Moonbooter - Cosmophonica
 

Moonbooter - Cosmophonica
MellowJet Records (2012)
(14 Stücke, 75:44 Minuten Spielzeit)

Am 15.09.2012 trat der in der Eiffel wohnende Elektronikmusiker Bernd Scholl aka Moonbooter im Bochumer Planetarium auf und präsentierte sein neuestes Album live, das den Titel „Cosmophonica“ trägt. Im Planetarium zeigten die Stücke eine sehr starke Wirkung zusammen mit den herrlichen Großanimationen, die unter der Kuppeldecke projiziert wurden. Nun muss sich zeigen, ob die Tracks auch ohne die visuelle Unterstützung funktionieren. Neben der normalen Audio CDR erscheint das Album auch noch als DVD im 5.1 DTS-Format.

 


Auf seinem neuesten Album fragt sich Moonbooter, was geschehen wird, wenn in Billionen von Jahren keine leuchtenden Sterne mehr am Himmel zu sehen sind und unser Universum ein dunkler, fader und kalter Ort geworden ist. Lange Zeit davor saugen Schwarze Löcher die letzte Materie auf und Galaxien driften ziellos im Weltall davon. Was wird dann passieren, in einer Zeit dunkler Einsamkeit? Wird alles mit einem großen Riss oder einem großen Knirschen enden, oder wird alles verbunden und es entsteht vielleicht etwas Neues? Das Ganze hat Moonbooter in 14 Klangbilder, die von seiner typischen rhythmischen und melodischen Musik durchzogen sind, dargestellt.

Wie bei einem Konzeptwerk lässt Moonbooter die meisten Stücke nahtlos ineinander übergehen, so dass ein zusammenhängender Bezug der einzelnen Stücke entsteht. Los geht es mit dem Track „Introducing ...“, das eine Art Intro darstellt. Hier bereitet Bernd den Boden für sein Album, auf das er mit diesem Intro sehr stimmungsvoll einleitet. Dieser Opener wirkt symphonisch, wie ein Soundtrack, der langsam auf ein Ziel hinsteuert. Der am Ende aufkommende pumpende, tackernde Beat stellt dann auch die Grundlage für den zweiten Track „(The) Epic Moments“ dar. Zunächst auf dem Rhythmus aufbauend schält sich nach etwa 45 Sekunden eine Melodielinie heraus, die typisch für Moonbooter’s Musik ist. Schnell ist der Hörer in seinem Musikkosmos gefangen.

Es folgt das zehnminütige Titelstück, bei dem Bernd eine traumhafte Melodie an den Anfang gestellt hat. Erhaben und symphonisch ist dieser Beginn gehalten, bei dem man förmlich davonschwebt. Nach gut drei Minuten werden die Pianomotive von einem fetten, akzentuierten Rhythmus, der sich zunächst noch im Hintergrund bewegt, unterstützt. Nach einer weiteren Minute schmeißt Bernd dann den Sequenzer an und der Track stampft, wie eine Lok voran. Ab Minute sieben hat wieder die Pianomelodie das Sagen und der verträumte Part vom Anfang steht wieder im Vordergrund.

Bei „Last Exit To Eternity“ kommt durch die Instrumentierung zunächst ein etwas asiatisches Flair auf, das recht sehnsuchtsvoll ins Ohr geht. Sobald aber nach gut einer Minute eine sehr schöne Sequenzerrhythmik einsetzt, ändert sich das Bild. Bei mir werden Assoziationen wach, die eine Mischung aus Tangerine Dream und Schiller hervorrufen. Und doch braut Moonbooter hier sein ganz eigenes Süppchen, das sehr wohlschmeckend aus den Boxen kommt. Dabei hat er dröhnende Sounds in den Track eingebaut, die ihm ein gewisses Volumen verleihen.

Zum Vocoder greift Bernd dann im Stück „Like Angels“. Den Text kann man aufgrund der Verfremdung nicht wirklich verstehen, das ist aber auch gar nicht so wichtig, denn der Track geht mit seinem frischen und schnellen Rhythmus gut ins Ohr. Nach diesem schnellen Stück geht es in „Interstellar Sunset“ zunächst wieder sehr schwebend zur Sache. Hier gefällt mir aber der punktuelle Rhythmus sehr gut (erinnert mich eine Spur an Ron Boots). Im Verlauf des Stückes nimmt dieser immer mehr an Dynamik zu, behält aber zwischendurch eine gewisse Trägheit, die ihm etwas spaciges verleiht.

„Good Bye Elements“ ist eine typische Moonbooter-Nummer, was Rhythmik und Melodik angeht. Beim vierminütigen „Nothing Is Infinite“ hat Bernd einen punktuell gesetzten Rhythmus platziert. Darauf sind zunächst abwartende Harmoniefolgen gelegt. Es klingt so, als würde noch etwas kommen, das beginnt dann aber erst nach zweieinhalb Minuten, wenn die Melodiemuster eine eingängige, schnelle Form annehmen. Mit einem rockigen Rhythmus ist „Desire Is Irrelevat“ versehen, der von einigen monotonen Harmoniefolgen unterbrochen wird. Stoisch aber hypnotisch marschiert dieser Track voran. Das hat was von Elektro/Wave und weist einen eingestreuten, düsteren Sprechgesang auf.

Mit Steeldrum ähnlichen Klängen wartet dann „Struggle Beyond Afterlife“ auf, das dadurch eine ganz eigene Note bekommt. Darunter legt Bernd nach einigen Momenten einige Synthieflächen, was sehr mystisch und spacig klingt. Auch die restlichen Titel, von denen noch „Multiverse“ Ohrwurmcharakter aufweist, halten den hohen Standard. Der letzte Track „Death Of The Last Star“ endet mit einer traurigen Kinderstimme die sagt: „Papa guck mal, am Himmel sind gar keine Sterne mehr.“

Auch das neueste Werk von Moonbooter hält dem hohen Qualitätsanspruch stand, den auch schon seine bisherigen CDs aufwiesen. Bernd Scholl schafft es immer wieder mitreißende Melodien mit knackigen Rhythmen zu versehen. Ein klasse Album, das mir vor allem in der DTS 5.1-Version viel Freude bereitet hat, denn erst hier kommen die Sounds so richtig zur Geltung. Der Surround-Mix ist ihm sehr gut gelungen und man hat das Gefühl von Klängen umspült zu werden. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, September 2012

 
   

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