Hypnosphere - Timedrift
 

Hypnosphere - Timedrift
Spheric Music (2014)
(
6 Stücke, 75:54 Minuten Spielzeit)

„Timedrift“ ist bereits das dritte gemeinsame Album von Lambert Ringlage und Wolfgang „Alien Nature“ Barkowski. Aber Zeit haben sie sich schon gelassen, denn ihr zweites Album „Magnetism“ liegt schon satte sieben Jahre zurück. Im Herbst 2014 kommt nun also das dritte Werk auf den Markt. Die beiden Musiker waren ursprünglich 2003 angetreten, um eine Mischung aus Ambient und Berliner Schule Elektronik zu machen, was ihnen auch gelungen ist. 

 

 


Der Titel „Timedrift“ kommt nicht von ungefähr denn Lambert und Wolfgang bezeichnen ihre Musik wie folgt: „Das neue Album „Timedrift“ zieht seine Inspiration ebenfalls sehr stark aus der Berliner Schule mit vielen tiefen Flächen, Effekten und hypnotischen Strukturen, die dazu führen, dass man beim Hören leicht das Zeitgefühl verliert. Nicht selten wird man beim Hören der Stücke in andere Sphären und andere Zeiten transportiert. Manchmal werden Emotionen aus anderen Zeitepochen angerührt oder man gerät in einen Sog oder Trance, bei der das Gefühl für Zeit und Raum nicht mehr vorhanden ist. Manchmal sind die Sequenzen treibend, wie, als wenn man sich von der Zeit getrieben fühlt.“

Dass man das Zeitgefühl beim Hören von Elektronikmusik verliert, kommt allerdings nicht selten vor, beschreibt aber auch die Faszination, die in derartiger Musik liegt.

Einen Unterschied gibt es allerdings zu den beiden zuvor veröffentlichten Alben. Erstmals ist Lambert Ringlage an der E-Gitarre auf dem Album zu hören, die den Retro-Touch der Berliner Schule unterstreichen soll. In jedem Fall verleiht sie den Stücken noch einmal mehr Tiefe.

Los geht es mit dem 18:38minütigen „Trancenter“. Man hat zunächst das Gefühl in einem botanischen Garten zu sein, da sich verschiedenen Vogelstimmen ihren Weg aus den Boxen bahnen. Dann kommen spacige Synthiesounds auf, die einem jetzt das Gefühl vermitteln auf einem fernen Planeten zu sein. Mystisch, so als würden Lambert und Wolfgang eine fremde Welt beschreiben, kommen die Klangskulpturen hervor. Nach gut fünf Minuten ist man dann im „Berliner Schule“-Kosmos angekommen. Da mischen sich analog wirkende Sound mit modernem Klangdesign. Sanft schreiten die Melodiebögen dahin, unterstrichen von ebenso sanften E-Gitarren-Motiven. Alles zusammen ergibt eine meditative, hypnotische Stimmung, in der man, wie oben beschrieben, Zeit und Raum hinter sich lässt. Wer Elektronik der „Berliner Schule“ mag, der liegt hier goldrichtig.

Das zweite Stück „Spherical Movement“ baut mehr auf Stimmungsbildung als auf Melodik auf, auch wenn an der ein oder anderen Stelle einige sehr schöne Harmonien durchblitzen, vor allem dann, wenn Lambert zur Gitarre greift. Das Ganze wirkt wie ein Weltraumflug.

Sehr melodisch ist dagegen „Escape From Dissonance“ mit seinen wunderbaren Streichersounds und Flächen, die vom Drumcomputer mit einem Rhythmus unterlegt sind, der schon recht Retro klingt und aus dem Computer stammt. Sehr gut gefällt mir dann aber der Übergang, wenn die Sequenzer zu pulsieren beginnen und das Stück noch mehr „Berliner Luft“ atmet.

„Ardent Drive“ ist nach seinem spacigen Beginn auch wieder eine Sequenzer orientierte Nummer, bei der die Gitarre von Lambert akzentuiert eingesetzt wird. „Emphasis“ bietet hypnotische Sounds, die gefangen nehmen. Der Track steigert sich immer weiter, was ihm einen hohen Spannungsbogen verleiht. Den Abschluss bildet dann das flotte, rhythmische Titelstück.

Auf „Timedrift“ setzen Lambert Ringlage und Wolfgang Barkowski ihre gute Zusammenarbeit fort. Wie schon „Magnetism“ bietet auch „Timedrift“ herrliche Sequenzer orientierte Musik im Stile der „Berliner Schule“. Allerdings reichern die beiden den Sound um Gitarrenklänge an, was der Musik sichtlich gut tut. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, Oktober 2014

 
   

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