Glenn Main - Ripples
 

Glenn Main - Ripples
AD Music (2012)
(12 Stücke, 58:44 Minuten Spielzeit)

Er wird seit Jahren als der norwegische Jean Michel Jarre gefeiert. Die Rede ist von Glenn Main Henriksen, der als Glenn Main seine Elektronikmusik veröffentlicht. In Deutschland hat er seit seinem Auftritt beim letztjährigen electronic circus-Festival in Gütersloh von sich Reden gemacht. Dort zeigte er welch Könner er an den Tasten ist. Das letzte Studioalbum „Arctic Treasure“ hat Glenn 2010 veröffentlicht und legt, rechtzeitig zu seinem Auftritt bei der Schwingungen Gartenparty in Hamm, Anfang Juli 2012 den Nachfolger „Ripples“ vor.

 


Durch seine Auftritte hat er auch die Label auf sich aufmerksam gemacht und so ist er mit der neuen Produktion zum britischen Label A.D. Music (von David Wright) gewechselt. War auf den letzten Alben noch sehr stark der Einfluss des großen Franzosen Jarre herauszuhören, so bietet Glenn auf dem neuen Album einen etwas anderen Stil. Seine Stücke werden nicht unnötig ausgeweitet und so weisen sie Laufzeiten zwischen 3:38 und 5:46 Minuten auf.

Glenn hat die Stücke nahtlos aneinandergereiht, so dass das Album sehr kompakt und in sich stimmig wirkt. Er hat ein unglaubliches Gespür für eingängige Klänge und so ist es kein Wunder, das er mit seinem Opener „Echoes From The Past“ auch gleich ins Schwarze trifft. Ein moderater Rhythmus und eine wunderbare Melodielinie sowie einige schöne Soundeffekte, dazu eine Pianomelodie sorgen für eine relaxte Stimmung und einen „Gute Laune-Effekt“. So ein bisschen wirkt die Musik damit wie die des Briten Robert Miles.

Das folgende „Remembrance“ ist eine verträumte, romantische Nummer, bei der auch wieder das Piano im Vordergrund steht. Der Sound ist irgendwo in der Schnittmenge aus Jarre und Vangelis angesiedelt. Aber schon im nächsten Track „Moving On“ habe ich das Gefühl, als wenn hier zunächst Sounds und Rhythmen zum Tragen kommen, die an Alan Parsons Project erinnern. Was hier vielleicht so klingen mag, als würde Glenn sich stilistisch großen Namen anbiedern, ist aber alles andere als ein Plagiat. Glenn vermag es Fragmente aufzunehmen und sie zu einem ganz neuen, eigenen Sound zusammenzusetzen. Ein absolut hypnotischer und eingängiger Track, der runter geht wie Öl.

Ein pulsierender Rhythmus, so wie bei einem Doppelherzschlag und Atemgeräusche führen in „Heart And Soul“ ein. Die Hauptmelodie wird zunächst von einem Sound gespielt, der an ein Saxophon erinnert und so dem Klangbild von Glenn eine neue Note verleiht. Irgendwie überkommt mich beim Hören eine gewisse Melancholie und Sehnsucht.

In „Castles In The Air“ fügt Glenn dann wieder einige Soundelemente ein, die an Jean Michel Jarre erinnern. Aber er versprüht auch in diesem rhythmischen Track seinen ganz eigenen Charme. Im folgenden „Dream Catcher“ wird es dann etwas spacig, denn die Sounds wecken bei mir Assoziationen zu einem Aufenthalt im Orbit. Sehr Jarre-lastig wird es dann in „Memory Shift“, das schon sehr stark an „Oxygene“ & Co. erinnert. Es folgen fünf weitere intensive Stücke, die einen bis zum Ende hin gefangen halten.

Ich bin froh, dass ich Glenn im letzten Jahr auf dem electronic circus-Festival erleben und so seine Musik für mich entdecken konnte. Mit seinen Melodien und Rhythmen und dem Einsatz des Piano-Sounds nimmt er den Hörer und vor allem mich, sehr schnell gefangen. Wer die bisherigen Alben von ihm mag, der kann blind zugreifen. Allen anderen, die seine Musik nicht kennen, kann ich nur dringend empfehlen diese Lücke zu schließen und sich seiner Musik zu widmen. Mit „Ripples“ ist Glenn Main ein traumhaftes Album gelungen, das ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, August 2012

 
   

CD-Kritiken-Menue