MiDaMi - Longing MiDaMi ist ein experimentelles Bandprojekt von Mira Mazumdar, Daniel Anderson und Mike Hans STEFFL. Die Drei kennen sich seit Jahren durch ihre Arbeit in der Film/TV-Produktion. Im Herbst 2022 veröffentlichte das Trio ihr erstes gemeinsames Werk unter dem Titel „Project ONE“. Am 20.02.2025 haben sie nun mit „Longing“ nachgelegt. |
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Mira Mazumdar ist eine bekannte Schauspielerin
und bildende Künstlerin. In diesem Projekt nutzt sie ihre konstruktive
Neigung, Drehbuchinhalte und Dialogtexte zu hinterfragen, um die von Daniel
Anderson geschriebenen Texte zu analysieren, zu dekonstruieren und neu zu
arrangieren. Ihre expressive Art der Interpretation lotet die Gefühlswelt
der Texte bis zu den Grenzen aus. Daniel Anderson ist ein erfahrener Film-, Theater-
und Fernsehregisseur und Drehbuchautor. Er schreibt längere Prosa,
Kurzgeschichten und Gedichte und verfasst die Songtexte in unserem Projekt.
Er ist auch ein ausgezeichneter Musiker. Er spielt Bässe, akustische
Gitarren und elektrische Gitarren für die Musikaufnahmen. Sein Spiel ergänzt
die Klanglandschaften der elektronischen Synthesizer-Musik von Mike Hans
STEFFL auf wunderbare Weise. Mike Hans STEFFL ist seit vielen Jahren Director of
Photography (Kameramann) und war oft für die Bilder in den gemeinsamen
TV-Produktionen verantwortlich. Seine Musik baut auf visuellen
Klanglandschaften in der Tradition von Klaus Schulze, Vangelis und Tangerine
Dream auf. Der Einfluss der Berliner Schule ist ebenso spürbar wie der
Wunsch, eine vielschichtige Klangreise zu schaffen. Beim Hören der Musik
sollen sich Räume öffnen, die für jeden Einzelnen anders sind. Diese Räume
sollen sich verändern und in andere Welten verwandeln. Es geht nicht darum,
Melodien oder Rhythmen fest zu verankern. Vielmehr geht es darum, ein
emotionales, momentanes Abbild unseres Lebens zu schaffen: Das Dasein als ständige
Bewegung und Veränderung, während wir versuchen, es zu fixieren. In
„Longing“ geht es um das Thema, das uns unser ganzes Leben lang beschäftigt:
Die komplexe Welt der Liebe. Wir reisen durch diese Welt auf der ständigen
Suche nach dem einen Glück. Doch nur selten finden wir das, was wir uns so
verzweifelt wünschen. Ein bekanntes Thema, das aber für jeden Menschen
immer wieder lebensbestimmend ist. Vier Stücke umfasst das
Album, das mit dem zwölfminütigen Titeltrack startet. In diesem Stück
wird schon die Nähe zur „Berliner Schule“ deutlich, in dessen Richtung
Mike Hans STEFFLs Musik weist. Die ersten Klänge gehen dabei in Richtung
Klaus Schulze. Nach einigen Momenten wird es dann atmosphärisch und Mira
Mazumdar rezitiert nun einen Text in englischer Sprache. Dabei wandelt sie
zwischen einem erzählerischen Stil und gesungenen Passagen. Einiges wirkt
dabei wie eine sanfte Version von Laurie Anderson. Hans Mike untermalt dies
mit atmosphärischen und leicht melodiösen Klanggebilden. Daniel Anderson
baut zusätzlich einige akzentuierte Bass- und Gitarrenklänge mit ein. In
der Mitte sorgt der Bass für einen guten Groove, um den dann die
Keyboardsounds tanzen und auf die Miras Stimme gelegt ist. Nach weiteren
Minuten kommt dann ein schnellerer Rhythmus auf, der darüber hinaus eine
krautige Stimmung hinzufügt. Alles wirkt jetzt ein wenig gehetzt, was aber
eine hypnotische Ausstrahlung besitzt. Und trotzdem bleibt das Ganze doch
sehr eingängig und melodisch. Für mich ist dieser Track das Highlight des
neuen Albums. Als nächstes folgt das
neunminütige „Sad Animal“. Zunächst sind einige surreal anmutende Klänge
zu vernehmen. Nach gut anderthalb Minuten kommen verzerrt gesprochene Worte
auf, die sich auf die elektronischen Sounds legen. Darauf folgt eine
einfache Melodiefolge auf die Mira dann wieder einen Text intoniert. Einige
elektronische Klänge wirken gegensätzlich, haben dadurch aber eine gewisse
Ausstrahlung. Das klingt ungewöhnlich, aber trotzdem harmonisch. Ab der
Mitte wird es dann etwas chaotisch, da hier verschiedene Klänge aufeinander
geschichtet wurden, die nicht richtig zu passen scheinen. So erzeugen die
Drei eine eigenartige Stimmung, die experimentell wirkt. „Shades Of E“ ist
mit 15 Minuten Spielzeit der längste Track des Albums. Mit einem sanften,
Bassrhythmus (wurde anlog mit einem Stagg
fretless 4-string und einem Dingwall 5-string eingespielt), der sich durch den Raum bewegt,
starten MiDaMi in diesen Longtrack. In den ersten drei Minuten entwickelt
sich dieser Sound nur langsam und bekommt dann ein wenig mehr Dynamik.
Dieses Stück wirkt zeitlupenartig, da die Klänge dahinmäandern und nur
durch einige Klänge unterbrochen werden. Den Abschluss bildet
dann das 6:24minütige „Elegy“ das mit Sprachsamples beginnt die wie in
einer Bahnhofshalle oder einer ähnlichen Szenerie wirken. Dann setzt der
Synthesizer ein und zeichnet flirrende Klanggemälde. Nach wenigen Momenten
kommt dann ein Rhythmus auf und man ist an modernere Sounds eines Klaus
Schulze erinnert. Jetzt setzt auch wieder Miras gesprochene Stimme ein. Ab
der Mitte wechselt Mira dann von Sprache in Gesang, der gut ins Ohr geht.
Auch wechselt der Track jetzt in einen melodischeren Part. Gerade in dieser
Phase spielt das Trio seine Stärken aus. Das zweite Album von
MiDaMi, „Longing“, ist ein spannendes Werk, bei dem vor allem der
Titeltrack und der zweite Teil des Stückes „Elegy“ zu den Highlights zählen. Stephan Schelle, März 2025 |
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