Johan Tronestam – Cosmic Drama II
 

Johan Tronestam – Cosmic Drama II
Groove Unlimited (2023)

(7 Stücke, 79:47 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2019 brachte der schwedische Elektronikmusiker Johan Tronestam sein Album „Cosmic Drama” beim Groove Unlimited Label heraus. Gut vier Jahre später erscheint im Frühjahr 2023 der Nachfolger unter dem Titel „Cosmic Drama II”. Schon auf dem 2019’er Album zeigte Tronestam, dass er nicht nur von Musikern der elektronischen Musik inspiriert wurde, sondern seine Wurzel auch im Rock-/Prog-Bereich liegen. Dies führt er auf dem neuen Album fort.

 

 


Die CD mit sieben Stücken die alle jenseits der 9:30-Minuen-Marke liegen, erscheint in einem Jewelcase mit vierseitigem Booklet. Leider wurde die Schriftfarbe das Covers ungünstig gewählt, so dass man den dunklen Schriftzug auf dunklem Grund nicht gut lesen kann.

Johan Tronestam schreibt im Booklet über das Album: „Cosmic Drama II“ ist das letzte Album meiner musikalischen Weltraumreise, die Far Away, Space collection, Cosmic Drama, Next Step und Cosmic step umfasst. „Cosmic Drama II“ hat sieben Tracks, die uns tiefer in das Unvorstellbare führen. Mit diesem Album habe ich das Gefühl, dass ich das Ende meiner Interpretationen erreicht habe.

Johan hat wie schon auf dem Vorgänger Stücke mit hymnischem Charakter und spacigen Sounds eingespielt, was sich gleich schon im 10:56minütigen Opener „Reveals The Invisible” zeigt. Ein pulsierender Sequenzerrhythmus schiebt sich zunächst aus dem Off langsam in den Vordergrund. Darauf setzt er dann sehr eingängige, flächige Harmonien, die schon zu Beginn für Gänsehaut sorgen. Das klingt dabei eine Spur nach Tangerine Dream. Nach gut zweieinhalb Minuten kommt dann eine vom Piano getragene, sanfte Melodie auf, die mit Synthchören verfeinert wird.

Dem folgt dann das 11:44minütige „Interstellar Space Part II”. Schwebende Sounds und flirrende Synthies sowie eine Synthstimme/-harmonie, die an Pink Floyd’s „Wish You Were Here“-Phase erinnert, leiten dann in dieses Stück ein. Damit bietet Tronestam nicht nur Musik für die Elektronikpuristen, sondern auch für die Proggies unter uns. Schnell wird aber deutlich, dass Johan hier sein eigenes Ding macht und die floydige Eröffnung in einen spacigen Track verwandelt. Beim Hören hat man das Gefühl, als würde ein nächtlicher Sternenhimmel sich über einem öffnen und intensiv erstrahlen. Nach gut drei Minuten kommt dann eine wunderbare Melodielinie auf. Nach weiteren Minuten wird es dann aber auch rhythmischer und dynamischer.

Auf 12:44 Minuten bringt es dann das Stück „The Seven Sisters”. Auch dieser Track beginnt mit schwebenden Klangformationen und entwickelt sich langsam. Hier kommt mir der Steven Spielberg-Film „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ in den Sinn. Johan verbindet hier wieder sanfte Sequenzerrhythmen mit herrlich symphonisch, hymnisch und spacigen Harmonien, in die man sich fallen lassen und in andere Sphären tauchen kann.

„Inconceivable” ist mit seinen 9:30 Minuten Spielzeit der kürzeste Track des Albums. In diesem Stück geht es in den ersten drei Minuten fast zeitlupenartig und spacig zu. Erst dann spendiert Johan dem Stück wieder hinreißende Harmonielinien. Das ist einfach traumhaft.

Nach dem 12:43minütigen „Is Time On Our Side” ist das 10:47minütige „A Theory Of Everything”, wie im Booklet zu lesen ist, eine Hommage an Stephan Hawking für seine immensen Leistungen, die für Johan von großem Interesse und großer Inspiration waren und eine Leidenschaft in seiner musikalischen Arbeit darstellen.

Mit dem 11:20minütigen „The Final Drama” endet dann nicht nur das Album, sondern auch Johans „Cosmic Drama”-Serie. Dieser letzte Track wirkt stellenweise ein wenig melancholisch und hymnisch zugleich. Doch sobald auch hier der Sequenzer einsetzt, erhellt sich die Stimmungslage wieder. Eine weibliche Stimme trägt im letzten Teil einen Text vor.

„Cosmic Drama II” ist ein würdiger Abschluss von Johan Tronestams kosmischer Reise. Der schwedische Elektronikmusiker hält das Niveau des Vorgängeralbums und liefert erneut ein hervorragendes Album ab.

Wie schon bei „Cosmic Drama“ ist die Musik auf „Cosmic Drama II“ ein ums andere Mal im Fahrwasser der „Berliner Schule” unterwegs, wirkt aber trotzdem sehr eigenständig. In „Interstellar Space Part II” sind gar einige Sounds herauszuhören, die an „Wish You Where Here” von Pink Floyd erinnern. Ein klasse Album- nicht nur für Elektronikmusikfreunde.

Stephan Schelle, März 2023

 
   

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