Maxxess - Ultra
 

Maxxess - Ultra
Eigenvertrieb / Klangdesign (2010)
(7 Stücke, 52:15 Minuten Spielzeit)

Mitte Dezember 2006 erschien das letzte Soloalbum von Max Schiefele aka Maxxess unter dem Titel „Offroad“. Im Frühjahr 2010, also drei Jahre nach „Offroad“, beglückt Max die Freunde guter instrumenteller Rockmusik (mit Elektronikeinschlag) mit einem neuen Output. Sieben neue Stücke hat er auf seinem Album „Ultra“ versammelt, die alle seine eindeutige Handschrift tragen, die schon bei den ersten Tönen hörbar ist. Nur wenige Musiker schaffen es heutzutage einen derart unverwechselbaren Sound zu kreieren, Maxxess gehört zweifelsohne dazu.

 


Wie schon auf den Vorgängeralben, so wandelt Maxxess auch auf „Ultra“ zwischen den Musikstilen. Elektronik, Progressive- und Gitarrenrock sind die Zutaten, aus denen seine Musik besteht. Diese stilistische Vielfalt ist für ihn Segen und Fluch zugleich, sitzt er damit doch zwischen den Stühlen. Für die beinharten Elektroniker ist er zu rockig und die Hardrockfans finden elektronische Elemente in seinen Stücken, die ihnen eventuell zu synthetisch sind. Allerdings ist dieses Vorurteil völlig unbegründet, denn Max versteht es mit seiner Gitarre wunderschöne Melodiebögen mit satten Riffs zu vereinen und diese mit elektronischen Flächen gekonnt zu unterlegen.

Das beste Beispiel hierfür ist der Opener „Secret Agent“, der zunächst mit einem kurzen Keyboardintro beginnt und nach wenigen Augenblicken in eine Passage mit kräftigen Gitarrenwänden übergehet. Weitere kurze Momente später bilden Synthiesounds das Grundgerüst auf dem Max eine hinreißende, für ihn typische, Melodie spinnt. Das ist melodisch und druckvoll zugleich. Das Gitarrenspiel von Max liegt dabei in der Nähe von z. B. Joe Satriani. Schon bei diesem ersten Track habe ich das Gefühl, das ein guter Freund zu Besuch gekommen ist, denn ich fühle mich in Maxxess Klangkosmos schon mit den ersten Klängen zufrieden und wohl.

Im zweiten Track „Shape Your Mind“ geht es zunächst wie in einem Tangerine Dream Stück der aktuellen Phase zu. Man meint wirklich einem neueren TD-Stück zuzuhören, doch auch hier dauert es nur wenige Momente, bis Maxxess wieder sein markantes Gitarrengezupfe in den Vordergrund stellt und sich bei mir sofort die Körperhaare voller Freude gen Himmel strecken. „Shape Your Mind“ ist ein klasse Midtempotrack, der unter die Haut geht. Perlende Synthieklänge, die etwas asiatisch anmuten, eröffnen „Downhill“. Wirkt dieser Track zunächst noch auf mich wie das Bild einer anmutigen Berglandschaft, so nimmt er doch nach ca. zwei Minuten an Fahrt zu und steigert sich schließlich nach zweieinhalb Minuten zu einer pulsierenden Abfahrt, bei der kein Bein vor den Boxen ruhig bleibt.

Für die Elektronikfreunde ist dann der Beginn von „The Unknown“ wieder etwas besonderes, denn zunächst kommen hier die Electronics zum Einsatz, die langsam in das Stück weisen. Die Gitarre ist bei diesem Stück etwas verhalten und bietet eine eher verträumte Melodie. Bei „Uphill“ geht es rockig, aber doch getragen mit einer etwas bluesigen Gitarre wieder auf den Berg hinauf. Auch dieser Track setzt sich sofort im Ohr fest. Im Mittelteil geht Max dann an der Gitarre so richtig ab.

„Cruisin“ ist ein kraftvolles und doch ruhigeres Stück, das mich soundtechnisch an einigen Stellen auch an Manuel Göttsching erinnert, ohne dass sich aber der getragene Rocksound aus dem Vordergrund verabschiedet. Der Abschlusstrack „Fieberwahn“ beginnt zunächst wieder mit Electronics, auf die dann die Gitarre aufsetzt. Dieses Stück wird den Elektronikfreunden wieder sehr munden, hält es doch eine ausgewogene Mischung aus Elektronik und Rockmusik bereit. Zur Drumprogrammierung ist zu sagen, dass Max auch hier wieder ganze Arbeit geleistet hat, denn der Rhythmus ist immer auf der Höhe und passt hervorragend zu den Stücken, so als hätte hinter der Schießbude tatsächlich jemand die Felle und Becken bearbeitet.

Auch das fünfte Maxxess-Album weist die gleichen Stärken und Qualitäten der Vorgängeralben auf. Maxxess wirkt bei den einzelnen Stücken unglaublich locker, auch wenn die härteren Gitarrenparts für Druck sorgen. Die Musik von Maxxess macht einfach Spaß. Seine Alben, und da macht „Ultra“ keine Ausnahme, kann man sich als Freund guter Rock- oder auch Elektronikmusik, der für Rock offen ist, blind kaufen. Ein tolles Album, das in keiner Rocksammlung fehlen sollte.

Stephan Schelle, Februar 2010

 
   

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