Michael Brückner - Recycled Life Zu Michael Brückner’s neuestem Album zitiere ich zunächst aus dem Booklet: Wie für alle anderen auch, hat die weltweite COVID 19-Pandemie die meisten Pläne, die ich über das Frühjahr 2020 hinaus gemacht hatte, über den Haufen geworfen - vor allem, was Live-Veranstaltungen angeht: Es gab mindestens drei Konzerte, die ich in diesem Jahr zu spielen hoffte, natürlich fand keines davon statt. |
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„Recycled
Life“ ist eine randvolle Doppel-CDR geworden, bei der einige Stücke
nahtlos ineinander übergehen. Bis auf „A Question Of Re-Entry“, mit der
die zweite CDR beginnt, sind alle anderen Stücke Aufnahmen für zwei
Streamingkonzerte. Die Stücke 2 - 5 auf der zweiten CDR entstanden für die
Serie „Lockdown Livestreamings“ und die Stücke der ersten CDR sowie
Track 6 und 7 der zweiten CDR entstanden für „Nick’s Virtual Garage“. Michael
Brückner wandelt bei diesen Aufnahmen wieder auf den Pfaden der melodischen
Elektronik mit einem Hauch „Berliner Schule“ und lässt dabei seine
eigene Handschrift dominieren. Das Cover zeigt vorwiegend
Unterwasseraufnahmen und so sphärisch geht es dann auch bei der Musik zu.
Mit flächigen Sounds beginnt die erste CDR mit dem Stück „The
Recirculation Chambers“ und wird zunächst von akzentuiert gesetzten
Beckenschlägen unterbrochen, die dann nach drei Minuten in einen
Schlagzeugrhythmus wechseln. Nach wenigen Momenten kommt dann eine
wunderbare Melodie auf und es entwickelt sich eine Passage mit Elektropop,
die schnell ins Ohr geht. Der
nächste Track „The In-Between (Part 1)“ wird dann von schwebenden,
ambienten Klängen bestimmt. „Störtebecker Returning“ sorgt mit seinen
melodischen Keyboardkaskaden, die perlend durch den Raum ziehen, für eine
verträumte Stimmung. Im weiteren Verlauf kommt eine weitere Synthiestimme
auf, die dazu eine Melodielinie spielt und mit einem Percussionrhythmus
unterlegt ist. Das kommt sehr gut. „The In-Between (Part 2)“ ist dann
eine aus Stimmungsbildern bestehende Bridge zu „Backspin“. Michael Brückner
zieht die Hörer mit wunderbaren Sounds, Flächen und Melodiebögen von
Beginn an in seinen Bann. Dabei bauen sich die Tracks zu einem einzigen
Longtrack auf CDR 1 auf. Die
zweite CDR beginnt mit der Studioaufnahme „A Question Of Re-Entry“, die
sich aber perfekt in das Gesamtbild und die Stimmung des Albums einfügt.
Sanft ziehen hier zunächst die Flächen und Harmonien umher um dann nach
wenigen Momenten eine Melodielinie spendiert zu bekommen. Das wirkt leicht
spacig und verträumt. Im Mittelteil wird es dann rhythmischer. Danach
folgen vier Tracks, die für die „Lockdown Livestreamings“ entstanden
sind. Dies
beginnt mit dem wunderbaren „Recycled Lives“, das zunächst recht
futuristische und surreale Klänge bietet, nach einer Minute in einen
hymnischen Part wechselt, um sich dann ab Minute 2:30 richtig zu entfalten.
Ab jetzt kommen Rhythmuselemente auf - zunächst noch verhalten - die sich
im weiteren Verlauf zu perlenden Mustern entwickeln und dann durch ein
Schlagzeug immer mehr an Druck gewinnen. Das fesselt genauso wie auf der
ersten CDR. Dem folgt das mit einem schnellen Rhythmus versehene „Round
And Round“. Das kurze „„The In-Between (Part 5)“ zeigt sich dann als
melodische Brücke zu „Gentle Rotation (Version 2)“. Die beiden für
„Nick’s Virtual Garage“ eingespielten Stücke „Loop Velocity“ und
„The Cycle (Stepping Out)“ beenden dann den zweiten Silberling, ohne das
ein Bruch in der Stimmung entsteht. Eine
Besonderheit ist, dass der Track „Gentle Rotation“ in zwei
unterschiedlichen Variationen (Arrangement und Laufzeit) bei beiden
Streamingkonzerten gespielt wurde und sich beide Versionen auf den CDRs
befinden. Schon
wieder hat Michael Brückner ein grandioses Elektronikalbum eingespielt.
Dieses Mal stammen die Stücke von zwei Streamingkonzerten, die während des
Covid 19-Lockdowns entstanden sind. Der Doppeldecker mit dem Titel
„Rycycled Life“ ist randvoll mit melodischen Tracks. Wie immer bei
Michael Brückner ist der Qualitätsstandard sehr hoch. Stephan Schelle, September 2021 |
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