Moonbooter - Cosmologica
 

Moonbooter - Cosmologica
MellowJet Records (2010)
(12 Stücke, 77:33 Minuten Spielzeit)

Zum Ende des Jahres 2010 hatten Harald Nies und Bernd Scholl aka Moonbooter über den Schallwende e.V., der Veranstalter des Konzertes war, zu einem Auftritt in das Bochumer Planetarium gebeten. Unter dem Titel „Hello 2011“ sollte schon mal auf das neue Jahr eingestimmt werden. Und wer Bernd Scholl kennt, der weiß, dass er nicht einfach älteres Material live präsentiert, sondern neue Stücke im Gepäck hat. Und diese Stücke sind am gleichen Tag auch auf CD erschienen. Das neue Werk heißt „Cosmologica“.

 

 


Mit „Cosmologica“ (nicht zu verwechseln mit dem 2009’er Werk „Cosmoclimax“) veröffentlicht Bernd neben „Wolrd Of Apes 1“bereits das zweite Album in 2010. Allerdings ist der Titel der CD schon als Hommage an die beiden Alben „Teralogica“ und „Cosmoclimax“ zu sehen. Ich hatte ja schon in meinen letzten Rezension geschrieben, dass sich Moonbooter-Alben durch ihre klangliche und musikalische Qualität auszeichnen und so ist das auch mit dem neuesten Output.

Bernd sagt selbst über das Album: „Cosmologica“ sollte zum einen wieder die naiv-verspielten Ideen meines Debütalbums fortführen und gleichzeitig den eleganten und ausgereiften moonbooter-Sound meiner letzten Alben besitzen. Ich verwarf alles was ich über Spacemusik bis dato wusste, denn pure Sphären und Flächen kann und wollte ich einfach nicht. Es soll etwas passieren. Man soll die Musik hören, fühlen und erleben. Das hatte mit „Cosmoclimax“ bereits funktioniert. Es galten keine Regeln. Inspiration war nur die Vorstellung darüber, was ich selbst unter dem Sternenhimmel gerne höre. Dabei halfen mir wissenschaftliche aber auch philosophische Vorträge über Quasare, das interstellare Medium, schwarze Löcher und vieles mehr in über 200 faszinierende Folgen „Alpha Centauri“. So saß ich so manche Sommernacht draußen und blickte in den Himmel um gleich darauf musikalische Ideen zu skizzieren. Ohne darüber nachzudenken verwendete ich wesentlich mehr akustische Instrumente und spielte dabei auch die Gitarren selbst ein. Zusammen mit elektronischen Klängen entstand eine Symbiose in der man beide Welten kaum unterscheiden kann. Diese Gegensätze führte ich konsequent mit teils melancholischen aber auch humorvollen Melodien weiter.

Gestartet wird die CD mit dem Intro „Outset Of Time“, das gerade mal zweieinhalb Minuten lang ist und zunächst atmosphärische Klangbilder, unterlegt mit einigen Mönchsgesängen, aufzeigt. Damit leitet es dann direkt in den Anschlusstitel „2011“ ein bzw. über, der auch gleich das erste Highlight des Albums darstellt.

Zunächst noch sehr verhalten startet das Stück, richtig los geht es aber  sobald der basslastige Synthierhythmus einsetzt und Schiller artige Momente aufkommen lässt. Spätestens wenn der Rhythmus anschlägt, hat man das Gefühl, das man tanzen möchte, denn diese Musik kann keinen kalt lassen. Das ist dieser typisch faszinierende Sound, den neben Schiller eigentlich nur Moonbooter in der Lage ist in dieser Perfektion zu spielen. Eigentlich gehört Bernd mit seiner Musik ins Vorprogramm von Schiller.

In meinem Konzertbericht zum Auftritt von Bernd am 30.12.2010 hatte ich schon geschrieben dass mich einige Stellen in „Mare Tranquillitatis“ komischerweise an die britische Serie „Die Zwei“ (mit Roger Moore und Tony Curtis) erinnert. Vor allem dieses mediterrane Motiv ist es, das mich dazu bewegt. „Mare Tranquillitatis“ ist ein sehr schöner, melodischer und ruhiger Track zum Träumen.

„Dipolar“ ist ein Stück im typischen Moonbooter-Stil, wie man ihn seit seinem Debüt „Teralogica“ kennt. Und mit „Mondkanone“ verbeugt sich Bernd kurz am Anfang des Stückes vor dem großen Franzosen Jean Michel Jarre. Das geschieht aber nicht unterwürfig, denn Bernd schafft es immer wieder seinen eigenen Stil in den Vordergrund zu stellen, auch wenn mal Anleihen an andere große Musiker herauszuhören sind. Darüber hinaus ist dieses Stück ein treibender Elektroniktrack, der einfach nur Spaß macht. Eine weibliche Stimme erzählt im Mittelteil einen Text, der etwas Nostalgisches, Märchenhaftes hat (so wie etwa bei Jules Verne).

Es folgen weitere tolle Stücke wie die Midtemponummer „The Carrousel“, das wieder an Jarre erinnernde „Origin Of Oxygene“ (Wer hätte das bei diesem Titel gedacht?), das tolle von Sequenzerrhythmen getriebene „Spacerace“, das wieder ein wenig an Schiller erinnernde „Superflare“, das spannend aufgebaute und typisch Moonbooter mäßige „50000 Quaoar“, das träumerische „Intermedium“ und das mystische „Unraged“.

Auch mit „Cosmologica“ ist Bernd „Moonbooter“ Scholl wieder ein qualitativ hochwertiges Album gelungen. Die Musik, die eigentlich für das Konzert im Planetarium erstellt wurde, funktioniert auch ganz hervorragend ohne die Bilder in der Planetariumskuppel. Ein klasse Album, das ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, Januar 2011

 
   

CD-Kritiken-Menue