Michael Brückner – Thirteen Rites Of Passage
 

Michael Brückner – Thirteen Rites Of Passage
SynGate Records (2014)
(7 Stücke, 76:58 Minuten Spielzeit)

Anfang des Jahres erschein bei dem deutschen Elektroniklabel SynGate das neueste Werk von Michael Brückner, dem Workaholic der Elektronikmusik. Die CDR trägt den Titel „Thirteen Rites Of Passage“ und ist mit Ausnahme von „A Train Of Thought“, das im Dezember 2013 im Studio aufgenommen wurde, eine Zusammenstellung von Stücken, die Michael während der 2013 stattgefundenen Konzerte (teils direkt beim Konzert mitgeschnitten, teils von den Rehearsals) aufgenommen hat.

 


Sieben Stücke mit Laufzeiten zwischen 7:42 und 14:30 Minuten befinden sich auf dem Silberling. Diese sind bei den unterschiedlichsten Events wie zum Beispiel bei den „Wohnzimmerkonzerten“ bei Elke und Norbert Zumdiek sowie bei Olaf Lux, bei der Schwingungen Gartenparty in Hamm, in der BetterLife Akademie Lingenfeld und im Club Ritter Butzke in Berlin, aufgenommen worden.

Los geht es mit dem mehr als 14minütigen „Fluctuations Number Three (incl. Welcome To My Garden)“. Dem Titelzusatz entsprechend wird dies ein Stück sein, das in Winnie’s Garten bei der Schwingungen Gartenparty gespielt wurde. Sehr symphonisch und teilweise auch sakral mit einem Verweis in Richtung Klaus Schulze & Co. beginnt dieses Stück. Harmonien und sanfte Melodiebögen durchziehen dieses Stück genau so wie sphärische, Stimmungsbildende Klangkaskaden. Erst bei gut der Hälfte des Tracks kommt dann ein Rhythmus auf, der dem Stück einen ordentlichen Schub gibt. Hier scheint dann auch Thomas „Tommy“ Betzler an seinem Schlagzeug ins Spiel zu kommen.

Das elfminütige Titelstück folgt als nächstes. Dieses beginnt recht spacig und ich fühle mich in den nahen Orbit versetzt. Dann setzt Michael Streichersounds, die recht nostalgisch klingen, darauf. Es dauert auch hier eine Weile (gut vier Minuten) bis ein Rhythmus einsetzt und sich die Stimmung ändert. Leichte Anleihen an die „Berliner Schule“ sind ab Minute Fünf auszumachen. Aber immer noch schreitet das Stück gemächlich und in einer sehr spacigen Form dahin. Allerdings hält es durch seine Klangformationen den Hörer gefangen.

Ebenfalls spacig beginnt „A Train Of Thoughts“, der einzige Studiotrack. Hier kommen dann nach gut einer Minute die Sequenzer auf, die den Rhythmus vorgeben. Mit zunehmender Dauer wird das Stück immer druckvoller. Das fast achtminütige „Gentle Passages“ ist dagegen ein ruhiges, hypnotisches Elektronikstück, bei dem die Sounds durch den Raum wabern. Die Pianomotive im zweiten Teil des Stückes erinnern wieder ein bisschen an den Stil eines Klaus Schulze.

Treibende Beats hat Michael dann in dem fast neunminütigen „Spine Transfer Dotcom“ zu bieten. Das hat schon was von Trance, klingt aber vom Rhythmus her etwas trockener. Im weiteren Verlauf treten dann wieder die traditionellen Elektronikklänge in den Vordergrund. Durch die Sounds kombiniert mit dem Rhythmus entsteht eine unglaublich hypnotische Stimmung.

Mit „The Goddess Of The Amber Trees (inc. So’Ham)“, das mit gut 13 Minuten ebenfalls zu den Longtracks zählt, hat Michael anscheinend ein weiteres Stück von der Schwingungen Gartenparty auf die CDR gepackt. Sehr mystisch wirkt das Stück, bei dem es vornehmlich um den Aufbau von Stimmungsfeldern geht. Hier sucht man Melodien oder auch aneinander gereihte Harmonien vergeblich. Den Abschluss bildet dann „Fluctuations Number One“, das es auch knapp auf über zehn Minuten bringt. Dieses ist wohl das eingängigste Stück, denn hier ist ein ansprechender Grundrhythmus als Unterbau von Harmonien und Melodiebögen erstellt worden. Ein Stück bei dem man einfach so träumen kann.

Auf der CD „Thirteen Rites Of Passage“ zeigt Michael Brückner die ganze Bandbreite seines Könnens, denn die Stücke bieten unterschiedliche Atmosphären und Strukturen. Dennoch ist die CD recht eingängig gestaltet, was es für Elektronikfreunde, die bisher noch keine Musik von ihm gehört haben, noch relativ einfach macht. Mir jedenfalls gefällt diese Zusammenstellung.

Stephan Schelle, Juni 2014

 
   

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