Michael Brückner – During A Lull And Other Tales
 

Michael Brückner – During A Lull And Other Tales
SynGate Records (2018)

(6 Stücke, 76:44 Minuten Spielzeit)

Es ist wirklich unglaublich, welch großen qualitativen Output der deutsche Elektronikmusiker Michael Brückner vorzuweisen hat. Man möchte meinen, dass er nichts anderes macht, als seine Gefühle und Ideen musikalisch umzusetzen und dabei eine ungeheuere Stilvielfalt an den Tag legt. Sein letzter Output beim SynGate-Label stammt aus 2018 und nennt sich „During A Lull And Other Tales“ und wurde mir im März 2019 zur Besprechung gegeben. Auf diesem Werk hat sich Michael der „Berliner Schule“ gewidmet. Alle sechs Stücke sind mehr als zehn Minuten lang. 

 

 


Mit „Seen From A Thousand Miles“ startet die CDR. Nach anfänglichen Synthierauschen bzw. -Echos setzen Sounds, die an die „Berliner Schule“ erinnern, ein. Rhythmische Synthiemuster und Flächen bilden hier zunächst das Grundgerüst. Elektronisches Vogelgezwitscher bzw. etwas, dass danach klingt, wird hinzugemischt, während der Track auf den Sequenzermustern ruht. In der Hälfte des Stückes kommen dann Melodiebögen auf. Michael hält über die gesamte Länge von fast 13 Minuten den Spannungsbogen aufrecht.

Perlende Synthiemuster sind zu Beginn des 15:15minütigen „La Femme Derriére La Lune“ zu hören, aus denen einige Flächen entspringen, in die sich ein gesprochener Text und spacige Synth-Motive mischen. Michael wechselt Sounds und Rhythmus und sorgt so in dem Stück für Abwechslung. Zum Ende hin werden durch die Sounds dann mystische Stimmungen aufgebaut.

„In The Springtime Of Our Lives“ ist gut elf Minuten lang und wird von einem ungewöhnlichen Rhythmusmuster getragen, das sich fast über die komplette Länge des Stückes zieht. Diesen Rhythmus variiert Michael sporadisch und baut zusätzlich noch weitere Klangmuster ein. Dadurch entsteht zwar keine Melodie, aber der Sound hat eine gewisse Ausstrahlung, der man sich nicht entziehen kann.

„During A Lull“ beginnt zunächst recht getragen um nach einigen Synthsoli in der zweiten Hälfte durch schnelle Sequenzerrhythmen und weitere Soli Fahrt aufzunehmen. Klingt wie ein von mehreren Musikern improvisiertes, live eingespieltes Stück und erhält dadurch seinen besonderen Flair. Mystisch wirkt „Daphne“ mit seinen anfänglichen Flächen und Synthgeräuschen und den schnelleren Sequenzen, die im weiteren Verlauf hinzugemischt werden.

Das Highlight des Albums hat Michael dann ans Ende des Silberlings gesetzt. Das 13:26minütige „Votre Coeur“ beginnt langsam mit einem sanften Rhythmus und schönen, harmonischen Flächen. Nach etwa drei Minuten startet Michael dann in einen betörenden Part, der zunächst nur vom Sequenzer bestimmt wird und bei dem die Dynamik jetzt stetig angezogen wird. Das hat eine hypnotische Wirkung und die Melodiemuster, die mit eingestreut werden, wirken sehr stimmig. Ein klasse Track.

Michael Brückner ist ein Musiker, der einen immer wieder überrascht. Er bringt immer wieder die unterschiedlichsten Alben auf den Markt, die eine hohe Qualität aufweisen. Das trifft auch auf sein 2018’er Werk mit dem ungewöhnlichen Titel „During A Lull An Other Tales“ zu. Vor allem der

Stephan Schelle, Âpril 2019

 
   

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