Jean-Michel Jarre – Oxygene Trilogy
 

Jean-Michel Jarre – Oxygene Trilogy
Columbia / Sony Music (2016)

(
20 Stücke, 120:42 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 1976 veröffentlichte Jean-Michel Jarre in seinem Heimatland Frankreich sein Album „Oxygene“, das seine Weltkarriere in Gang setzte. 20 Jahre später erschien dann „Oxygene 7 – 13“. Zum 40. Jubiläum des wegweisenden Elektronikalbums hat sich Jarre entschlossen die Geschichte mit Teil 3 fortzusetzen. Das Album mit neuer Musik, sein mittlerweile 19. Studioalbum, wird am 02.12.2016 in verschiedenen Varianten veröffentlicht. Mir lag die 3-CD-Box mit dem Titel „Oxygene Trilogy“ zur Besprechung vor.

 

 


Neben der einfachen CD-Version erscheint das Album in folgenden Versionen:

1xVinyl - 180gm / transparent Oxygene 3
3xCD Digipack - Triology (1-2-3)
Trilogy Box Set (enthält: CD 1-2-3 / LP 1-2-3 180gm transparent / Coffee Table Book Oxygene)

In dem Box-Set „Oxygene Trilogy” sind die drei Alben als einzelne CDs enthalten. Verpackt ist das Ganze in einem achtseitigen Digipack, das ein zwölfseitiges Booklet mit Linernotes von Phil Alexander (Redakteur der Zeitschrift MOJO) sowie von Jean-Michel Jarre persönlich enthält.

Da die beiden Alben „Oxygene“ und „Oxygene 7 – 13“ hinlänglich bekannt sein dürften, beschränke ich mich in dieser Rezension auf die neuen Stücke des Album „Oxygene 3“, das Teil der Box ist. Jarre hat sieben neue Parts auf seinem neuen Album untergebracht, die – wie üblich – mit „Oxygene (Part)“ betitelt sind. Dieses Mal sind es die Parts 14 bis 20. Die Laufzeiten der Tracks belaufen sich auf 2:48 bis 7:59 Minuten, die Gesamtlaufzeit des Albums liegt bei 39:52 Minuten.

Doch lassen wir zunächst Jarre selbst zu Wort kommen. „Jubiläen bedeuten mir eigentlich nicht viel. Aber als ich vor zwei Jahren ‘Electronica’ aufnahm, arbeitete ich an einem Stück, aus dem ‘Oxygene Part 19’ wurde. Ich dachte darüber nach, wie ‘Oxygene’ klingen würde, wenn ich die Musik heute komponieren würde. Letztlich wurde das 40. Jubiläum des ersten Albums zu meiner Deadline. Ich spornte mich selbst an und gestattete mir sechs Wochen für die Aufnahmen, wie schon beim ersten ‘Oxygene’-Album“, erinnert sich Jarre. „Ich wollte vermeiden, zu viele Gedanken daran zu verschwenden, ob meine Idee richtig war. Und ich wollte alles aus einem Guss entstehen lassen. Es ging nicht darum, das erste Album zu kopieren. Vielmehr war mir wichtig, meinem Leitsatz treu zu bleiben und den Zuhörer auf eine Reise zu locken, von Anfang bis Ende – mit unterschiedlichen Kapiteln, die miteinander verbunden sind.“

„Das erste ‘Oxygene’-Album war damals so speziell, weil es auf Minimalismus fußte. Es gab darauf fast keine Drums. Ich wollte diese Herangehensweise beibehalten und den Groove vor allem mit Sequenzen und den Melodiestrukturen schaffen. Das erste ‘Oxygene“ entstand im Vinyl-Zeitalter und die Struktur, die mir vorschwebte, sah die Unterteilung in zwei Parts vor, die den Platz der A- und B-Seiten eines Vinyl-Albums einnehmen sollten. Es gefiel mir, diesmal genau so vorzugehen. ‘Oxygene 3’ besitzt tatsächlich zwei Seiten...“.

„Ich spielte das erste ‘Oxygene’-Album auf einer 8-Spur-Maschine ein, mit nur wenigen Instrumenten. Mir blieb damals keine andere Wahl, als minimalistisch zu arbeiten. Die minimalistische Herangehensweise behielt ich für ‘Oxygene 3’ bei. Ein paar Momente sind um ein, zwei Elemente herum entstanden – wie im ersten Teil“.

