Joe Weineck – Morning Breeze
 

Joe Weineck – Morning Breeze
Prudence (2021)
(17 Stücke, 88:36 Minuten Spielzeit)

Wie aus dem Pressetext von Prudence zu entnehmen ist, ist der deutsche Joe Weineck sehr vielseitig, denn er ist als Filmproduzenten, Erfinder, Komponisten und Musiker tätig. Am 07.05.2021 ist sein neuestes Album unter dem Titel „Morning Breeze“ herausgekommen. Für ihn sind Grenzen, stilistische Definitionen immer eine Herausforderung gewesen, um eben diese Barrieren aufzulösen, Stile harmonisch zu verbinden, etwas Neues zu kreieren, zu überraschen und Bilder und Emotionen hörbar und sichtbar zu machen. Das Studium der Komposition nutzt Joe gerne, um die Grenzen seiner Disziplin souverän zu ignorieren. Farbtöne werden zu Klangfarben, zu Bildern, Erinnerungen und Gefühlen, an die wir uns gerne erinnern, auch wenn wir sie vorher nie erlebt haben.

 

 


Zunächst noch einige Infos zur Produktion aus dem Pressetext, da die mir vorliegende Version keine nähren Infos bietet:

Die Produktion intern „Ohrlaub“ genannt, zog sich über 5 Jahre hinweg und umfasst ca. 80 Kompositionen. Viele internationale und regionale Musiker haben sich mit eingebracht, ihre Klangfarben hinzugefügt und mit persönlicher Note bereichert. Jonas Werner, ein junger talentierter Gitarrist hat den Anfang gemacht. Thomas Groß, ein studierter Saxophonist hat einige Studio Sessions mitgemacht und war sehr experimentierfreudig. Daniel Gallimore, ein Schlagzeuger, der ohne Hände, im Rollstuhl, vielen zeigt, dass die Sicht auf Probleme und was Wichtig oder Unwichtig ist, sehr relativ ist. Daniel begeistert durch seine Spielfreude und Musikalität. Markus Herrmann, ein ungewöhnliches Talent aus Weinheim, entlockt seiner Gitarre Flächen mit Tiefgang und Modulation, ebenso wie rockige Solos mit Biss. Maram El Dsoki aus Ägypten, u. a. Dozentin für Gesang, verzaubert mit Ihrer Stimme und dem orientalischen Timbre. Einzigartig. Ilona Maini´s Stimme kann von Shirley Bassey bis Nina Hagen anstimmen. Es folgen an der Baglama: Kemal Dinc, an der Oud: Benjamin Stein und Percussion von Tayfun Ates.

Der Schlagzeuger Jan Friede, der u. a. bei Kraan spielt, hat in seinem Studio am Bodensee die Drum Takes eingespielt. Jan bringt sogar Mülleimer und Staubsauger zum grooven (haben wir ausprobiert). Sebastian Strodtbeck und seine Blues Gitarre sind untrennbar und sein Feeling einzigartig. Tom Traub hat Congas eingespielt, ist aber eigentlich genialer Drummer. Peter Jochim ist, glaube ich, seit 3 oder 4 Dekaden in Symbiose mit Gitarren, einer der Vorreiter des modernen Gitarrensounds und Mathias Dörsam, dessen Saxophon Sounds weich und musikalisch sind. Ein extrem vielseitiger professioneller Virtuose, der immer eine Bereicherung ist.

Ganze 17 Stücke haben es auf das Album „Morning Breeze“ gebracht, dessen Stücke von ihrer Stimmung sehr relaxet rüberkommen. Das geht streckenweise in den Bereich Easy Listening und atmosphärischer Instrumentalmusik, die handgemacht ist.

Das Album beginnt mit dem 3:30minütigen Titeltrack. Leicht und locker zeigt sich dieser erste Track, bei dem man Bandfeeling heraushört. Was vor allem durch das Schlagzeug und die markante Basslinie erzeugt wird. Funkige und Reggae artige Rhythmen, die eingestreut werden, sorgen für ein sommerliches Feeling und verbreiten gute Laune.

Loungemäßig zeigt sich dann der zweite Track, das 5:34minütige „Frozen Flames“ zu Beginn, der dann nach wenigen Momenten in einen jazzigen Stil wechselt, was auch durch das Saxophon unterstrichen wird. Ein sanfter schon balladesker Track ist dann das 6:35minütige „Snow In The Sun“, das durch atmosphärische Sounds und eine sanfte Melodie besticht. E-Gitarre und Piano sorgen für das besondere Flair. Sanft rockig zeigt sich dagegen das 4:11minütige „Awakening“.

In „Deep Minds“ erzeugen Joe Weineck und seine Mitstreiter eine Stimmung, bei der man die Gedanken dahinfliegen lassen kann. Musik zum Wohlfühlen. Weiblicher Gesang, der hier aber nur als Instrument eingesetzt wird und keinen Text singt, kommt dann erstmals im wunderbaren „Fairy Tails By The Wind“ auf. Dadurch kommt ein wenig gehobenes Popfeeling in den Sound. Ein klasse Stück.

Auch das 4:48minütige „Beyond Horizon“ hat im Hintergrund wieder weibliche Stimmen, ist dieses Mal aber wieder mehr im melodischen Jazz verortet. Die zwei Saxophone gehen in diesem Stück teilweise eine Konversation ein. Auch enthält das Stück einen Hauch Worldmusic-Elemente.

Mit 9:50 Minuten ist „Further & Further“ der längste Track des Albums. Atmosphärisch und mit Slide-Guitar sowie Akustikgitarre und Perkussion, die auf einigen Synth-Flächen gelegt sind, startet der Track. Auch hier kommt durch den weiblichen Gesang wieder eine besondere Note ins Spiel. Leichte rockige Elemente, die durch die E-Gitarre, Bass und das Schlagwerk erzeugt werden, finden sich ebenfalls in diesem Stück.

Worldmusic ist dann im Stück „Beyond Time“ enthalten, das wiederum leicht jazzige Spuren (durch das Saxophon) enthält. Rhythmik und einige Sounds erinnern dabei an den afrikanischen Kontinent. Mit dem verträumten Song „Dawn“, dem einzigen gesungenen Stück, endet dann das atmosphärische Album.

Joe Weineck hat mit „Morning Breeze“ ein sehr schönes relaxtes Album geschaffen, das an der Grenze von Easy Listening wandelt, sich aber hauptsächlich in handgemachter, atmosphärischer Instrumentalmusik bewegt. Dabei werden auch immer mal jazzige Elemente eingestreut, was gut in den Kontext des Albums passt.

Stephan Schelle, Mai 2021

 
   

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