Geigertek – Soundtrack For City Living
 

Geigertek – Soundtrack For City Living
A.D. Music (2011)
(8 Stücke, 65:44 Minuten Spielzeit)

Nach „The Garden“ und „The Timeless Mind“ kommt im Herbst 2011 mit „Soundtrack For City Living” der dritte Longplayer von Neil Fellowes, der als Geigertek seine elektronische Musik veröffentlicht, beim britischen A.D. Label heraus. Mit der neuen CD hat Neil die Musik für das Leben in der Großstadt komponiert und so ist es nicht verwunderlich, dass das Cover das Bild einer nächtlichen Metropole zeigt. Das die Großstadt nicht schläft darauf verweist Neil mit dem Hinweis auf der Bookletrückseite, bei dem es heißt: „Stop and stare, take in the moment. This city breathes, it never sleeps in silence …“.

 


Und genau diese Stimmungen erzeugt Geigertek mit seinem neuesten Werk, das durch frische Synthiesounds und urbane Rhythmen besticht. Aber auch Gesang findet sich in dem ein oder anderen Track, was für Elektronikmusik zunächst ungewöhnlich erscheint, hier aber gut ins Bild passt. Neil hat sich darüber hinaus bei der Produktion Hilfe von David Wright (Omnisphere Synthesizer), Nigel Turner-Heffer (Gitarre) sowie Candice Wells und Anne Mancini-Smith (Gesang) geholt.

Acht Tracks mit Laufzeiten zwischen 4:50 und 12:40 Minuten Länge finden sich auf der CD. Los geht es mit dem beschaulichen „Beyond The Garden“, das noch recht ruhig und unaufgeregt – mit einer Pianomelodie versehen – durch den Raums schwebt. Geigertek erzeugt in diesem Opener eine herrlich entspannte Atmosphäre. Im weiteren Verlauf dieses mehr als elf Minuten langen Stückes nimmt der Rhythmus aber zu und es wird gar tanzbar. Ein klasse Stück, das sofort mitreißt.

Das neunminütige „Beauty In Decay“ schließt sich dann an. Auch dieser Track startet ruhig und sogar ein wenig sphärisch mit einigen Pianotupfern. Dann kommt nach nicht ganz zwei Minuten ein Rhythmus aus dem Off und schiebt den Track sachte voran. Neil spielt in diesem Track mit sanften atmosphärischen Elementen und gemächlich rhythmischen Parts. Dazu bindet er noch eine Art Ariengesang ein, was hervorragend in diese Stimmung passt.

Nach zunächst bedrohlich wirkenden Flächen in „Underpass“ kommt nach einer Minute eine Tonfolge, die mich sofort an die John Carpenter-Soundtracks erinnert, hervor. Allerdings kombiniert Neil dies mit einem sehr schönen Rhythmus und einer darauf folgenden Melodielinie, die mich sofort gefangen nimmt. Ein Duett aus männlichem und weiblichem Gesang vervollständigt diesen herrlichen Track.

„Devil May Care“ ist auch ein gesungener Track, der zwar einen elektronischen Unterbau hat, aber wie ein arienhafter, atmosphärischer Popsong wirkt. Die Glocken von Big Ben leiten in den nächsten Track „Moonlight Interlude“ ein. Hier steht klar das Piano im Vordergrund, das mit einigen Streichersounds unterlegt ist. Das klingt alles recht klassisch und Neil kann zeigen, was er an den schwarz/weißen Tasten so alles drauf hat. Durch die Trompetensounds kommt auch eine gewisse Baratmosphäre (der 30’er Jahre) auf. Dieser Track passt zwar gut in die Großstadtthematik, sticht aber aus dem Album heraus.

Elektronischer wird es dann wieder im fast achtminütigen „A Rainfall Moment“. Durch die Regengeräusche hat man in der Tat den Eindruck durch einen verregneten Straßenzug zu ziehen. Unterlegt ist das ganze wieder durch eine sehr schöne Melodie. Hier kommt dann auch Nigel Turner-Heffer an der Gitarre zum Einsatz.

„West 9“ ist der längste Track des Albums und vermittelt in den ersten gut drei Minuten eine Blade Runner-artige Stimmung. Nicht das die Musik nach Vangelis klingt, vielmehr stelle ich mir bei der Musik die Szenerien aus dem Film vor. Das ändert sich dann aber, wenn der Stil wechselt. Perlende Synthies kombiniert mit E-Gitarre und Schlagzeug, dazu ein Bass erzeugen eine tolle, ungewohnte Stimmung. Auch in diesem Longtrack wechseln Struktur, Melodie und Rhythmik, so dass der Track über die Distanz von 12:40 Minuten seinen Spannungsbogen behält. Den Abschluss bildet dann das treibende und fast tanzbare „Fast Lane“.

Auch wenn der Gesang an einigen Stellen für eine Elektronikplatte ungewöhnlich ist, so überzeugt „Soundtrack For City Living“ doch auf ganzer Länge. Mir gefällt die Scheibe, weil sie verschiedene Stilrichtungen miteinander kombiniert.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

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