Glenn Main – Arctic Treasures
 

Glenn Main – Arctic Treasures
Eigenvertrieb / www.ghmain.no (2010)
(12 Stücke, 55:28 Minuten Spielzeit)

Mit „Arctic Treasures“ erschien im Jahr 2010 das dritte Album des norwegischen Elektronikmusikers Glenn Main Henriksen. Waren seine ersten beiden Alben noch unter dem Namen Glenn erschienen, so firmiert er nun als Glenn Main. Wie schon auf den Vorgängeralben, so ist auch die Musik auf dem neuesten Werk stark von dem Stil Jean Michel Jarre’s beeinflusst. Allerdings ist die Musik in keinster Weise so unterkühlt, wie es der Albumtitel zu vermitteln mag, ganz im Gegenteil.

 


Gleich der Opener „Arctic Theme“ entführt den Hörer in die Soundlandschaften des Norwegers mit dem Jarre-Appeal. Sehr rhythmisch und melodisch, mit einer, wenn auch in diesem Titel noch recht geringen eigenen Handschrift, offenbart sich dieser erste Track. Die Stücke lassen sich aufgrund der von Glenn benutzten Sounds und Melodiefolgen mit einigen Jarre-Tracks vergleichen, ich gehe hier aber nicht näher auf die vorhandenen Ähnlichkeiten zu den Jarre-Stücken ein.

Als zweites steht dann „The Lost Cave“ an. Dies ist ein sehr getragener, ruhiger Track, bei dem man sich in der Tat gut eine weitläufige, von Eiskristallen bestückte Höhle vorstellen kann. Ein Chorsound gibt dem Stück noch mehr Tiefe. Rhythmischer geht es dann wieder bei „Inner Voices“ zu.

Bei „Inner Voices“, ein unter die Haut gehendes Stück, kommt dann die Handschrift von Glenn erstmals auf diesem Album richtig zum Tragen. Sehr gut gefällt mir an diesem Stück die Stimme von Elisabeth Harket, die sich unter die Haut schiebt. Sie singt keinen Text, sondern singt mit ihrer Stimme vielmehr eine atmosphärische Melodielinie.

Leicht rhythmisch und melodisch, so wie eine Mischung aus Jarre und Schiller präsentiert sich nun „Ice Phone“ (etwa eine neue Technik von apple?). Ein sehr verträumtes Stück, das zum Träumen anregt. „Total Meltdown“ folgt nun mit Pianotupfern und tollen Synthiesounds. Das achtminütige Stück hat ein mehrminütiges Intro, bevor es dann nach gut drei Minuten an Fahrt gewinnt. In diesem Stück trifft der Jarre-Sound auf Robert Miles-Melodien und ergänzt dies um weitere Elemente, so dass etwas Neues entsteht. Sehr schön gemacht.

Ein Rhythmus, bei dem man sich zwangsläufig bewegen muss, bietet „Iceman’s Melody“, das wieder stark an einen Jarre Track erinnert. Sphärisch und mit Theremin-Sounds versehen zeigt sich „Lonley Icebear“. Glenn zaubert hier eine in der Tat recht einsam wirkende und melancholische Stimmung. In „Ice Tunes“, bei dem die Effektsounds zu Beginn des Stückes wie aufbrechendes Eis klingen (diese scheinen von der E-Gitarre zu stammen) kommt als Gastmusiker Thomas Moen an der E-Gitarre zur Wirkung. Die E-Gitarre wird allerdings nur sporadisch eingesetzt. Auch Elisabeth Harket veredelt diesen Track wieder mit ihrer Stimme. Ein tolles Stück, das mal wieder eine eigene Handschrift zeigt wirklich fesseln kann.

Auch „Talking Ice“ hat genug eigene Substanz, um sich von dem Jarre-Griff zu lösen. Der Track besticht durch die eingängige Melodie sowie einer von Vocoder verfremdeten Stimme. Mit „Under The Surface“ endet dann der offizielle Teil der CD zunächst recht flächig, dann aber mit einer sehr schönen Melodie und einem Downtemporhythmus. Hierauf legt Glenn dann wieder die Klänge des Theremins.

Als Bonustracks hat Glenn noch zwei Stücke seiner beiden Vorgängeralben auf die CD gepackt. Als erstes wäre dies „Message To Spain“ vom 2009’er Album „Message“ und zum anderen „Electronic Secret Part 5“ vom 2008’er Debütalbum. Im Remix von „Message To Spain“ hat Glenn die Gitarrenparts (vor allem dieser Gitarrenrhythmus, der jetzt im Hintergrund liegt) noch einmal etwas umgestellt, so dass das mediterrane Flair sich noch verstärkt. Ein wirklich tolles Stück. Auf dem Stück „Electronic Secret Part 5“ kommt ebenfalls eine Gitarre zum Einsatz, die auch ein mediterranes Flair verströmt. Der Track, in dem Iselin und Glenn singen, hat was Popartiges und ich kann mir dieses Stück wirklich gut an einer Bar im sonnigen Süden vorstellen.

Auch auf dem dritten Album ist sich Glenn Main Henriksen treu geblieben und vermischt die Sounds von Jean Michel Jarre zu herrlichen Eigenkompositionen, die in einigen Momenten auch genügend eigene Substanz haben. Wer die Musik von Jarre mag, der wird dieses Album ebenfall für sich entdecken. Eine klasse Scheibe.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

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