Jamie O’Callaghan – The Quiet Poet
 

Jamie O’Callaghan – The Quiet Poet
Eigenvertrieb / www.colouroftime.com/jamie (2011)
(9 Stücke, 55:48 Minuten Spielzeit)

Neben der CD „Music For Empty Places“ hat der aus Irland stammende Musiker Jamie O'Callaghan mit „The Quiet Poet“ noch ein weiteres Album im Jahr 2011 herausgebracht. Jamie spielt auf dem Album elektronische Violine und Synthesizer. Er entwickelt auch auf diesem Album eine gewisse melancholische Grundstimmung, geht allerdings nicht so tieftraurig wie auf „Music For Empty Places“ vor.

 


Synthesizer und elektronische Violine gehen auf den neun Stücken des Albums eine organische Kollaboration ein. Beide Instrumente stehen gleichwertig nebeneinander und ergänzen sich perfekt. Jamie hat in seinen Stücken allerdings weniger die Harmonien und Melodien in den Vordergrund gestellt, sondern befasst sich hauptsächlich mit der Erschaffung von Stimmungsbildern die auch eine Spur surreal aus den Boxen schweben.

Mit dem Stück „The Lone Loch“ eröffnet Jamie die CD. Ich kann mir bei diesen Klängen gut vorstellen, wie ich zum Beispiel im Norden Großbritanniens an einem Nebel verhangenen See auf das Wasser schaue oder sogar in einem kleinen Boot langsam über die Wasseroberfläche dahintreibe.

Ganz anders stellt sich das zweite Stück „The Prize & The Shamrock“ dar. Zunächst hört man Klänge die an gezupfte Violinenseiten erinnern, dann kommt die gestrichene Violine hinzu. Der Track klingt lockerer und leichter, als der Opener und hat auch eine Spur von irischer Folklore im Blut. Über fast fünf Minuten trabt das Stück so vor sich hin.

„Thoughts Of A Solitary Walker“ klingt anfangs wieder ein wenig nach Theremin, zu dem Jamie dann Violinenklänge hinzufügt. Auch hier geht es recht surreal zur Sache und ich bin geistig wieder in einem Thriller oder Horrorstreifen unterwegs, da sich alles nach Soundtrack anhört, ohne dass sich eine Melodie herauskristallisiert.

Durch die Synthiesounds die eine schnelle Klangfolge im Hintergrund aufbauen, auf denen dann Jamie wieder die Violine setzt, fühle ich mich beim nächsten Stück „The Shadows“ in einen Schnellzug versetzt, der durch die Nacht rauscht. Aus dem Zugfenster sehe ich die Lichter und Schatten, die von der inneren Beleuchtung ausgestrahlt werden, sehr schnell an mir vorbeiziehen.

Es folgt „Their Hands Are Folded“, ein Stück das einige sakrale Momente hat und durch seine Klangfarben auch viel freundlicher wirkt als die bisherigen Stücke. Es kommt sogar so etwas wie eine Melodie zum Vorschein. Dieser Track gehört für mich zu den Highlights des Albums. Stilistisch bleibt sich Jamie auf dem gesamten Album treu, so dass die weiteren Stücke die gleiche Atmosphäre verströmen.

Mit dem Album „The Quiet Poet“ geht Jamie auch wieder eine Spur in die melancholische Ecke, ohne sich aber an die fast schon depressive Ausstrahlung von „Music For Empty Places“ anzulehnen. Die Kombination von Violine und Synthesizer ist auf diesem Album ganz gut gelungen, aber nicht für Freunde der melodischen Sparte geeignet, denn Melodien und Harmonien sind recht rar gesät. Diese Scheibe bewegt sich außerhalb der normalen Hörgewohnheiten, hat aber einige schöne Momente zu bieten.

Stephan Schelle, Januar 2012

 
   

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