MiDaMi - Longing
 

MiDaMi - Longing
MHS Music (2025)

(
4 Stücke, 42:26 Minuten Spielzeit)

MiDaMi ist ein experimentelles Bandprojekt von Mira Mazumdar, Daniel Anderson und Mike Hans STEFFL. Die Drei kennen sich seit Jahren durch ihre Arbeit in der Film/TV-Produktion. Im Herbst 2022 veröffentlichte das Trio ihr erstes gemeinsames Werk unter dem Titel „Project ONE“. Am 20.02.2025 haben sie nun mit „Longing“ nachgelegt.

 

 


Hier zunächst einige Infos zu den Musikern/in:

Mira Mazumdar ist eine bekannte Schauspielerin und bildende Künstlerin. In diesem Projekt nutzt sie ihre konstruktive Neigung, Drehbuchinhalte und Dialogtexte zu hinterfragen, um die von Daniel Anderson geschriebenen Texte zu analysieren, zu dekonstruieren und neu zu arrangieren. Ihre expressive Art der Interpretation lotet die Gefühlswelt der Texte bis zu den Grenzen aus.

Daniel Anderson ist ein erfahrener Film-, Theater- und Fernsehregisseur und Drehbuchautor. Er schreibt längere Prosa, Kurzgeschichten und Gedichte und verfasst die Songtexte in unserem Projekt. Er ist auch ein ausgezeichneter Musiker. Er spielt Bässe, akustische Gitarren und elektrische Gitarren für die Musikaufnahmen. Sein Spiel ergänzt die Klanglandschaften der elektronischen Synthesizer-Musik von Mike Hans STEFFL auf wunderbare Weise.

Mike Hans STEFFL ist seit vielen Jahren Director of Photography (Kameramann) und war oft für die Bilder in den gemeinsamen TV-Produktionen verantwortlich. Seine Musik baut auf visuellen Klanglandschaften in der Tradition von Klaus Schulze, Vangelis und Tangerine Dream auf. Der Einfluss der Berliner Schule ist ebenso spürbar wie der Wunsch, eine vielschichtige Klangreise zu schaffen. Beim Hören der Musik sollen sich Räume öffnen, die für jeden Einzelnen anders sind. Diese Räume sollen sich verändern und in andere Welten verwandeln. Es geht nicht darum, Melodien oder Rhythmen fest zu verankern. Vielmehr geht es darum, ein emotionales, momentanes Abbild unseres Lebens zu schaffen: Das Dasein als ständige Bewegung und Veränderung, während wir versuchen, es zu fixieren.

In „Longing“ geht es um das Thema, das uns unser ganzes Leben lang beschäftigt: Die komplexe Welt der Liebe. Wir reisen durch diese Welt auf der ständigen Suche nach dem einen Glück. Doch nur selten finden wir das, was wir uns so verzweifelt wünschen. Ein bekanntes Thema, das aber für jeden Menschen immer wieder lebensbestimmend ist.

Vier Stücke umfasst das Album, das mit dem zwölfminütigen Titeltrack startet. In diesem Stück wird schon die Nähe zur „Berliner Schule“ deutlich, in dessen Richtung Mike Hans STEFFLs Musik weist. Die ersten Klänge gehen dabei in Richtung Klaus Schulze. Nach einigen Momenten wird es dann atmosphärisch und Mira Mazumdar rezitiert nun einen Text in englischer Sprache. Dabei wandelt sie zwischen einem erzählerischen Stil und gesungenen Passagen. Einiges wirkt dabei wie eine sanfte Version von Laurie Anderson. Hans Mike untermalt dies mit atmosphärischen und leicht melodiösen Klanggebilden. Daniel Anderson baut zusätzlich einige akzentuierte Bass- und Gitarrenklänge mit ein. In der Mitte sorgt der Bass für einen guten Groove, um den dann die Keyboardsounds tanzen und auf die Miras Stimme gelegt ist. Nach weiteren Minuten kommt dann ein schnellerer Rhythmus auf, der darüber hinaus eine krautige Stimmung hinzufügt. Alles wirkt jetzt ein wenig gehetzt, was aber eine hypnotische Ausstrahlung besitzt. Und trotzdem bleibt das Ganze doch sehr eingängig und melodisch. Für mich ist dieser Track das Highlight des neuen Albums.

Als nächstes folgt das neunminütige „Sad Animal“. Zunächst sind einige surreal anmutende Klänge zu vernehmen. Nach gut anderthalb Minuten kommen verzerrt gesprochene Worte auf, die sich auf die elektronischen Sounds legen. Darauf folgt eine einfache Melodiefolge auf die Mira dann wieder einen Text intoniert. Einige elektronische Klänge wirken gegensätzlich, haben dadurch aber eine gewisse Ausstrahlung. Das klingt ungewöhnlich, aber trotzdem harmonisch. Ab der Mitte wird es dann etwas chaotisch, da hier verschiedene Klänge aufeinander geschichtet wurden, die nicht richtig zu passen scheinen. So erzeugen die Drei eine eigenartige Stimmung, die experimentell wirkt.

„Shades Of E“ ist mit 15 Minuten Spielzeit der längste Track des Albums. Mit einem sanften, Bassrhythmus (wurde anlog mit einem Stagg fretless 4-string und einem Dingwall 5-string eingespielt), der sich durch den Raum bewegt, starten MiDaMi in diesen Longtrack. In den ersten drei Minuten entwickelt sich dieser Sound nur langsam und bekommt dann ein wenig mehr Dynamik. Dieses Stück wirkt zeitlupenartig, da die Klänge dahinmäandern und nur durch einige Klänge unterbrochen werden.

Den Abschluss bildet dann das 6:24minütige „Elegy“ das mit Sprachsamples beginnt die wie in einer Bahnhofshalle oder einer ähnlichen Szenerie wirken. Dann setzt der Synthesizer ein und zeichnet flirrende Klanggemälde. Nach wenigen Momenten kommt dann ein Rhythmus auf und man ist an modernere Sounds eines Klaus Schulze erinnert. Jetzt setzt auch wieder Miras gesprochene Stimme ein. Ab der Mitte wechselt Mira dann von Sprache in Gesang, der gut ins Ohr geht. Auch wechselt der Track jetzt in einen melodischeren Part. Gerade in dieser Phase spielt das Trio seine Stärken aus.

Das zweite Album von MiDaMi, „Longing“, ist ein spannendes Werk, bei dem vor allem der Titeltrack und der zweite Teil des Stückes „Elegy“ zu den Highlights zählen.

Stephan Schelle, März 2025

 
   

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