Harald Nies – Torodial Sequences
 

Harald Nies – Torodial Sequences
MellowJet Records (2010)
(8 Stücke, 66:45 Minuten Spielzeit)

Am 30.12.2010 gab Harald Nies zusammen mit Bernd „Moonbooter“ Scholl ein Elektronikkonzert im Bochumer Planetarium. Das Material, das Harald an diesem Abend dem Publikum bot, war komplett neu und erscheint offiziell Anfang 2011 unter dem Titel „Torodial Sequences“. Am Tag des Konzertes war diese, seine mittlerweile neunte CD aber schon vorab käuflich zu erwerben.

Wie schon der Vorgänger „Earthcreator“, so erscheint „Torodial Sequnces“ in einem Amaray-Case beim Elektroniklabel MellowJet Records. Die acht Stücke, die beim Konzert zu hören waren, sind auch auf der CDR enthalten. Die einzelnen Tracks weisen Laufzeiten zwischen 3:31 und 24:49 Minuten auf.

 


„Torodial Sequences“ ist das erste Projekt im Zyklus Planetenklänge. Die Frequenzen sind abnorm des Kammertons 440Hz und schwingen auf besondere Art auf den Körper. (Planetenklänge: Sonnton 435,09Hz, Erdenjahr 432,10Hz, Mondton 444,86Hz). Diese Frequenzen wurden dann bei drei der acht Stücke verwendet.

Los geht es mit dem fast achtminütigen Titelstück. Hier zeigt sich schon, in welche Richtung das aktuelle Album von Harald geht. Sanfte, harmonische Synthieflächen durchziehen den Raum und lösen beim Hörer eine wohlige Stimmung aus. Das hat zunächst etwas von Ambient und Entspannungsmusik. Doch nach etwas mehr als einer Minute kommt dann doch der Sequenzer zum Einsatz und dieser ambiente Anstrich verändert sich und lässt den Rhythmusmustern den Vortritt. Schnell entwickelt sich eine für Harald typische Sound- und Melodiestruktur. Der Track entwickelt sich immer weiter und mündet gut eine Minute vor seinem Ende in einer rockigen Passage, bei der dann auch endlich Harald’s E-Gitarre zum Einsatz kommt, allerdings nur sehr kurz.

Es folgt das an die „Berliner Schule“ (Tangerine Dream) angelehnte „Heads Of Light“. Dieses klingt recht symphonisch und hat einen sehr schönen rockigen Rhythmus, der diesen Track nach vorne treibt. Vor allem die sehr schöne Melodielinie überzeugt bei diesem Track. Wie schon beim Opener, so dauert es auch wieder eine ganze Weile bis Harald seine E-Gitarre dann in der zweiten Hälfte einsetzt. Auch hier wird sie nur kurz, zwar rockig aber doch dezent eingesetzt. In den Stücken des Albums dominieren klar die Synthies.

Kernstück des Albums ist das mit 24:49 Minuten längste Stück „Ring Of Creation“. Ein sphärischer Beginn lässt den Hörer in die Weiten des Alls schweifen. Nach gut zweieinhalb Minuten verändert sich die Struktur ein wenig, da Rhythmusmuster auftauchen. Doch die sphärische Mystik bleibt zunächst erhalten. Nach gut viereinhalb Minuten kommen mit Sitarklängen gar ethnische Einflüsse in die Musik, die um Flötensounds ergänzt werden und diese Atmosphäre noch verstärken. Immer weiter entwickelt sich dieser Longtrack, in den man sich verlieren kann. Nach etwas mehr als elf Minuten lässt Harald dann eine wunderbare, unter die Haut gehende, verträumte Melodie auf der Akustikgitarre erklingen. Diese Klänge unterlegt er mit Flächen und Cellosounds. Das ist Romantik pur. Nach etwa 15 Minuten ändert sich die Stimmung erneut und Harald wechselt in eine andere Melodie und Struktur. In diesen Part hat er dann auch noch eine Gesangslinie von Michael Hasterok eingebaut, der einen englischen Text singt. Das passt sehr gut und ist eine willkommene Abwechslung im Bereich der Elektronikmusik.

„Sonnton“ beginnt mit einer Hertzfrequenz, deren Ton Harald die kompletten 3:31 Minuten des Stückes als Grundlage beibehält. Darauf platziert er dann seine musikalischen Klangbilder. Darauf folgt ein schwebendes „Ultrapolation“, bei dem Harald seine E-Gitarre sphärisch einsetzt. Auch „Erdenjahr“ hat als Grundmuster eine gleich bleibende Hertzfrequenz, sie ist aber nicht so dominant wie in „Sonnton“. Auf diesem Grundton legt Harald dann wiederum einige Klanggebilde.

„Axial Displacements“ ist wieder ein absolut mitreißender Track, der in seiner ersten Hälfte gemächlich, aber doch rhythmisch aus den Boxen kommt. Im zweiten Teil lässt Harald die Sequenzer den Rhythmus vorgeben und „Axial Displacements“ wandelt sich in einen Rhythmus betonten Track. Den Abschluss bildet dann mit „Mondton“ erneut ein Stück, das auf der Grundlage einer festen Hertzfrequenz basiert. Ob der Körper nun wirklich bei diesen Frequenzen mitschwingt, habe ich nicht direkt gespürt, aber dieser Ton setzt sich natürlich im Gehör fest. Ob das nun störend wirkt, muss jeder für sich entscheiden.

Auch das neueste Werk von Harald Nies, „Torodial Sequences“, kann wieder überzeugen. Ganz im Stile seiner vorangegangenen Alben hat er auch sein neues Werk konzipiert. Die E-Gitarre setzt er allerdings nur sporadisch und dezent ein. Eine schöne CD, wobei mich die Grundfrequenzen bei den drei Stücken doch etwas stören, da sie sich dominierend im Ohr festsetzen.

Stephan Schelle, Januar 2011

 
   

CD-Kritiken-Menue