Mike Hans Steffl – Fragments Of A Journey
 

Mike Hans Steffl – Fragments Of A Journey
Aural Films (2025)

(10 Stücke, 74:32 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Mike Hans Steffl veröffentlicht am 04.09.2025 sein neues Album unter dem Titel „Fragments Of A Journey“. Es trägt den Untertitel „Memories Of The Future“ und ist erneut ein Konzeptalbum geworden. Es kann sowohl digital bei Bandcamp als auch als CD erworben werden. Dabei geht es um Fragmente eines Lebensweges und das zeigt auch das Frontcover des Albums recht deutlich. Da führt der Weg, wie im wahren Leben, ins Ungewisse mit Licht und Schatten.

 

 


Mike Hans Steffl beschreibt es wie folgt: „Fragments Of A Journey“ befasst sich mit unserem Lebensweg und betrachtet ihn aus einer fiktiven Zukunftsperspektive, um ein universelles Bild zu schaffen. Die Musik greift bewusst Momente auf, die jeder Mensch kennt, unabhängig von Zeit und Herkunft, und die unsere Entwicklung geprägt haben. Diese Fragmente beeinflussen unsere persönliche Entwicklung auf dem Weg unseres Lebens. In den 10 Titeln des neuen Albums kann sich jeder Hörer wiederfinden, seinen eigenen Weg oder seine Erfahrungen mit vergangenen Tagen seines Lebens in Verbindung bringen und darüber nachdenken, lächeln oder sich selbst bewundern.“ So beschreibt Steffl die Musik auf seinem neuen Album.

Und weiter sagt Steffl zu dem Aufnahmeprozess: „Mit jedem neu komponierten Stück wurde mir bewusst, wie sehr Musik Erinnerungen bewahrt, aber auch neue Perspektiven eröffnet. Die Melodien und Harmonien, die während des kreativen Prozesses entstanden sind, spiegeln nicht nur vergangene Erfahrungen wider, sondern lassen auch Raum für Interpretationen, die noch kommen mögen. Besonders beim Komponieren habe ich erlebt, wie einzelne Klangfragmente zu einem größeren Ganzen zusammenpassen – wie Mosaiksteine, die zusammen ein Bild ergeben, das in ständiger Bewegung bleibt und immer wieder neue Facetten offenbart. Diese musikalischen Reiseabschnitte laden dazu ein, über die eigene Zeit hinauszudenken und die Verbindung zwischen gestern und morgen zu spüren.“

Zu Beginn des Albums geht es in den Wald mit dem sechseinhalbminütigen Stück „Into The Forest“. Perlende Synthesizerklänge schweben sanft durch den Raum, unterlegt von hellen, flächigen Sounds und Harmonien. Das klingt alles sehr entspannt und bekommt nach gut anderthalb Minuten mehr Dynamik und die Harmonien übernehmen nun die Oberhand. Steffl baut das Stück immer weiter auf, in dem er nun Soli spielt und auch einen Drumrhythmus hinzufügt. Das ist schon mal ein guter Einstieg in das Album und ein positiver Start in die Thematik.

Das siebeneinhalbminütige „Passages“ beginnt dagegen mit mysteriösen Klangbildern. Nach einer Minute startet ein rhythmischer Synthesizersound, der eine gewisse surreale Wirkung erzielt. Auch sind die Klänge zunächst nicht harmonisch aufeinander abgestimmt. Nach etwa zwei Minuten Spielzeit kommt dann ein Sound auf, der an die „Berliner Schule“ eines Klaus Schulze erinnert, den Steffl aber mit einigen Effekten wie zirpende Synthies verziert. Auch Soli, die an Acts wie Akikaze erinnern, hat Steffl in den Track eingebaut. Ein Stück, bei dem man nicht weiß, in welche Richtung es uns trägt, da mehrere Passagen möglich sind.

Auf einen Umweg nimmt er uns dann im fünfeinhalbminütigen „Detour“ mit. Ein flatternder Synthesizerklang, der mit einer Art von Bassschlägen ergänzt wird, leitet in dieses Stück ein. Auch hier lässt Steffl die Synthies zirpen und spendiert noch einen Drumrhythmus. Nach etwas mehr als einer Minute erklingt dann so etwas wie eine Retromelodie, die an frühe Computer erinnert. Im Kontrast dazu finden sich auch noch einige etwas düsterere Klänge.

Das ebenfalls fünfeinhalbminütige „Butterfly Directions“ hat chaotische Richtungsangaben zum Thema. Nach einem recht spacigen Beginn kommt dann nach mehr als einer Minute ein schöner Rhythmus auf, auf den sich Harmonien legen. Steffl hat hier auch noch einige Klänge eingebaut, die etwas gegen die Harmonie anspielen, was hier wohl die unterschiedlichen Richtungen darstellen soll. Richtig chaotisch wird es aber nicht.

Musikalisch geht es dann in die fast siebenminütige „Rush Hour“. Schnelle Sequenzerrhythmen, die auch einige Male leicht an Kraftwerk & Co. erinnern, aber doch ein ganz eigenes Flair verströmen, machen die Hektik der Rush Hour hörbar, die stoisch voranschreitet.

Recht sanft und harmonisch startet dann das siebeneinhalbminütige „Getting Lost“. Man kann sich in diesen sehr harmonischen und rhythmischen Track gedanklich verlieren. Und in der Tat geht es darum, sich selbst zu verlieren. Zum Ende hin verlieren sich auch die Harmonien in Klänge, die wie ein Blick in einen dunklen Tunnel anmuten. Das muss dann aber jeder selber für sich empfinden.

In dem achtminütigen „Blindfolded Guide“ geht es darum, von einem blinden Führer geleitet zu werden. Das bedeutet eine große Menge Vertrauen, kann aber auch bedrohlich sein, wenn man bedenkt, dass der Guide den Weg nicht sieht. Sphärisch zeigt sich der Beginn dieses Stückes. Dann kommen Sequenzer und Arpeggios ins Spiel, die sich mit mysteriösen Klängen abwechseln. Das wirkt teils wie ein fiebriger Traum. Dann wird es rhythmischer und es kommt gar ein stampfender Beat auf, zu dem sich schnell gespielte Synthesizerklänge gesellen. Das wirkt auf mich ein wenig hektisch und endet dann wiederum in einem ruhigen Ausklang.

„Out Of Nothing Into Something“ ist mit zwölfeinhalb Minuten Spielzeit der längste Track des Albums. Ein recht mysteriös klingendes Stück, das zwischen harmonischen und leicht düsteren Parts hin und her pendelt.

Danach geht es mit dem fünfminütigen „Dead End Road” in die Sackgasse. Auch dieses Stück wirkt mysteriös und verbindet Harmonien mit disharmonischen Einwürfen. Das Album endet dann mit dem neunminütigen „Out Of Reach” recht spacig und harmonisch.

Auch auf dem neuesten Album „Fragments Of A Journey“ hat der süddeutsche Elektronikmusiker Mike Hans Steffl sich wieder einem Thema gewidmet. Dieses Mal sind es Lebenswege, die aus einer fiktiven Zukunftsperspektive betrachtet werden. Herausgekommen ist ein spannendes Werk, das verschiedene Stimmungsbilder zeichnet und dabei auch Harmonien mit disharmonischen Elementen verbindet. Hier kann jeder sein Kopfkino einschalten.

Stephan Schelle, September 2025

 
   

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