Johannes Schmoelling - 20 In Elektronikmusik-Kreisen muss man den Namen Johannes Schmoelling nicht mehr groß vorstellen, hat der studierte Tonmeister und Organist doch in der Zeit bei Tangerine Dream (1979 bis 1985) maßgeblich zum Sound und der Musik der Elektroniklegende beigetragen. In dieser Zeit entstanden einigen Meisterwerke wie „Tangram“, „White Eagle“ oder „Logos“. Tangerine Dreams erfolgreichstes Stück, die Titelmelodie zum Schimanski-Tatort „Das Mädchen auf der Treppe“ erschien ebenfalls in dieser Zeit. Ab 1986 widmete sich Johannes dann seiner Solokarriere, die mit dem viel beachteten Werk „Wuivend Riet“ seinen Anfang nahm. |
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Auf
der 30minütigen EP befinden sich vier Stücke, die in Kollaboration mit
anderen Musikern entstanden sind, allerdings deutlich den Einfluss erkennen
lassen, den Johannes auf Tangerine Dream gehabt hat. Zwei Stücke sind mit
Jonas Behrens und jeweils eins mit Kurt Ader und Lambert Ringlage
entstanden. Mit
Jonas Behrens hat Johannes Schmoelling die Stücke „Mountain Blue“ und
„The Stumble“ eingespielt. Das siebeneinhalbminütige „Mountain
Blue“ eröffnet dann auch die CD. Erste Klangbilder starten in das Stück,
das von basslastigen Synthiesounds unterlegt ist. Nach einer halben Minute
kommen Flächen hinzu und nach weiteren 15 Sekunden setzt dann ein
Sequenzerrhythmus ein. Die Beiden bauen diese Sounds und Rhythmen zu einer
sehr schönen Einheit zusammen auf der dann eine Melodielinie platziert
wird. Nach ungefähr dreieinhalb Minuten ändert sich das Bild und herrliche
Sounds, die an Tangerine Dream der 80’er Jahre erinnern, kommen auf. Wer
die Musik von TD dieser Epoche mag, der wird diese Passage lieben. Traumhaft
schieben sich die Klänge unter die Haut. Das
4:39minütige „The Stumble“ beginnt zunächst mit abgehackten Sounds,
die im ersten Augenblick nach Popmusik klingen. Und in der Tat ist dieses Stück
recht eingängig. Vom Sound erinnert es eine Spur an die Düsseldorfer
Kraftwerk, trägt allerdings eine eigene Handschrift. Mit
Kurt Ader ist das achteinhalbminütige „Kaleidoscope“ entstanden. Zunächst
sind einige Sounds zu hören, die an ein Echolot erinnern. Doch nach wenigen
Momenten kommen herrliche Arpeggios auf, die sich zu einer melodischen
Melange entwickeln. Klänge die wie verfremdeter Gesang wirken, setzen die
Beiden dann darauf, was eine ganz eigene Stimmung erzielt. Dann kommt eine
wunderbare Melodie auf. Das erinnert wieder an TD der 80’er. Das Stück
entwickelt sich immer weiter und nimmt den Hörer auf eine traumhafte Reise
mit. Stimmen, die durch Echoeffekte im Raum hin- und herschweben, haben sie
in der Mitte des Stückes eingebaut. Dies ist quasi der Break, denn nun
setzt ein Sequenzerrhythmus ein und Synthieakkorde, die einem die Gänsehaut
auf den Körper zaubern, bestimmen nun das Bild. Dieser zweite Part ist
einfach grandios. Der
letzte, 9:19minütige Track mit dem Titel „Ancient Ride“ hat Schmoelling
zusammen mit dem Elektronikmusiker und Inhaber des Spheric Music-Labels,
Lambert Ringlage, eingespielt. Flächige Synthiesounds leiten zunächst in
dieses Stück. Nach wenigen Momenten erklingt eine sanfte, melancholische
Melodie. Nach gut anderthalb Minuten startet dann der Sequenzer und es
entwickelt sich erneut ein hinreißendes Stück, das nach gut fünf Minuten
seine Struktur verändert und wieder diesen tollen warmen TD-Sound der
80’er Jahre bietet. Das ist so perfekt gemacht, dass es kaum jemand
anderes als Johannes Schmoelling hinbekommt. Er besitzt ein unglaubliches
Gefühl für wundervolle Harmonien und Melodien. Wo
der Name Johannes Schmoelling draufsteht, da ist Qualität drin. Das ist
auch auf seiner Jubiläums-EP zum 20jährigen Bestehen seines Labels
Viktoriapark zu hören. Eine tolle EP mit herrlichen Stücken, deren
Klangqualität hervorragend ist und beweist, (ohne die guten Beiträge
seiner Kollaborateure zu schmälern) welchen Stellenwert er bei Tangerine
Dream in der ersten Hälfte der 80’er Jahre hatte. Stephan Schelle, September 2020 |
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