Gert Emmens - A Boy's World
 

Gert Emmens – A Boy’s World
Groove Unlimited (2007)
(6 Stücke, 78:59 Minuten Spielzeit)

Nachdem uns der niederländische Elektronikmusiker auf seinem letzten Album „The Tale Of The Warlock“ aus dem Jahr 2006 in eine mittelalterliche Fantasiewelt mitgenommen hat, ließ er sich bei der Musik zu dem im Frühjahr 2007 erschienen Album „A Boy’s World“ von seinem zwölfjährigen Sohn inspirieren. Und so beginnt seine neue CD auch mit einem Thema, das wohl alle Kinder/Jugendlichen in diesem Alter am meisten interessiert, nämlich mit „School’s Out“. Der Track trägt zwar den gleichen Namen wie Alice Cooper’s Hit aus den frühen 70’ern, hat damit aber nichts zu tun. Vielmehr breitet Gert die von ihm typischen verträumten Melodielinien, auf denen Sequenzerloops gebettet sind, auf mehr als zehn Minuten aus. Ein Track, bei dem sofort die eigenen Gedanken davon schweben und man sich wehrlos den Harmonien hingibt. Man sollte beim Hören der Musik gar nicht mehr nachdenken, ähnlich wie bei einem Hollywoodfilm, sondern einfach genießen.
 

 

 

„Gaming“ ist das Kernstück der CD. Gert hat es in zwei Parts unterteilt, die jeweils mehr als 20 Minuten lang sind und nur durch das gut zehnminütige Stück „Life Around The Sand Castle“ unterbrochen werden. Part 1 von „Gaming“ trägt den Titel „Battles Are Won And Lost“ und beginnt, dem Titel entsprechend, sehr rhythmisch. Die Sequenzer tuckern wie bei Tangerine Dream und auch der einsetzende Synthiesound erinnert an das Berliner Elektronikurgestein. Doch schon nach kurzer Zeit zeichnen offene, weiträumige Flächen wieder das bekannte Bild eines Gert Emmens. Der Track weist unterschiedliche Melodien und Rhythmen auf und entwickelt sich langsam.

„Life Around The Sand Castle“ ist wieder so ein typischer Emmens-Titel mit ruhigen Strukturen und rhythmischen Elementen, der einen Hauch von Ron Boots aufweist. Ein recht verträumter Track.

Part 2 von „Gaming“, das den Namen „The Quest“ trägt, klingt genau so verträumt wie „Life Around The Sand Castle“ und Gert spinnt diese Stimmung über mehr als 20 Minuten. Zwar ändert sich im zweiten Teil die Atmosphäre, aber mir ist dieser Track dann doch etwas zu lang geraten. „Adolescant Behaviour“ zeigt Elemente eines Klaus Schulze verbunden mit Gert’s Harmonien. Auch ein Track der sanft dahin zieht. Dann, im letzten Teil, wird dieses Stück druckvoller und auch schneller, was mir ganz gut gefällt, bevor dann dieser kalte und bedrohliche Sound das Ende einläutet.

Der mit 5:28 Minuten kürzeste Track des Albums „Nothing Lasts Forever“, den Gert seiner verstorbenen Mutter gewidmet hat, beendet den Silberling. Hier zeigt Gert noch einmal eine sehr schöne melancholische Melodie, die durch einen sanften Rhythmus begleitet wird.

Auch wenn die CD’s von Gert Emmens stilistisch gleich sind und sich stark ähneln, so schafft er es doch jedes Mal wieder mich mit seinen herrlichen Sequenzen und Melodiebögen zu verzaubern. Ich liebe seine Musik einfach. Er gehört für mich zu den Musikern, deren Veröffentlichungen ich mir blind zulegen kann. Auch wenn es nicht sein bestes Werk ist, kann ich die CD trotzdem empfehlen.

Stephan Schelle, August 2007

 
   

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