Mergener Et Amici – Vitam Aut Mortem
 

Mergener Et Amici – Vitam Aut Mortem
Prudence / BSC (2008)
(12 Stücke, 66:32 Minuten Spielzeit)

Trier ist eine Stadt, in der zahlreiche historische Denkmäler aus der Römerzeit geblieben dem Zahn der Zeit getrotzt haben. Darunter befinden sich neben der Porta Nigra, dem schwarzen Tor, und dem Amphitheater auch die Ruinen der Kaisertherme. Diese Therme mit ihren unterirdischen Gängen ist alljährlich der Ort für ein Lichter- und Klangerlebnis im Rahmen des Römerspektakels „Brot und Spiele“. Die sehr ansprechend ausgeleuchteten Katakomben werden seit Jahren durch atmosphärische Musik des bekannten Elektronikmusikers Peter Mergener - er ist bekannt geworden durch seine Soloalben und das Projekt Software - untermalt.
 

 

Bereits im Jahr 2003 erschien unter dem Titel „Nox Mystica“ die erste CD von Mergener Et Amici (im Jahr 2005 folgte eine Live-DVD), wie sich das Projekt von Peter Mergener und Alquimia nennt. Neben diesen beiden wirkten bei der 2003’er Produktion auch Achim Elsen (Gitarre) und Oral Shakir (Perkussion) mit. Auf dem neuen Album sind neben der Konstante Peter Mergener (Keyboards und Synthies) und der aus Mexiko stammenden Alquimia (Gesang, Keyboards und Synthies) dieses mal noch der Keyboarder Gary Stadler und an der keltischen Harfe Lisa Lynn sowie die Sängerinnen Wendy Rule und Stephanie Scott mit von der Partie.

Die Musik von Mergener Et Amici sorgt nicht nur in der Kaisertherme für atmosphärische Stimmung, sondern wird auch bei den Römerspielen im Amphitheater eingesetzt. Wie es sich für das römische Event gehört, wird der Sound natürlich von einer mittelalterlichen Stimmung geprägt. Obwohl hier drei Keyboarder am Werk sind, klingt das Album recht orchestral, was vor allem an den Sounds liegt. Fast hat man das Gefühl einem Soundtrack zuzuhören. Die Musik funktioniert aber nicht nur in Verbindung mit dem Liveevent, sondern kann auch auf CD überzeugen. Im August 2008 erscheint das Album im sechsseitigen Digipack mit einem achtseitigen Booklet, das viele Bilder des Römerspektakels zeigt.

Mit Wassertropfen treten wir im Eingangstrack „Panem Et Circensis“ in die römische Welt ein und werden von den Klängen verzaubert. Es macht sich sofort eine mittelalterliche Atmosphäre aus dem Mittelmeerraum breit. Ein guter Einstieg in das Album. Bei „Cantus“ hören wir dann erstmals Alquimia’s Stimme. Ihre Stimme und ihr engelsgleicher Gesang schieben sich wie gewohnt sofort unter die Haut.

Aber nicht nur reine mittelalterlich anmutende Tracks bieten Mergener Et Amici. So ist beispielsweise „Ave“ mit einem sehr schönen Rhythmus versehen, der das Stück sehr eingängig macht. Darüber hinaus bietet es durch Strukturwechsel auch genug Abwechslung. In „Morpheus“ spielt Alquimia wieder mit ihrer Stimme. Der Song wirkt durch Flöten und Harfenklänge sehr mittelalterlich, hat aber trotzdem eine gewisse moderne Frische. Und bei „Desiderium“, „Vincula Rumpere“ sowie dem abschließenden „Nox Perpetua“, das stark an „Nox Mystica“ erinnert, blitzt der typische Mergener-Stil, den wir von so vielen Alben (u. a. auch den Software-Produktionen) her kennen, auf.

Ein Feuer prasselt zu Beginn von „Fausta“ und es ertönen auch sakrale Chöre. Eine sanfte Melodie und ein orchestrales Thema wechseln sich in diesem Stück ab. „Somnium Helenae“ beginnt mit Glocken und wird von einer sanften Melodie bestimmt, auf der ein weiblicher Gesang, ähnlich dem der Australierin Lisa Gerrard (Dead Can Dance), gebettet ist. Rhythmisch mittelalterliche Tracks wechseln sich auf dem Album mit herrlich sanften Songs wie zum Beispiel „Angelum Tangere“ ab.

„Vitam Aut Mortem“ ist ein Soundtrack für’s Hirn. Wer die erste Produktion von Mergener Et Amici mochte, der wird auch dieses Album lieben. Aber auch Freunde gut gemachter orchestraler Musik im Soundtrackgewand mit einem mittelalterlichen und mediterranen Einschlag kommen hier voll auf ihre Kosten. Für Mergener Fans und diejenigen, die bereits in Trier bei dem Spektakel „Brot und Spiele“ dabei waren, ist dieses Album eh ein Pflichtkauf.

Stephan Schelle, August 2008

 
   

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