Moonbooter – Lunatic Voyage
 

Moonbooter – Lunatic Voyage
MellowJet Music (2008)
(13 Stücke, 74:05 Minuten Spielzeit)

Bernd Scholl aka Moonbooter ist für mich ein Phänomen. Er hat im letzten Jahr sein MellowJet-Label aus der Taufe gehoben, veranstaltet am 03. Mai sein zweites Ambient Experience-Festival, bei dem er auch selbst auftritt, fördert neue Musiker, remastered Produktionen anderer Künstler und bringt seit 2005 auch noch in regelmäßigen Abständen qualitativ hochwertige eigene CDs heraus. Und so ist auch die neue Scheibe, die den Titel „Lunatic Voyage“ trägt, wieder ein Qualitätsprodukt. Und das nicht nur in klanglicher Hinsicht, sondern auch von der musikalischen Seite her gesehen.

Das Weltall bzw. die Raumfahrt zieht sich wie ein roter Faden durch die CDs von Bernd und so hat er für die neue Produktion, die er Anfang 2007 begonnen hat, ein Konzeptalbum rund um das Thema einer Reise zum Mond gewählt.

 

 


Ganze 13 Stücke hat Bernd auf das mit mehr als 74 Minuten voll gepackte Album gebracht. Und nicht nur das, dem Käufer bietet er noch weitere vier Tracks zum freien Download über einen speziellen, im Booklet genannten Link an. Das ganze Album durchziehen herrliche Melodien, Rhythmen und glasklare Sounds, so wie man es von ihm gewohnt ist.

Los geht es mit „Against Agitation (Origin)“, das rhythmisch ausgefallen ist und meinem Geschmack nach einer Schillerproduktion in keinster Weise nachsteht. Erst ruhig beginnend, treibt Bernd das Stück langsam aber unaufhörlich nach vorn. Das klingt wie der Start zu weiteren Großtaten die da kommen und ist eine gelungene Eröffnung, auch wenn hier noch keine Melodie zu erfassen ist. Im folgenden „Against Agitation (Revelation)“ geht es dann aber richtig ab. Eigentlich gehören beide Stücke zusammen, da sie thematisch sehr stark miteinander verbunden sind. Und jetzt kommt noch mehr der Schiller-Touch zum Ausdruck, der sich in einem treibenden Rhythmus wieder findet. Wow, was für ein Beginn. Allein diese beiden ersten Tracks sind schon erste Sahne!

Da Bernd – wie oben beschrieben – ein Konzeptalbum erstellt hat, gehen alle Stücke ohne Unterbrechung direkt ineinander über. Somit wirkt das Album sehr kompakt, als ob sich nur ein einzelnes Stück mit verschiedenen Melodielinien und Rhythmen darauf befände. Alle Tracks sind sehr stimmig, so wie man es von Bernd aka Moonbooter her kennt. Sein typischer Stil, den man von den Vorgängeralben her kennt, blitzt zum ersten Mal bei „Sensless Visions“ durch, ansonsten zeigt sich Bernd auf „Lunatic Voyage“ sehr vielseitig und abwechslungsreich.

Bei „Selene On The Dark Side Of The Moon“ kommt dann erstmals eine weibliche Stimme hinzu, die eine Art Sprachgesang beisteuert. Dieser Track ist eher ruhig, hat aber wieder diese Schiller-typischen Ansätze und auch eine Stimmung wie man sie von Code Indigo her kennt. Das Ganze geht wunderbar ins Ohr und hat absolute Radioqualität, ohne in Belanglosigkeit zu versinken. 

Jetzt habe ich mich gerade mal mit den ersten vier Tracks befasst und lasse es dabei bewenden, denn alle anderen sind von gleicher exzellenter Qualität. Auf alle Titel einzugehen, würde den Rahmen sprengen.

Aber vielleicht doch noch soviel: Auch eine Art von Elektropop mit harten metallischen Beats ist in „Between The Sentiments“ zu finden, in dessen  Mitteilteil Bernd dann noch eine Herzerweichende Melodie bringt. „Infect Me“ beinhaltet teils tribalartige Rhythmen. Bei dem Track – wie eigentlich bei allen des Albums – muss man die Anlage voll aufdrehen. „Awaken By Moonrise“ bietet Loungemusik im Stile von „Cafe del Mar“. Ein rhythmisches Highlight ist auch „Sequenzer 9“. Wer dabei ruhig bleibt, der lebt nicht wirklich.

Wahrscheinlich ist Bernd mit „Lunatic Voyage“ sein bisher bestes Album gelungen. Wahrscheinlich deshalb, weil ich alle seine Alben sehr mag und es mir schwer fällt eines herauszuheben. Wer die bisherigen Alben von Moonbooter mag, für den ist die neue Scheibe ein Muss. Freunde von Schiller sollten hier auch unbedingt zugreifen, auch wenn die Musik nicht ganz mit der von Christopher von Deylen zu vergleichen ist, atmet sie doch dessen Spirit. Eine absolute Kaufempfehlung.

PS: Bin schon sehr gespannt wie die Stücke live beim zweiten Ambient Experience-Festival am 03.05.2008 in Wuppertal zünden werden.

Stephan Schelle, April 2008

 
   

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