Lankow & Brückner – Segmented Vision
 

Lankow & Brückner – Segmented Vision
SynGate Records (2020)
(10 Stücke, 75:49 Minuten Spielzeit)

Volker Lankow und Michael Brückner veröffentlichen im Sommer 2020 mit „Segmented Vision“ ihr zweites gemeinsames Album. Beits im Jahr 2018 lernten sich die beiden Musiker kennen, als sie zusammen mit Bernhard Wöstheinrich (u.a. Centrozoon) einen gemeinsamen Auftritt in einem kleinen Cafe in Berlin hatten. Michael dazu: Wie immer haben wir versucht, einen Mitschnitt zu machen, leider stellte sich dann heraus, dass die Aufnahmen übersteuert waren (solche Aufnahmepannen passieren leider doch immer wieder, besonders wenn man es als Musiker beim Konzert noch selbst machen muss...).

 

 


Damals haben wir dann (alle drei) beschlossen, ein gemeinsames Album im Stil des Auftritts zu machen, und ich habe dafür 70 Minuten Musik produziert, basierend auf dem, was ich für das Konzert vorbereitet hatte. Es fing auch erstmal munter an, aber dann kam die Sache ins Stocken, weil jeder von uns andere dringende Verpflichtungen hatte.

Letztlich habe ich dann meine Aufnahmen im Dezember 2019 nochmal rausgekramt, fand sie nach wie vor gut, und habe Volker gefragt, ob er mir seine Parts vom Vorjahr schicken könnte. Es stellte sich heraus, dass diese Aufnahmen verlorengegangen waren, also hat Volker seine Beiträge im Frühjahr 2020 neu eingespielt. Im Nachgang habe ich dann auch noch einige Änderungen vorgenommen und Ergänzungen hinzugefügt, dann haben wir Michael Prawos das Material zum Mastern gegeben - und fertig war das Album...

Wenn man das Album heute hört, so ist es ein Glück, dass Michael die Aufnahmen wiedergefunden hat. Was Volker Lankow (Percussion, Samples & Soundscapes) und Michael Brückner (Electronics, Synthesizer, Keyboards) auf „Segmented Vision“ zusammengestellt haben, ist einfach hypnotisch. Das gut 76minütige Werk ist zwar in zehn Teile mit den Titeln „Segment I“ bis „Segment X“ unterteilt, stellt aber aufgrund der nahtlos ineinander übergehenden Parts einen kompletten Longtrack dar.

„Segment I“ startet zunächst mit einigen Elektronischen Soundscapes und Flächen. Das wirkt anfangs recht mystisch, ändert sich aber nach gut anderthalb Minuten, wenn Volker zunächst noch sehr akzentuiert seine Percussion hinzufügt. Ab jetzt ist man von diesem mantrartigen Sound gefangen. Sowohl die elektronischen Sounds, Flächen und Harmonien wie auch die Percussion ändern sich stetig und sorgen so für einen musikalischen Malstrom, aus dessen Umklammerung man nicht mehr entkommt.

In „Segment II“ kommen dann auch einige Sequenzerrhythmen hinzu, die zusammen mit der Percussion die hypnotische Wirkung nochmals steigern. In „Segment III“ kommen dann einige surrealistisch wirkende Sounds zu Tage, während in „Segment IV“ der Sequenzer und die Percussion sowie die Sounds eine leichte Nähe zur „Berliner Schule“ aufweisen. „Segement V“ zeigt sich dann von einer recht atmosphärischen Seite mit einer leicht spacigen und auch experimentellen Note. „Segment VI“ fasziniert dann wieder durch die rhythmische Zusammenkunft von Elektronik und Percussion. Und so hypnotisch und fesselnd geht es dann auch in den restlichen Parts weiter.

Ich empfehle das Album über Kopfhörer zu genießen oder die Anlage richtig aufzudrehen, denn so erschließen sich alle Details und die Sogwirkung der Musik verstärkt sich darüber hinaus.

Auffällig ist bei der CDR-Produktion auch die Covergestaltung des sechsseitigen Beiblattes und der Rückseite des Jewelcases. Sie werden von sehr farbigen Grafiken bestimmt, die von Paul Nicholson stammen. Michael dazu: Ich möchte auch noch das Cover-Artwork von Paul Nicholson hervorheben - ich halte ihn für einen großartigen Künstler, und bin extrem dankbar, dass wir so phantastische Bilder verwenden dürfen...

Volker Lankow und Michael Brückner bieten auf ihrem Album „Segment Vision“ eine gut 76minüige hypnotische, trance- und fast mantramäßige musikalische Reise, die vor allem durch die perfekte Kombination aus elektronischen Sounds, Flächen und Harmonien und den organischen Perkussion getragen wird. Die beiden schaffen vom ersten Moment an einen hypnotischen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Ein grandioses Elektronikalbum.

Stephan Schelle, Juli 2020

 
   

CD-Kritiken-Menue