Mathias Grassow & Michael Brückner – Polar Vortex
 

Mathias Grassow & Michael Brückner – Polar Vortex
Databloem Records (2019)

(
7 Stücke, 75:45 Minuten Spielzeit)

Der Drone-Ambient Musiker Mathias Grassow und der Elektronikmusiker Michael Brückner (er lässt sich wahrlich nicht in eine Schublade stecken, so vielseitig sind seine Veröffentlichungen), haben ein gemeinsames Album veröffentlicht, dass den Titel „Polar Vortex“ trägt. Diese beiden Musiker haben ihre Talente zusammengefasst und sieben Tracks mit Laufzeiten von 5:46 bis 18:16 Minuten Länge auf dem Album platziert.

 

 


Die instrumentelle Arbeitsteilung stellt sich wie folgt dar: Michael Grassow spielt Synthesizer, Cello, Gitarren und Percussion während Michael Brückner Keyboards, Synthesizer und Electronics eingespielt hat. Daneben finden sich mit Cornelia Kern, die Piano im Stück „The North“ spielt sowie Doris Hach (Monochord) und Cilia di Ponte (Gesang) im Stück „Shanti“ noch drei Gastmusikerinnen an Bord.

Aufgenommen wurden die Stücke bereits in den Jahren 2017 – 2018, das Album erscheint aber erst im Sommer 2019. Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor.

Der längste Track des Albums, das 18:16minütige „The North“ eröffnet das Album. Leichte Dark Ambient mäßige Klänge starten in diesen Opener, die schnell von Effekten und Flächen abgelöst werden. Schwebende Synthieflächen ziehen so durch den Raum um eine Symbiose aus Ambient und „Berliner Schule“-Sounds einzugehen. In den ersten Minuten wird so eine sehr atmosphärische, ruhige Stimmung erzeugt, bei der die beiden sich auch spaciger Klanggebilden bedienen. Der Track zieht so ca. 16 Minuten atmosphärisch dahin, bis dann Cornelia Kern mit einem atmosphärischen Pianopart den Track noch einmal aufwertet. Sie passt sich dabei der Stimmung mit sehr leisen Pianoklängen perfekt an.

Flirrende und mystische Sounds bestimmen dann das Bild im 9:36minütigen „Mirror“. Das Stück wirkt wie ein ambientes Spiegelkabinett, in dem sich das Licht unterschiedlich bricht. Hier erzeugen die beiden Stimmungsbilder, die keine Melodielinien aufweisen. Rhythmischer geht es dann im Track „Drums Of Shoom“ zu. Der schamanisch wirkende Rhythmus, der nach Kesselpauken klingt, bringt eine Spur ethnische Sounds ein. Die Kombination aus hintergründigen Synthieflächen und dem schamanischen Rhythmus erzeugt über die Länge von sechs Minuten eine hypnotische Stimmung, so wie bei einer rituellen Zeremonie.

Wabernde, schillernde Sounds eröffnen dann das 5:46minütige „The Waiting Hour“. Dieser Track wirkt ebenfalls mysteriös und stellt elektronische, ambiente Stimmungsbilder in den Vordergrund. „Xau Etách“ zeigt sich von einer harmonischen Seite. Hier kommen herrliche Flächen und melodische Elemente aus Gitarrenlicks und rhythmischen Formationen zusammen. Das verbreitet über die Gesamtlänge von 10:29 Minuten eine gewisse Anziehungskraft. Das liegt vor allem an sich verändernden Strukturen, die im weiteren Verlauf ethnische Ausmaße (klingt teilweise wie in 1.000 und 1 Nacht) annehmen.

Im 15:19minütigen „Shanti“ wirken dann Doris Hach (Monochord) und Cilia di Ponte (Gesang) als Gastmusikerinnen mit. Cilia nutzt ihre Stimme dabei als Instrument. Sie erzeugt eine Stimmung, die aus dem Nahen Osten oder der arabischen Welt zu kommen scheint. Sanft ziehen die Soundschleier durch den Raum, während Cilia ihren Gesang darauf setzt, der einen spirituellen Geist versprüht. Mathias und Michael verändern aber während des Stückes die Atmosphäre und bringen zum Beispiel Gitarreneinwürfe ein, die wie eine Fata Morgana in einem von Sand umgebenen Wüstengebiet wirken.

Den Abschluss bildet dann das zehnminütige „The Falling Of Leaves (Melodic Version)“. Die beiden benutzen hier Sounds, die an die Berliner Urgesteine Tangerine Dream erinnern. Verziert wird dieser Sound aber mit Celloklängen und bekommt so seine ganz eigene Note. Ein schöner Abschluss der den Spirit der „Berliner Schule“ atmet.

Wer damit noch nicht genug hat, der kann sich das Digitalalbum über Bandcamp anschaffen. Dieser Version ist als Bonusstück der Titeltrack, der es auf 46 Minuten Spiellänge bringt, beigefügt.

„Polar Vortex“ ist ein sehr schönes Ambient-Album auf dem sich die beiden Musiker Mathias Grassow und Michael Brückner zusammengetan haben. Die Stärken der beiden Musiker ergeben so etwas ganz Neues.

Stephan Schelle, Juli 2019

 
   

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