Hagen von Bergen – Time Flies
 

Hagen von Bergen – Time Flies
Bi-ZA Records (2025)

(
4 Stücke, 47:22 Minuten Spielzeit)

Am 19.03.2025 ist das neue Album von Hagen von Bergen dem Vertreter der elektronischen Musik der „Hunsrücker Schule“ herausgekommen. Er hat es ,wie auch schon seine Vorgängeralben, in der Klanganstalt Bergen für BI-ZA-Records aufgenommen. Es trägt den vielsagenden Titel „Time Flies“.

 

 


Das Album beginnt mit dem fast vierminütigen „Look Inside“. Stimmgewirr und ein Rhythmusmuster sind zunächst zu hören. Dann geht es in einem wirren Soundgemisch weiter, das etwas bedrückend wirkt, da hier sägende, bedrohliche Klänge vorherrschen. Dann kommt aber wieder ein Rhythmusmuster wie zu Beginn auf und es wird eine Spur harmonischer. Das Ganze wirkt aber sehr surreal und bleibt bis zum Ende hin so.

Das zweite, achtminütige Stück nennt sich „Chinese Music Under Banyan Trees“. Das startet mit mangamäßigen, verzerrten Stimmen. Dann setzt ein groovender Rhythmus ein, auf den sich Harmonien legen, die allerdings ein wenig jazzig und schräg klingen. Hagen fügt dann weitere Rhythmen und Instrumentenklänge wie Trompeten, Gitarren etc. hinzu, was einen schichtigen Sound ergibt. Erstaunlicherweise bleibt das Ganze harmonisch und es schält sich sogar eine Melodie heraus. Das hat jetzt was und lädt sogar zum Tanzen ein.

Mit dem zehneinhalbminütigen „Lithium“ führt Hagen das Album dann fort. Auch hier sind zunächst leicht skurrile und mystische Klanggebilde zu hören. Nach nicht ganz einer Minute kommt ein langsam pumpender Beat auf, der sich mit schnelleren Rhythmusmustern verbindet. Das wirkt hochgradig spannend, vor allem, wenn Hagen dann noch einige echohafte Klänge einstreut. Und so baut er immer mehr Klänge ein und verschärft den Rhythmus, was wieder sehr fesselnd wirkt. Das Stück steigert sich immer weiter, wird ekstatisch und hypnotisch. Auch wenn hier nicht wirklich Melodien auszumachen sind, verströmt das Stück doch eine unglaubliche Faszination. Das kann man nicht beschreiben, sondern muss es auf sich wirken lassen.

Der Longtrack „Who Is Dr. Wu?“, der es auf fast 25 Minuten Spielzeit bringt, beendet dann das Album. Eingeleitet wird auch dies durch etwas mysteriöse Klänge, die nach wenigen Momenten in einen Part wechseln, der schon fast Elektropop artige Züge besitzt. Eine verzerrte Frauenstimme, die lautmalerische Klänge einstreut, ist ebenfalls zu hören. Dann setzen Harmonien ein, die das Ohr umschmeicheln. Diese werden aber immer wieder durch verzerrte Klänge und Rhythmen durchbrochen. Hagen spielt in diesem Longtrack mit harmonischen, rhythmischen und leicht skurrilen Elementen. Auch dies verströmt eine merkwürdige Faszination, der man sich entweder hingeben kann oder sie abschaltet. Zum Ende hin kommt dann gar noch eine Melodielinie auf, die Hagen auf dem Keyboard eingespielt hat. Dann beschließt eine Percussionpassage den Longtrack.

Hagen von Bergen, der Gründer der „Hunsrücker Schule“, bietet auf seinem neuen Album „Time Flies“ wieder eine ungewöhnliche Mischung aus Klängen und Rhythmen, die eine unglaubliche Faszination verbreiten. Es ist nicht leicht das zu beschreiben, denn auch die nicht harmonischen Parts wirken stimmig und man kann sich in diesen Klanglandschaften förmlich verlieren.

Stephan Schelle, Juli 2025

 
   

CD-Kritiken-Menue