Auch wenn die Musik auf dem dritten Teil von „Oxygene“ in neuem Gewand erscheint und für den Hörer nur einige bekannte Elemente enthält, so haben die Alben doch eins gemein: der vierte Track („Oxygene Part 17“) ist wieder mal so ein ins Ohr gehendes Stück, auch wenn es die Klasse von „Oxygene Part 4“ nicht erreicht. Die einzelnen Stücke sind direkt miteinander verbunden, so dass die Parts 14 bis 20 wie ein einziger Longtrack wirken.

Ruhige, basslastige Syntieklänge leiten zunächst in „Part 14“ ein. Schnell kommen jedoch rhythmische Klangkaskaden hinzu. Nach anderthalb Minuten bestimmt dann eine Synthielinie das Bild und zeichnet ein melodisches Grundmotiv. Das klingt modern und doch auf eine gewisse Form vertraut, da immer wieder Elemente und Fragmente Jarre-typischer Musik auftauchen. Ein schöner Track, der das Album einleitet.

Flächen und Soundeffekte sorgen im 6:40minütigen „Part 15“ für wohlige Stimmung. Ambiente Motive treffen auf hypnotische Beats und Effekte. Hier zeigt sich auch die Arbeit, die Jarre bei dem „Electronica“-Projekt mit anderen Künstlern zusammenbrachte und seine Musik in einem modernen Kleid zeigt, das aber immer noch nach Jarre klingt.

Erstmals kommen rauschenden Effekte, die eine Spur nach dem Jahrhundertwerk aus 1976 klingen, in „Part 16“ auf. Hier werden sie aber nur angedeutet um in eine andere Richtung zu weisen. Ein druckvoller, eingängiger Track offenbart sich dem Hörer. Gefällt mir richtig gut. Dem folgt dann der melodische „Part 17“ mit seiner eingängigen Melodie. Allerdings ist die Nähe zur Popmusik bei diesem Stück nicht weit.

„Part 18“ ist mit seinen 2:48 Minuten ein Zwischenspiel, das sanfte, sphärische Harmonien mit einer simplen Melodiefolge vereint. Ein kurzer Track zum Träumen und verschnaufen. Nach einer Minute zischender Synthiesounds kommt dann in „Part 19“ ein rhythmischer Arpeggiopart auf, der an frühe Tage erinnert und nostalgische Emotionen hervorruft. Ab Minute 2 gesellt sich dann eine Melodielinie hinzu und ab Minute 3 wechselt der Track in einen Zwischenpart um danach noch mehr Fahrt aufzunehmen. In diesem Stück spielt Jarre mit der Rhythmik und Dynamik.

Der abschließende „Part 20“ ist mit gut acht Minuten der längste Einzeltrack des Albums. Etwas schräg/sakrale Motive lässt Jarre zu Beginn des Stückes auf den Hörer los. Nach anderthalb Minuten kommt dann ein leichtes Gewitter auf und eine Passage aus „Oxygene Part 6“ erklingt weit im Hintergrund. Nach einigem Rauschen wechselt das Ganze dann in eher ambiente, sanft dahinziehende Klangformationen. Diese bestimmen in dem Stück das Bild und werden durch leichte Klang- und Dynamikvariationen verändert.

Das neue Material wirkt moderner und kommt – wie bei Jarre üblich - glasklar aus den Boxen. Wer sich bei dem letzten Studioalbum „Teo & Tea“ kopfschüttelnd abgewendet hat und befürchtet hatte, das Jarre anno 2016 diesen Trend fortsetzt, den kann ich beruhigen. Zwar wird die Musik von modernen Klängen bestimmt, doch ist die Nähe zu früheren Alben deutlich herauszuhören.

Besitzer der remasterten Version von „Oxygene“ und des Albums „Oxygene 7 – 13“ werden sicherlich nicht zur Trilogy-Box greifen, da die Musik identisch ist. Vor allem würde ich persönlich „Oxygene“ in der remasterten 2007’er Version vorziehen, da die Neueinspielung äußerst gelungen ist und zudem eine DVD ein einstündiges Livekonzert zeigt. Wer die Alben nicht in seiner Sammlung hat, für den ist dieses Dreierpack sinnvoll. Ansonsten kann ich die EinzelCD empfehlen, die moderne Sounds mit Jarretypischen Elementen vereint.

Stephan Schelle, November 2016

 
   

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