Jeff Wayne’s War Of The Worlds Live On Stage! (2006)
Universal (2006)

Jeff Wayne’s Vertonung von H.G. Wells „War Of The Worlds“ schlug 1978 ein wie ein Komet und wurde eine sehr erfolgreiche Platte. Gut 14 Millionen Mal ging die Scheibe weltweit über die Ladentheke. Was könnte da näher liegen, als das Werk einmal live zu präsentieren.

Doch Ende der 70’er war die Technik noch nicht so ausgereift, um eine entsprechende visuelle Unterstützung für das Werk auf die Bühne zu holen. Als dann Richard Burton 1984 verstarb, war das Thema für Jeff Wayne erst einmal vom Tisch, denn er wollte die Liveversion nur mit ihm auf die Bühne bringen.

Fast 30 Jahre später, hat es Jeff dann doch realisiert und ging 2006 in Großbritannien auf eine 14 Gigs umfassende Tour. Ausverkaufte Häuser, darunter die Royal Albert Hall, in denen die Zuschauer an jedem Abend den Protagonisten Standing Ovations darboten, waren der Lohn für diese sehr aufwendige Produktion.

 

Jeff Wayne hat für diese Tour die zehnköpfige Black Smoke Band zusammengestellt, die aus hervorragenden Studiomusikern, darunter Chris Spedding, besteht. Außerdem wirken bei diesem Spektakel ein 48köpfiges Streichorchester („ULLAdubULLA Strings“) sowie einige der Originalinterpreten mit. Und was dabei herausgekommen ist, dokumentiert diese sehr gelungene DVD, die im November 2006 erschienen ist. Bei den Gesangsstimmen wird dem Fan der ersten Stunde aber auffallen, dass nicht alle Originalsänger für die Produktion zur Verfügung standen. Das ist beispielsweise bei Phil Lynott, dem ehemaligen Sänger und Bassisten der britischen Band Thin Lizzy, auch kein Wunder, ist er doch bereits 1986 verstorben. Für eine Neubesetzung der Rollen sprach allerdings auch, dass die Protagonisten in der Geschichte so zwischen 20 und 30 Jahre alt und die damaligen Sänger mittlerweile um fast 30 Jahre älter geworden sind und somit nicht in die Bühnenrolle passten. Lediglich Justin Hayward (Ex-Moody Blues), der die Gedanken des Reporters darstellt und Chris Thompson der die Stimme der Menschheit ist, sind mit auf Tour gegangen, da ihre Rollen an keine handelnde Person gebunden ist.

Beth, die im Original von Julie Covington gesungen wird, wird in der Liveperformance von der jungen Irin Tara Blaise auf der Bühne verkörpert und sie kommt stimmlich nah an das Original ran. Auch Alexis James, der den Part des Artilleryman verkörpert, den in der Ursprungsfassung David Essex gesungen hat, interpretiert seine Rolle originalgetreu. Russell Watson hat es da schon schwerer, wurde seine Rolle, Pater Nathaniel, doch von dem sehr charismatischen Phil Lynott gesungen. An Phil kann er natürlich nicht heranreichen, zum Glück versucht er es auch erst gar nicht, sondern interpretiert die Rolle mit seinen eigenen Mitteln und das macht er sehr gut. Es macht wirklich sehr viel Spaß zu sehen, wie die Sänger die Geschichte auf der Bühne zum Leben erwecken. Und das machen alle sehr gut.

Aufgenommen wurde das Konzert am 25.04.2006 mit 23 Kameras in der Wembley Arena. Eine sehr große Bühne, auf der alle Musiker Platz haben und von Jeff Wayne dirigiert werden, ist der Schauplatz. Den kompletten Hintergrund nimmt eine überdimensionale, 36 Meter lange Videoleinwand ein, auf der extra für die Konzerte eine Mixtur aus Realfilm und Computeranimation erstellt wurde. Und als besonderer Clou wurde vor diese Leinwand ein riesengroßer Styroporkopf angebracht, auf dem ein per Computer animiertes Richard Burton-Gesicht synchron zu den Originalaufnahmen die Geschichte erzählt. Und als krönende Showeinlage wird auch noch ein riesiges Modell der dreibeinigen Marskampfmaschine auf die Bühne runtergelassen. Bei diesen spektakulären Aufnahmen ziehen einem vor dem Fernseher schon emotionale Stürme durch den ganzen Körper, wie muss das erst live wirken.

Diese DVD ist ein echter Hammer, sie gehört für mich zum Besten, was in 2006 erschienen ist. Leider ist sie im Moment nur als Import zu bekommen. Dafür bietet sie eine Menge an Bonusmaterial, das u. a. mit deutschen Untertiteln versehen ist. Mir liegt die Doppel-DVD vor, sie zeigt auf Disc 1 mehrere Specials von mehr als 20 Minuten Gesamtlänge. Disc 2 wartet mit einer einstündigen Tourdokumentation sowie acht weiteren Specials von mehr als 40 Minuten Spielzeit auf. Wer die Platte mochte, der kommt an dieser DVD nicht vorbei.

Stephan Schelle, Februar 2007

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