sun“ übertragen. Auch dieses Stück entwickelt sich zunächst nur sehr schleppend und hält die flächigen Sounds zunächst aufrecht. Allerdings kommen hier im weiteren Verlauf rhythmische Sequenzen hinzu. Nach spätesten zweieinhalb Minuten ändert sich die Stimmung und die anfangs leichten Beats nehmen zu. Eine Art von jazzigen Saxophontupfern sorgt für den ungewöhnlichen Sound. Je länger dieser Track wird, desto faszinierender wird er. David und Pete schaffen es mit ungewöhnlichen Klängen eine eigenartige Faszination auszudrücken, die ich kaum beschreiben kann.

Als Abschluss kommt dann mit „Change Prevails“ das fast 34minütige Kernstück des Albums. Anfängliche Klänge, die nach einem Stundenschlagen einer alten Uhr klingen, sich aber, je deutlicher sie werden, wie große Klangschalen oder sakrale Glocken anhören, führen in diesen Longtrack ein. Die Dialoge aus „Polar Melt“ sind auch hier zu hören und machen aus dem Stück eine Art Kopfkino, weil vor dem geistigen Auge eine Art Film abläuft. Wie schon bei den anderen Stücken hat man auch hier das Gefühl einer sich langsam entwickelnden Szenerie zuzuhören. Im weiteren Verlauf kommt dieses Mal eine jazzige Trompete hinzu.

Auch mit „Dawning Of A New Decade“ haben die beiden Elektroniker Move D & Pete Namlook wieder ein außergewöhnliches Album vorgelegt, das jenseits der ausgetretenen Hörgewohnheiten liegt. Vergleiche zu anderen Acts der Elektronikszene fallen schwer, zu eigenständig und eigenwillig sind die Klangmalereien der beiden. Melodien finden sich hier weniger, dafür erzeugen die beiden faszinierende Klanggemälde, die den Hörer auf unerklärliche Weise fesseln. Musik, mit der man sich intensiv beschäftigen muss. Wie beim FAX-Label gewohnt, erscheint das Album auch wieder als DoppelCD, bei der neben der normalen Fassung auch eine DTS 5.1 für entsprechenden Hörgenuss sorgt.

Stephan Schelle, Mai 2009

 
   

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