Mark Dorricott & Stan Dart - Midnight
 

Mark Dorricott & Stan Dart - Midnight
SynGate (2016)

(
10 Stücke, 76:44 Minuten Spielzeit)

Der Österreicher Richard Hasiba (wohnhaft in Graz), der unter dem Pseudonym Stan Dart elektronische Musik veröffentlicht, ist in 2015 eine Kollaboration mit dem britischen Musiker Mark Dorricott (er stammt aus dem Ort Shrewsbury, ca. 60 Kilometer von Birmingham entfernt) eingegangen. Dorricott bewegt sich laut eigenen Angaben unter anderem in den Genres Jazz, Chillout, Ambient, Nu-Jazz, Lounge und Latin. Das Ergebnis dieser sehr fruchtbaren Zusammenarbeit ist auf der CDR „Midnight“ zu hören, die Anfang 2016 beim deutschen Elektroniklabel SynGate erschienen ist.

 

 


Bei der Durchsicht der Stücke stechen sofort zwei Tracks hervor, „Deckard’s Dream“ und „Rachael’s Dream“. Kenner der Elektronikmusik bzw. Science Fiction-Fans werden sofort aufhorchen, sind Deckard und Rachel (eine etwas andere Schreibweise) doch zwei Charaktere aus dem Ridley Scott-Klassiker „Bladerunner“, zu dem kein geringerer als Vangelis die Musik gemacht hat.

Die Musk auf dem Album zeigt dann auch in einigen Phasen Strukturen und Klangmuster, die an den „Bladerunner“-Soundtrack erinnern. Mit „Midnight“ wollten Mark Dorricott und Stan Dart aber keineswegs eine Kopie der Vangelismusik abliefern, sondern haben den Faden aufgenommen um ihn weiter zu spinnen. Vielmehr finden sich auch weitere Stilistiken anderer Musiker auf dem Album, so dass hier ein sehr homogenes und eigenständiges Werk entstanden ist.

Los geht es mit „Morning’s Light (Thannhauser Gate Mix)“, bei dem die ersten Synthieklänge in der Tat nach einer aufgehenden Sonne klingen. Diese sanfte, spacige Music ergänzen die beiden mit Synthiestimmen, die nach einer Frauenstimme klingen. Dieser erste 7:38minütige Track zieht sanft, mit einem Hauch „Bladerunner“-Atmosphäre durch den Raum. Auch „Nightflight (2am Mix)“ zeigt sich von seiner schwebenden Seite. Perlende Synthie- sowie eingestreute Trompetenklänge lassen diesen Track ebenfalls in Richtung „Bladerunner“ deuten, doch es kommen genügend eigene Strukturen auf.

Eine leicht jazzige Note kommt dann im Stück „Memories Of Tomorrow (November 2019 Mix)“ auf. Das liegt vor allem an der markanten Stimme von Sängerin Ms King, die diesem Track die ganz besondere Note verleiht. Auch hier finden sich einige Sounds, die an „Bladerunner“ erinnern. „Deckard’s Dream“ hat allerdings kaum etwas mit dem vorgenannten Soundtrack gemein. Vielmehr klingt diese beschwingte Nummer nach der Musik eines Robert Miles. Das liegt vor allem an dem stampfenden Rhythmus, der von einer leichten Pianomelodie begleitet wird.

Atmosphärische Elektronikmusik mit leichtem Popappeal zeigt sich dann in „Times Remembered (Robot’s DreamVersion)“. Und „Star Field (Cosmos Mix)“ ist eine rhythmisch loungige Nummer mit leichtem „Akte X“-Feeling. Mediterranes Flair kommt dann in „Mare Tranquilitas (Orbitalk Flight Mix)“ auf, sobald die Akustikgitarrenklänge einsetzen. Eine sehr schöne, relaxte Nummer. Auch „Rachael’s Dream“ ist nicht im „Bladerunner“-Kosmos verhaftet sondern zeigt sich als symphonisch/popangehauchtes Stück. Nach dem spacigen „Beneath (Ambient Version)“ und dem tanzbaren „JFK (Memorial Mix)“, das wieder etwas an Robert Miles erinnert, schließt dann die CD.

„Midnight“ von Mark Dorricott und Stan Dart ist eine sehr schöne CD, die an einigen Stellen den Spirit von Vangelis „Bladerunner“-Soundtrack aufnimmt, ihn aber in eine andere Richtung führt. Daneben finden sich noch einige sehr schöne Nummern in denen beide Protagonisten ihre Elektronikmusik um Popmusik- und Jazzelemente erweitern. Diese Kollaboration darf gerne weitere Veröffentlichungen herausbringen.

Stephan Schelle, März 2016

 
   

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