Hagen von Bergen – Fernando Heard The Drums
 

Hagen von Bergen – Fernando Heard The Drums
Eigenvertrieb / Bandcamp (2023)

(6 Stücke, 59:33 Minuten Spielzeit)

Im Frühjahr 2023 erschien ein neues Album von Hagen von Bergen. Sech Stücke mit Laufzeiten von 4:42 bis 18:28 Minuten Spielzeit finden sich auf „Fernando Heard The Drums“, die wieder im typischen Stil der Hunsrücker Schule eingespielt wurden, was bedeutet, es passt in keine Schublade. Die Fieldrecordings aufgenommen, die Stücke komponiert, eingespielt, gemischt und gemastert hat Hagen von Bergen im März 2023.

Das Album startet mit dem 4:42minütigen „Intro/Fly Robbie Fly High“. Da kommt einem natürlich sofort die Disconummer aus dem Jahr 1975 von Silver Convention in den Sinn. Aber mit dem Song hat der Track nun nichts zu tun.

 

 


Das Intro wirkt mysteriös mit einem Herzschlag artigen Rhythmus auf einem brummenden Synthsound und murmelnden Stimmen (fast Obertonmäßig), das dann aber doch unrhythmisch fortgeführt wird. Nach 1:40 Minuten wird es dann aber melodisch mit einem metallischen Rhythmus (so als würde jemand auf einen Amboss schlagen), der zum Ende hin Reggae mäßig wirkt. Ein Stück zwischen Popmusik und Avantgarde.

An zweiter Position findet sich dann das 18:28minütige Titelstück. Der Track geht sehr rhythmisch und harmonisch los und hat einen tollen Beat. Hagen verändert Struktur, Klangfarbe und teilweise die Melodik und baut immer wieder einige Effekte ein. Das geht richtig gut ins Ohr und macht Spaß.

Mit dem 9:55minütigen „Goldmine 666“ folgt ein weiterer Longtrack. Auch hier geht Hagen recht rhythmisch zur Sache. Der Rhythmus grooved recht monoton über die Spielzeit, verändert aber seine Klangfarbe. Immer wieder kommen mal weitere Synthstimmen auf, die sich auf den Rhythmus setzen ohne die Monotonie zur durchbrechen. Nach vier Minuten ändert sich das Bild etwas und Dynamik und Rhythmus sowie die eingestreuten Klänge erhöhen sich. Das wirkt manchmal aber auch etwas wüst.

Mit dem 13minütigen „Kick Da Busch“ kommt dann der zweitlängste Track zum Zuge. Hagen baut den Track langsam auf und nach etwa zwei Minuten kommen ein fetter Sound und dubartige Klänge auf, die eingängig und avantgardistisch zugleich sind. Das ist allerdings spannend gemacht. Hagen bringt immer wieder Veränderungen wie Sirenen artige Sounds ein. Ein wilder Trip.

7:53minüten ist „Ulamalu“ lang. Auch hier treffen rhythmische Muster auf ungewöhnliche elektronische Klänge. Dieses Mal ist es trotz Rhythmus recht ambient und wirkt an einigen Stellen etwas bedrohlich und skurril. Das Album endet dann mit dem 5:32minütigen „Kallemann Vibrations“. Das Stück spielt mit Sprachsamples, ethnischen Rhythmen und Klangmustern. Das hat was von Theatermusik, ist nicht leicht zu konsumieren und bietet im zweiten Teil gar harmonische, karibisch anmutende Musik.

Hagen von Bergen beweist auch auf „Fernando Heard The Drums“, das seine Musik in keine Schublader passen will. Immer mal wieder blitzen Harmonien und Melodiebögen aus den ungewöhnlichen Klanggebilden auf. Dann kommen aber auch recht skurrile Parts auf. Die Stücke sind aber immer von rhythmischen Elementen durchzogen. Ich empfehle hier zunächst einmal hinein zuhören.

Stephan Schelle, Mai 2023

 
   

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