Michael Brückner – R Is For „Rocket“ And S Is For „Space“
 

Michael Brückner – R Is For „Rocket“ And S Is For „Space“
Eigenvertrieb (2012)
(11 Stücke, 75:38 Minuten Spielzeit)

Der Titel der 2012’er CDR „R Is For „Rocket“ And S Is For „Space“” des Elektronikmusikers Michael Brückner ist schon recht ungewöhnlich. Dafür ist aber die Musik auf dem Silberling von aller erster Güte. Die Musik ist nicht etwa abgehoben oder im spacig/sphärischen Bereich angesiedelt, vielmehr zeigt sie tolle Melodien und Harmonien deren Stil mit keinem anderen Act der Elektronik vergleichbar ist. Die Stücke sind ineinander verwoben, so dass man am besten das Album an einem Stück hört.

 


Das eröffnende zweiminütige „Into The Darkness“ wirkt wie der Start in einem unbekannten Raumschiff. Das ist futuristisch, collagenartig und doch auf eine eigene Weise recht harmonisch. Nahtlos geht es dann in das verträumte „L’Etoile Inconnue“ über, das sich mit seinen Gänsehaut treibenden Klängen sanft unter die Haut schiebt. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt hat Michael den Hörer fest in der Hand und lässt ihn nicht wieder los. Im zweiten Teil dieses Viereinhalbminüters kommt dann eine unwiderstehliche Melodie hervor. Das hat weitläufig Ähnlichkeit mit Jean Michel Jarre und eigentlich auch wieder nicht.

Auch das folgende „Farewell To The Master“ hat eine sanfte Melodie und einen dazu passenden sanften Rhythmus zu bieten. Man schwebt förmlich durch Raum und Zeit ohne auch nur ansatzweise in die esoterische Ecke abzudriften. Michael hat für meinen Geschmack intelligent gemachte Elektronikmusik erschaffen, die fasziniert und fesselt. Das weckt bei mir auch Sehnsüchte.

Mystisch wird es dann zunächst in „The Root Of Ampoi“. Langsam und gemächlich ziehen die Klangwolken und zirpenden Klangmuster am Hörer vorbei, wie eine Karawane in der sengenden Sonne. Das klingt nach einer futuristischen, außerirdischen Welt voller Geheimnisse. Im zweiten Teil kommen durch Orgelklänge gar sakrale Töne auf, vermengt mit mystischen Sounds. „Now:Zero“ ist ein collagenartiges Zwischenspiel von gerade mal anderthalb Minuten. Dem folgt dann das 9:37minütige „The Million-Year Picnic“, das von Beginn an Song orientierte Strukturen aufweist. In diesem Stück geht es sehr rhythmisch und melodisch zu und Michael lässt seinen Synthie ordentlich zirpen und zischen.

Es ist einfach toll zu hören, wie spielerisch und doch harmonisch Michael Brückner auf dem Album „R Is For „Rocket“ And S Is For „Space“„ zu Werke geht. Für mich ist das Album eines der besten Elektronikalben, die im Jahr 2012 erschienen sind. Wenn ich das Werk heute höre, bereue ich, dass es bei der Schallwelle-Wahl noch nicht den Bekanntheitsgrad hatte um in die oberen Ränge zu kommen.

„R Is For „Rocket“ And S Is For „Space“” von Michael Brückner ist ein klasse Werk, bei dem der hessische Elektronikmusiker es versteht den Hörer von der ersten Sekunde an zu fesseln. Die CDR macht förmlich süchtig und hat bei mir schon zig Mal den Weg in den Player gefunden. Ein Album, das ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, Juli 2013

 
   

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