Level Pi – Elektronische Philosophie Der in Köln wohnhafte Uwe Cremer bringt seine Instrumentalmusik unter dem Namen Level Pi heraus. Bisher sind vier Alben von ihm erschienen, das fünfte Werk kommt am 27.11.2020 und trägt den Titel „Elektronische Philosophie“ auf den Markt. Uwe lässt sich allerdings zwischen den Veröffentlichungen Zeit und so sind seit dem letzten Output „This Burning Part Of Me“ auch schon wieder fünf Jahre ins Land gegangen. |
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Das
Album beginnt mit dem 5:36minütigen Stück „Nachtfahrt“. Hier hat Uwe
eine nächtliche Fahrt in einem TEE (das kommt den Elektronikfreunden von
Kraftwerk bekannt vor) vertont. Allerdings agiert er keineswegs wie die Düsseldorfer
Elektroniklegende sondern vermischt hier verschwurbelte Synthiesounds, wie
man sie auch von den Ozric Tentacles her kennt, mit basslastigen Moog-Sounds
und treibenden Schlagzeugrhythmen zu etwas gänzlich Neuem. Zunächst
startet das Teil aber recht rockig und man wähnt sich in einem
Postrock-Track, bis die verschwurbelten Synthies dazukommen. Die weiteren,
sich ständig wiederholenden Synthiemotive erinnern dabei ein wenig an
Tangerine Dream der Frühzeit. Ein absolut fesselnder Track. Dann
folgt das 14minütige „Die lange Reise“. Entstanden ist das Stück, als
Uwe mit dem LoopMash in Cubase experimentierte. Dabei entstand ein
hypnotischer Beat, den er mit stampfenden Triebwerken eines Ufo’s aus den
Science Fiction-Filmen der 50er/60er Jahre assoziierte. Er fragte sich wie
Klaatu aus „Der Tag an dem die Erde still stand“ zur Erde gekommen ist?
Und so hat er dann auch einige passende Sprachsamples (sie
sind aus den Filmen „Horror
Express“
und „Last
man on Earth“), die wie aus einem
alten amerikanischen Film wirken, in den Track eingebaut. Sehr futuristisch
klingt dann auch dieser Track und der surrende Synthie erinnert in der Tat
an die fliegenden Untertassen dieser Ära. Dazu hat Uwe einen stoischen
Schlagzeugrhythmus und Gitarreneinschübe eingebaut, was dem Stück einen
sehr psychedelischen, Spacerock artigen Charakter verleiht. Nach zweieinhalb
Minuten legt er dann eine Melodielinie darunter, die durch die Orgelsounds
recht Retro klingt und gut zu dem Thema passt. Die eingestreuten
Sprachsamples und die Percussion in der Mitte des Stückes sorgen für einen
hohen Spannungsbogen. „Intermezzo“
ist mit seinen zwei Minuten ein recht kurzer Track. Eine herrliche Basslinie
und atmosphärische E-Gitarre auf einem sanften Rhythmus bestimmen hier das
Bild. Die cleanen Gitarrensounds werden dann um einige Verfremdungen in
Richtung elektronische Musik verschoben. Dieses Zwischenspiel ist der
Vorbote des folgenden, 6:47minütige Titelstückes in das es nahtlos übergeht.
Das Stück basiert auf einer früheren Sequenz, die Uwe auf seiner
Festplatte ausgegraben und nun zu diesem treibenden Track weiterentwickelt
hat. Da pfeifen die Synthies zu Beginn munter drauf los, während eine
Rhythmussequenz den Unterboden darstellt. Dann kommen herrliche
Synthieharmonien auf, die hin- und herziehen. Ein klasse Track, der dieses
Mal ohne Gitarre auskommt. Nachdem
Uwe den Film „The Man Who Killed Don Quixote“ des
amerikanisch-britischen Regisseurs Terry Gilliam aus dem Jahr 2018 gesehen
hatte, schrieb er den 8:18minütigen Track „Don Quijotes Gehirn“. Uwe
schreibt dazu im Booklet: So wie der Ritter der traurigen Gestalt durch
verschiedene Visionen getrieben wird, so führt einen das Stück durch seine
verschiedenen Parts – von psychedelisch/atmosphärisch über treibende
Breakbeats bis hin zu einem Gitarrensolo mit spanischem Flair. Besser
kann man das Stück nicht beschreiben. Bei
dem 9:51minütigen Stück „Zu Hause“ lasse ich nochmal Uwe mit seinem
Text aus dem Booklet zu Wort kommen: Ausgangspunkt war die getragene
Akkordfolge auf dem E-Piano. Der Klang erinnerte mich an Portishead. Der
Trip Hop Beat, die minimalistische Wah-Wah-Gitarre und die Mellotron-Strings
verstärken die chillige Stimmung. Durch die Sequenz auf dem Mini V fließt
noch etwas Berliner Schule mit ein. Der Anfang mit rauschenden Synthies
erinnert mich etwas an die Stimmung der Mysterie-Serie „Twin Peaks“. Das
ändert sich aber nach wenigen Momenten und geht in einen tollen sanft
rockenden Part über, der von traumhaften Gitarrenlicks, Wah-Wah-Effekten
und herrlichen Orgelsounds sowie Mellotronstrings bestimmt wird. Eine tolle,
fesselnde Kombination. Den
Abschluss stellt dann das 9:40minütige Stück „Durch die Jahrzehnte“
dar. Den Beginn machen Sounds, die nach „Berliner Schule“ der 70’er
Jahre klingen. Dann kommt eine Art Hammondorgel dazu, was das 70’er Jahre
Flair noch verstärkt. Das wirkt zunächst hymnisch. In diesen Sound baut
Uwe dann einige Trip-Hop-Beats ein. Auch die atmosphärischen Gitarren
sorgen für einen leicht rockigen Touch. Uwe pendelt hier zwischen Rock und
Elektronik sowie den musikalischen Jahrzehnten, beginnend mit dem Jahr 1975
bis in die Gegenwart hin und her. Uwe
Cremer aka Level Pi hat mit „Elektronische Philosophie“ ein
hervorragendes Album veröffentlicht, das Elektronik- und Rockmusik
miteinander perfekt verbindet. Damit ist dieses Album auch nicht nur für
Freunde elektronischer Musik sondern auch für diejenigen, die auf atmosphärischen
Instrumentalrock stehen, bestens geeignet. Klanglich veredelt wurde es darüber
hinaus von Joachim „Eroc“ Ehrig. Bei mir wird das Teil jedenfalls noch
oft seine Runden drehen. Stephan Schelle, Dezember 2020 |
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