Gert Emmens & Cadenced Haven – Life In Cosmic Highway
 

Gert Emmens & Cadenced Haven – Life In Cosmic Highway
Groove Unlimited (2011)
(9 Stücke, 68:44 Minuten Spielzeit)

Im letzten Jahr erschien beim niederländischen Elektroniklabel Groove Unlimited die erste CD von Cadenced Haven. Auf dem Album „Peregrination“ wirkte bei fünf der neun Stücke der niederländische Elektronikmusiker Gert Emmens mit. Und genau diese Stücke waren es, die die Produktion qualitativ aufwerteten und bei denen beide Musiker eine homogene Verbindung eingingen. Das scheinen auch Gert und Cadenced gemerkt zu haben, denn das neue Album „Life In Cosmic Haven“ erscheint unter beiden Namen.

 


Die Musik von Gert Emmens gehört mit zu meinen Favoriten. Und so war ich sehr gespannt, wie das Duo Emmens / Haven auf der CD klingt. Auch wenn einige ungewohnte Sounds aus den Boxen erklingen, so überwiegen doch die herrlichen Melodiefolgen und Sequenzerrhythmen, die man von Gert Emmens her kennt.

Die neun Stücke sind hoch melodisch und verträumt. Auf der anderen Seite durchziehen die Stücke auch immer wieder die typischen Sequenzerlinien, die man von Gert’s Soloalben kennt.

Mit einem Gong eröffnet die „Vision Of Mind’s Eye – Overture“. Es folgen herrliche streicherartige Flächen und ein toller Rhythmus sowie Sequenzer die an Emmens oder auch Tangerine Dream erinnern. Dazu kommt noch die eingeflochtene Stimme von Cadenced Haven. Das ist schon ein klasse Track, den man in voller Lautstärke hören muss, dann bildet sich schnell eine Gänsehaut. Zu diesem Zeitpunkt könnte ich schon in die Boxen springen.

Etwas melancholisch breitet sich dann das Stück „Distinct Memories“ aus, das zunächst noch recht behäbig wirkt, aber nach etwas mehr als der Hälfte, sobald der Rhythmus anzieht, an Fahrt gewinnt. Vielleicht der schwächste Track des Albums. „Reflective Orbit“ beginnt noch recht unscheinbar, setzt aber schon nach wenigen Momenten die Meßlatte hoch. Eine Gänsehautnummer, die zum Träumen anregt. Wo holt Gert nur immer diese Harmoniebögen her? Diese tolle Stimmung wird abrupt von einem Rhythmusbreak zerstört, um dann aber wieder in harmonischem Einklang zwischen Flächen und Rhythmik fortgesetzt zu werden. Hier muss die Lautstärke der Anlage ebenfalls hochgedreht werden, das sorgt für hoch stehende Körperbehaarung.

„Call The Meghna“ entführt mich gedanklich in hohe Gebirgslandschaften, ohne das ich genau erklären kann, woran ich das festmache. Der Track ist anfangs erhaben und majestätisch, bekommt aber nach ca. 3 ½ Minuten eine mitreißende Rhythmussequenz, die den Track in Soundtrackgefilde katapultiert.

Hymnisch wirkt „Aural Empathy“ während das voluminöse „Incomprehensible Walk“ auf mich wirkt, wie ein Spaziergang durch eine Szenerie von Hochhäusern. Das mehr als elfminütige „Illusory Reformation“ beginnt zunächst sphärisch und getragen, um dann nach drei Minuten in einen pulsierenden Track überzugehen, dessen Faszination man sich kaum erwehren kann.

Mit „The Quiet Steps“ öffnen die beiden weite Horizonte, denn die Sounds, unterlegt von einem sehr schönen Rhythmus, lassen den inneren Blick in die Ferne schweifen. Ich hab das Gefühl auf einem Plateau oder einer Ebene zu stehen und Kilometerweit in die Ferne blicken zu können. Auch der Abschlusstitel eröffnet mit einem Gong. Zarte, sanfte Flächen und Harmonien sorgen für eine wohlige Stimmung zum Ausklang der CD. Hier streut Cadenced dann auch wieder ihre Stimme ein, was sehr schön zu der Stimmung passt. Und so wie die CD begann, so endet sie auch, mit einem Gongschlag.

Gert Emmens und Cadenced Haven ist eine gute Kollaboration gelungen, die vor allem vom Sound eines Gert Emmens zu leben scheint. Über weite Strecken klingt das Werk wie ein Soloalbum von Gert. Das ist aber nicht schlimm, denn die Musik von ihm ist schließlich seit Jahren ein Qualitätsmerkmal in der Elektronikmusik. Freunde seiner Musik können hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, Juli 2011

 
   

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