Martha Rabbit - Dysnomia
 

Martha Rabbit - Dysnomia
Eigenvertrieb (2019)
(6 Stücke, 67:34 Minuten Spielzeit)

Martha Rabbit, das sind die beiden aus Bremen stammenden Elektronikmusiker Michael J.J. Allert und Wolfgang Rohdenburg. Die Beiden lassen sich für ihre Produktionen Zeit und so sind seit ihrem letzten Album „Zodiaklicht“ auch schon wieder vier Jahre ins Land gegangen. Das neueste, vierte Album der Nordlichter nennt sich „Dysnomia“. Dysnomia bezeichnet zum Einen eine Wortfindungsstörung, zum Anderen ist es der Name des einzig bekannten Satelliten des Zwergplaneten Eris.

 

 


Sechs Stücke zwischen 5:34 und 15:54 Minuten Spielzeit befinden sich auf dem Album von Martha Rabbit. Aufgenommen haben die Beiden die Musik live im Studio in den Jahren 2018 und 2019. Der Silberling steckt in einem vierseitigen Papersleeve. Ein Booklet wie bei „Zodiaklicht“ ist hier allerdings nicht enthalten.

Den Anfang macht das 11:20minütige Titelstück. Perlende Synthiemotive und Flächen bestimmen hier das Bild. Nach gut anderthalb Minuten werden ein Rhythmus sowie eine Melodie beigefügt und der Track beginnt langsam Fahrt aufzunehmen. Das ist alles aber noch sehr gemächlich und ruhig angelegt. Das folgende „Gates Of Kirkenes“ ist mit seinen 5:34 Minuten der Shorttrack des Albums. Ähnlich wie im Titelstück zaubern die Beiden eher ruhige Klangmotive, die dann aber nach gut einer Minute einen sanften Sequenzerrhythmus spendiert bekommen.

Rhythmischer wird es dann ab dem dritten, neunminütigen Track „Matter Of The Bullet Cluster“. In der ersten Minute wird das Stück noch langsam aufgebaut und bekommt dann einen treibenden Sequenzertakt auf den nach wenigen Momenten einige Harmonien gelegt werden. Weitere Klänge werden hinzugefügt, die eine recht mysteriöse Stimmung erzeugen bis dann nach mehr als fünf Minuten eine sehr schöne Melodielinie und ein treibenden Schlagzeugrhythmus den Ton angeben. Ab jetzt bekommt das Stück Esprit.

Ab Track Nummer vier geht dann aber richtig die Post ab und die Musik entwickelt nun eine besondere Faszination. Schnelle Rhythmen und analog wirkende Sounds aus dem Memotron, flächige Harmonien sowie der pumpende Beat, der ab Minute Zwei einsetzt, lassen den 13minütigen Track „MBC Voyager“ erstrahlen. Dem lassen sie dann das 12:17minütige „Mercury Sunset Oddity“ folgen. Auch hier gewinnen schnell rhythmische Elemente die Oberhand. Streichersounds und eine nach wenigen Momenten einsetzende Melodielinie, die mit Effekten durchzogen sind, machen das Stück aus, das sich immer weiterentwickelt. Kraftvoll wird es dann auch in der zweiten Hälfte, bei dem einige rockige Motive eingebaut werden.

Mit dem fast 16minütigen „Somnolent“ haben Martha Rabbit den längsten Track ans Ende des Albums gestellt. Das Stück verbreitet eine traumhafte Atmosphäre. Ein sanfter Rhythmus, wie bei einem fahrenden Zug und „Berliner Schule“-mäßige Sounds stehen zunächst im Vordergrund. Nach etwas mehr als vier Minuten kommt dann ein pumpender, fast technoartiger Beat auf, der sich mit einem Akustikgitarrensound verbindet. Darauf setzten die Beiden dann einige Soli und Harmonien. Das klingt hervorragend und der Spannungsbogen wird über die volle Länge aufrechterhalten.

Martha Rabbit haben mit „Dysnomia“ ihr viertes Album vorgelegt, das im Oktober 2019 erschienen ist. Die sechs enthaltenen Stücke können wieder voll überzeugen. Allerdings können sie besonders ihre Stärke ausspielen, wenn sie den Rhythmus anziehen und richtig druckvoll vorgehen.

Stephan Schelle, Oktober 2019

 
   

CD-Kritiken-Menue