Klaus Schulze – Big In Japan
 

Klaus Schulze – Big In Japan
made in germany music (2010)
(5 Stücke, 150:18 Minuten Spielzeit)

Nachdem Klaus Schulze in den letzten Jahren hauptsächlich zusammen mit Lisa Gerrard neues Material veröffentlichte, war es mal wieder Zeit, sich Solo zu präsentieren. Das tat Klaus während der Konzerte, die er auf Einladung seines großen japanischen Fans Mr. Gen Fujita (er hat auch ein Museum für Krautrock errichtet) im März 2010 in Tokio gab. Am 26.11.2010 erscheint nun bei mig die deutsche Version dieses Livemitschnittes unter dem Titel „Big In Japan“ auf CD und DVD.

 


In Japan wurde die Aufnahme bereits in einer auf 500 Exemplare limitierten Auflage veröffentlicht, die jedoch bereits vergriffen ist. Die europäische Version hat ein verändertes Tracklisting, das den Track „Sequencers Are Beautiful“ auch auf CD bietet (dieses Stück ist in der japanischen Edition nur auf DVD enthalten). Als Rezension liegt mir eine Promoversion vor, die lediglich die beiden CDs beinhaltet, so dass ich an dieser Stelle keine Aussagen zur DVD machen kann.

Eines der in Fankreisen beliebtesten Stücke Schulze’s ist sicherlich „Crystal Lake“, das Klaus auf seinem 77’er Album „Mirage“ herausbrachte. Für das Japankonzert hat sich Klaus dieses Stückes noch einmal angenommen und spielt es in einer neu modulierten, hoch ekstatischen Fassung. Es trägt den Titel „The Crystal Returns“ und ist mit seinen 38 Minuten ganze neun Minuten länger als der Originaltrack. Hymnisch startet dieser Track mit Synthiechören um dann nach ca. zwei Minuten die herrlichen Glockenspiel ähnlichen Sounds, die man vom Original liebt, erstmals zu vernehmen. Ab jetzt schwebt der Kristallsee durch den Raum und startet im zweiten Teil mit rhythmischen Sequenzern richtig durch. Das Gesamtwerk klingt, als würden zwei Generationen aufeinander treffen und ein zeitloses Stück entstehen lassen.

Das zweite Stück der ersten CD heißt „Sequencers Are Beautiful“ und wunderschön sind Schulze’s Sequenzerläufe sowieso. Aber zunächst startet Klaus mal etwas experimentell in diesen mit 39 Minuten Spielzeit weiteren Longtrack. Es dauert mehr als vier Minuten, bis sich ein ethnischer Rhythmus (der erinnert ein wenig an Peter Gabriel), afrikanisches Flair ausstrahlt und den Track in eine andere Richtung drängt. Nach einer weiteren Minute kommen dann Synthie- und Streichersounds hinzu, die sich zu einer Harmoniefolge entwickeln. Ab jetzt breitet sich eine Sogwirkung aus, der man sich am besten mit geschlossenen hingibt. Langsam entwickelt sich dieses Stück immer weiter, mal rhythmisch, dann wieder langsam schwebend. Erwähnenswert ist noch, dass Klaus bei diesem Stück zur E-Gitarre greift. Dies wird aber besonders auf der beigefügten DVD interessant, wenn man sieht, in welchen Passagen er die Gitarre bearbeitet. Allein diese beiden Stücke rechtfertigen den Kauf der Scheibe, doch es kommt ja noch eine zweite CD.

Der zweite Silberling enthält drei weitere Stücke, beginnend mit dem mehr als 46minütigen „La Joyeuse Apocalypse“, das zunächst sehr sakral mit synthetischen Chorälen beginnt. Auch in diesem Stück klingt Schulze zunächst sehr retromäßig wie in den 70’er Jahren. Im weiteren Verlauf, so nach ca. vier Minuten sorgt der Rhythmus für eine etwas ethnische Atmosphäre und der Hörer fliegt mit Klaus durch unerforschte Gegenden. Und wieder ist man von den Sounds und Rhythmen wie benebelt. Das folgende „Nippon Benefit“ ist mit seinen 14:10 Minuten schon sehr kurz geraten, aber nicht minder reizvoll. Vor allem die Rhythmussequenzen lassen dieses Stück leicht ins Ohr gehen.

Mit eher experimentellen Klängen beschließt Klaus zu Beginn vom letzten Stück „The Deductive Approach“ das Album. Nach etwas mehr als zwei Minuten kommt dann aber eine Gänsehaut treibende Harmoniefolge, in der man sich verlieren kann.

Die DVD bietet mit den beiden Stücke „A Crystal Poem“ (34:12 Minuten) und „Sequencers Are Beautiful“ (43:39 Minuten) die Hälfte des Konzertmitschnittes. Der Klang wurde für die DVD noch einmal im 5.1 Surround Sound überarbeitet. Die CD erscheint in einer hochwertigen Edition auf Goldkarton.

„Big In Japan“ ist ein Album, das die Fans der alten Sequenzen und schwebenden Klänge ebenso zufrieden stellen wird, wie die Fans der moderneren, rhythmischen Sequenzerläufe. Wer Schulze’s 70’er Jahre Alben mag, der wird dieses Album lieben. Mit den Auftritten und der Veröffentlichung hat Klaus seinen langjährigen Fans ein Geschenk gemacht. Unbedingt kaufen, zumal man zwei CDs und eine DVD für einen günstigen Preis bekommt.

Stephan Schelle, November 2010

 
   

CD-Kritiken-Menue