Michael Brückner – One Step Behind
 

Michael Brückner – One Step Behind
Eigenvertrieb (2005)
(21 Stücke, 77:14 Minuten Spielzeit)

Über myspace bin ich auf den Elektronikmusiker Michael Brückner aufmerksam geworden. Michael kommt aus Rheinland-Pfalz und beschäftigt sich bereits seit 1993 mit der elektronischen Musik. Neben dieser Soloarbeit ist er seit gut sechs Jahren auch Mitglied einer Artrockband namens B4 Sunrise. Bei dieser Rezension beschränke ich mich aber erst einmal auf Michael’s Solowerk „One Step Behind“.

Mehrere CDRs hat Michael mir zugeschickt. Seine Alben produziert er selbst, das bedeutet, dass er CDRs auf Anfrage erstellt und mit sehr ansprechenden Covern versieht. Auch besitzen die CDRs einen Aufdruck. Als ich in seiner Discografie, die er mir mitgeliefert hat, geblättert habe, war ich zunächst sehr erstaunt, denn Michael kann bereits auf mehr als 80 CDs zurückblicken (jawohl, richtig gelesen). Hier scheint ein richtiger musikalischer Workaholic am Werke zu sein.

 

 


Doch kommen wir zu der Musik von Michael. Die CDR „One Step Behind“ wurde bereits im Jahr 2005 produziert. Die Musik bewegt sich irgendwo zwischen Ambient, experimenteller Elektronik, Dance, TripHop und Drum and Bass. Michael wandelt damit jenseits der ausgetretenen Pfade der traditionellen Elektronik wie zum Beispiel der „Berliner Schule“ und das ist auch gut so.

Ganze 21 Stücke umfasst die 77minütige CDR. Die Laufzeiten der einzelnen Titel liegen zwischen 1:13 und 7:42 Minuten und sind für Elektronikverhältnisse eher kurz. Allerdings muss gesagt werden, dass die CD sehr kompakt klingt und trotz unterschiedlicher Stile in sich geschlossen ist. Alle Stücke zusammen wirken daher wie ein einziges großes Werk. Auf alle Titel einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen, daher hier nur einige Anmerkungen.

Gleich der Opener „Slow Noise In C“ klingt experimentell, denn hier kommen ungewohnte Klänge und Soundeffekte zum tragen. Ein Rhythmus erklingt und eine etwas sägende Gitarre lässt auf den Beginn des Stückes deuten. Doch ehe es richtig losgeht, ist auch schon nach 1:13 Minuten Schluss. Nahtlos folgt aber das rhythmische „Beehive Godzillas“, das außerdem noch einige atmosphärische Synthieklänge aufweist. Das klingt irgendwie neu und erfrischend anders.

Als nächstes folgt mit „A Late Caress“ der längste Track des Albums. Hier bewegt sich Michael auf den Spuren von Wolfram Spyra, denn die Struktur und auch die Sounds, die Michael verwendet, kommen dem von Spyra sehr nahe. Das folgende „Ghost Nap“ besteht aus reinen modernen, sphärischen Sounds. „The Orpheus Hyphenation“ grenzt mit seiner lieblichen Atmosphäre und der Melodielinie schon eher an die traditionelle Elektronik. Ist aber wieder eher dem Stil von Spyra als dem von Tangerine Dream verhaftet.

In „Needle“ kommen dann Drums and Bass-Elemente zum tragen. Das klingt wie ein Techno-Dancetrack mit angezogener Handbremse. Der Rhythmus und die Stimmung gefallen mir aber ganz gut. „Concident Blues“ klingt mit seinem Schlagzeug und den schrägen Sounds eher nach einem Bandprojekt im Bereich Psychedelic-Rock mit Blueseinflüssen, als nach einer Elektronikplatte. Das Titelstück greift dann noch einmal Passagen von „Needle“ auf und kombiniert sie mit weiteren Sounds, darunter auch Vocodergesang. Hier sind auch wieder einige tolle Melodielinien zu finden.

„Aunt Haunt“ ist Rhythmus pur, während „Unknown Land“ durch seine Sounds und dem Sprachgesang sehr psychedelisch klingt. „One Small Piece“ ist wie eine sanfte Klangmalerei, bei der man sich auf einer Wiese liegend, den vorbei fliegenden Sternschnuppen am Himmel zusehend, wieder findet. Mit „Unknown Land (Epilogue)“ beschließt Michael das Album noch einmal mit Gesang, diese Mal mit weiblicher Stimme, die sehr klassisch klingt.

Michael Brückner’s Musik in eine Musikrichtung einzusortieren ist quasi unmöglich, zu viele Stilelemente sind auf dem Album zu finden. Wer bereit ist, sich auf elektronische Musik jenseits des Elektronikmainstreams einzulassen, findet auf „One Step Behind“ eine ganze Reihe an neuen, ungewöhnlichen Klängen. Ihr solltet auf jeden Fall mal einige Songs Probehören, die Michael auf seiner Seite www.myspace.com/michaelbrckner bereithält.

Stephan Schelle, April 2008

 
   

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