Klaus Schulze & Pete Namlook – The Dark Side Of The Moog Vol. 1 - 4
 

Klaus Schulze & Pete Namlook – The Dark Side Of The Moog Vol. 1 - 4
Mig music (2016)

(
5 CDs , 309:56 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 1992 gründete der deutsche Musiker Peter Kuhlmann sein FAX-Label. Neben zahlreichen Künstlern, deren unterschiedliche Stilrichtungen der Elektronikmusik er auf seinem Label Platz bot, veröffentlichte er auch seine eigenen Alben unter dem Pseudonym Pete Namlook (der Nachname rückwärts gelesen ergibt dann wieder ausgesprochen „Kuhlmann“). Auch Kollaborationen mit anderen Musikern wie mit Robert Görl (DAF), Geir Jenssen (Biosphere), Bill Laswell, Lorenzo Montanà, Gabriel Le Mar, Dr. Atmo oder David Moufang wurden auf dem Label – meist in limitierten Auflagen - herausgebracht.

 

 


Wie oft im Musikerleben von Klaus Schulze, war der Beginn der Zusammenarbeit mit Pete Namlook dem Zufall geschuldet. Beide trafen sich im Rahmen eines Interviews, das Rüdiger Frankenbach führte. Frankenbach fragte, ob er einen Freund mitbringen dürfe. Es war Namlook. Obwohl sich beide von Anfang sympathisch waren, war der lieber autark arbeitende Klaus Schulze an einer Zusammenarbeit zunächst nicht interessiert. Dies änderte sich, als er das von Pete Namlook 1994 produzierte Album „Air II“ hörte.

1994 wurde dann der Startschuss für eine elf CDs umfassende Gemeinschaftsarbeit abgegeben. Die Reihe trug den Titel „Dark Side Of The Moog“ und wurde mit „Vol. I“ bis „Vol. XI“ betitelt. Nicht nur die Albumtitel waren dabei eine Wortspielerei und Anspielung auf Titel der britischen Artrock-Ikone Pink Floyd. Auch die Stücke auf den Alben (jeweils ein Titel in mehrere Parts unterteilt) hatten einen Bezug zu Pink Floyd, was aber auf die Musik von Pete Namlook und Klaus Schulze nicht zutraf.

Die CDs der Reihe sind lange vergriffen und so ist es ein Glücksfall, dass das deutsche Label mig music diese Alben nun wiederveröffentlicht. Der erste Teil kommt am 29.01.2016 in einer Pappbox heraus, in der sich die ersten vier Alben sowie als Bonus die CD „The Evolution Of The Dark Side Of The Moon“ in Jewelcases befinden. Die BonusCD ist eine Compilation mit Stücken aus sieben der elf Veröffentlichungen. Diese ist ebenfalls seit Jahren nicht mehr erhältlich und damit eine Rarität.

Die Alben sind bis auf „The Evolution Of The Dark Side Of The Moon“ mit einem neuen Coverartwork versehen. „Vol. 1“ besitzt ein zwölfseitiges Booklet mit Linernotes von Ecki Stieg in deutscher und englische Sprache sowie ein Foto, auf dem neben Klaus Schulze und Peter Kuhlmann auch Robert Moog zu sehen ist. Die anderen Booklets bestehen aus vierseitigen Inlays, in deren Mitte die bisher bei mig music erschienenen Schulze-Alben inkl. Cover gelistet sind.

„Vol. 1“ enthält das 51:21minütige Stück „Wish You Were There - Part I – X“, das erstmals 1994 veröffentlicht wurde. Den Hörer empfängt eine sehr ambiente aber wohlige Atmosphäre, die sich immer mal wieder mit atmosphärischen Parts abwechselt. Insgesamt bauen die beiden eine sehr schwebende Stimmung auf, die mit einigen Effekten verziert wurden (zwitschernde und singende Synthies). In „Part III“ kommen dann klare Schulze-Strukturen durch, während Namlook eher für die ambienten Sounds zuständig ist. In „Part IV“ wird dann auch der Sequenzer angeschmissen und pumpende Beats kommen auf. Die beiden gehen auf diesem Debüt eine gelungene Kollaboration ein.

„Vol. 2“ beinhaltet das 61:04minütige „A Saucerful Of Ambience - Part I – XII“ (ebenfalls im Original 1994 erschienen). Die einzelnen Parts sind in Häppchen á fünf Minuten verpackt, stellen aber eine Komposition dar. Elektronisch erzeugte Stimmen von Insekten etc. die an einen Teich erinnern, starten in die CD. Dann erklingen zusätzlich elektronische Glockenschläge, in deren Hintergrund sich einige unterkühlte Flächen den Weg bahnen. Diese elektronische Geräuschkulisse zieht sich über die ersten fünf Stücke hin (insgesamt 25 Minuten lang). Erst danach kommt eine Art Melodielinie auf. Und am Ende von „Part VI“ beginnt dann Klaus mit seinem typischen Sound und sorgt für hypnotische Momente. In den weiteren Parts kommen dann noch kraftvolle Beats hinzu. Der letzte Part besteht dann wieder aus der elektronischen Geräuschkulisse, wie zu Beginn der CD.

1995 erschien dann „Vol. 3“ mit den Stücken „Phantom Heart Brother – Part I – VI“ mit 59 Minuten Spielzeit. Die Musik ist recht experimentell und wirkt im 18minütigen „Part I“ wie eine Sinnestäuschung, was durch die psychedelischen Sounds und Effekte hervorgerufen wird. In „Part II“ wird es dann wieder harmonischer, da nun Schulze seine typischen Flächen und Harmonien einbaut. „Part III“ ist ein rhythmischer Track, der mit unterschiedlichen Rhythmusmustern arbeitet, während „Part IV“ eine tanzbare Technonummer darstellt. „Part V“ schwebt sphärisch dahin und „Part VI“ zeigt sich wieder von einer psychedelisch/experimentellen Seite.

„Vol. 4“, ursprünglich 1996 erschienen, beinhaltet die 60minütige Suite „Three Pipers At The Gates Of Dawn – Part I – IX“, bei dem neben Schulze und Namlook noch Bill Laswell mitgewirkt hat. Mit einigen Effekten legt diese CD im ersten Part den Grundstein für dieses Werk. Einige Einsprengsel mit herrlichen Harmonien wirken wie eine Ouvertüre. In „Part II“ geht es dann sehr rhythmisch und harmonisch weiter. Das kommt dem Stil von Schulze auf „In Blue“ & Co. recht nah. In „Part III“ werden Stimmungsbilder erzeugt und ein Synthie, der wie ein Didgeridoo gespielt wird, bestimmt das Bild. „Part IV“ ist ein leiser Track, während „Part V“ durch einen pumpenden Technobeat besticht. In Part „VI“ sind gar verträumte, atmosphärische Gitarrenparts zu hören. Wer die eingespielt hat, ist leider aus dem Booklet nicht zu erfahren. „Part VII“ klingt durch den anschwellenden, basslastigen Synthie sehr düster. Dem schließt sich dann ein rhythmischer „Part VIII“ an. „Part IX“ stellt mit seinen 1:49 Minuten dann ein rhythmisches Outro dar.

Die Box mit den fünf CDs ist sehr schön gestaltet und beinhaltet die lange vergriffenen Alben der Kollaboration von Klaus Schulze und Pete Namlook. Ein Muss für den Schulze und Elektronikfreund.

Stephan Schelle, Januar 2016

 
   

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