Gäbhard – Jalan Jalan
 

Gäbhard – Jalan Jalan
ConSequence Records (2011)
(15 Stücke, 74:31 Minuten Spielzeit)

Auch Gäbhard, das rein instrumentale Side-Projekt von Arcana Obscura, war mir bisher unbekannt. Nach „Breath Of Fading Moments“ geht es auf dem in 2011 veröffentlichten Album „Jalan Jalan“ mit dem zweiten Album weiter. Auf 15 Tracks geht es wieder auf eine traumhafte Reise durch nebelverhangene Urwälder, über das Baliemtal bis ins tiefste Blau der Ozeane, so beschreibt es der Pressetext im Flyer des Labels. Was mir aber als erstes bei dieser Produktion auffällt, ist das wunderbar gemachte, 24seitige Booklet, das mit zahlreichen Fotos aufwartet.

 


Zwar sind in dem Booklet wenig Informationen zur Musik und dem Musiker Thomas Gäbhard, der neben dem Synthesizer auch für Rhythmusprogrammierung und Sounds verantwortlich zeichnet, jedoch enthält es eine Vielzahl an wunderbaren Fotos aus aller Welt, die Gäbhard selbst fotografiert hat. So kann man eine musikalische und visuelle Weltreise zu den entferntesten Orten machen.

In der CD ist folgender Text abgedruckt: „In der Ruhe liegt die Kraft“ sagt man auch in Asien, dem Land der Meditation. Doch um die wahre Ruhe zu finden muss man oft weite Wege gehen. Jalan Jalan (indonesisch für Spazierengehen). Dieser Text weist sehr schön auf die Musik hin, die uns Gäbhard auf „Jalan Jalan“ bietet. Asiatische Klänge herrschen auf dem Album vor und entführen den Hörer auf die andere Seite der Welt.

Der Opener „Mae Hong Son“ erscheint wie ein Stück aus China. Rhythmik und Klangfarben sowie die Melodieführung weisen eindeutig in diese Richtung. Dabei hat der Klang aber ein großes Volumen und enthält auch ein westliches Flair. Die Geräuschkulisse von „Khwaay“ lässt Assoziationen an einen asiatischen Dschungel zu. Vor dem geistigen Auge schreite ich durch dichtes Buschwerk und höre aus der Ferne Rhythmen, die an Tempelanlagen erinnern. In diesen Sound kann man sich fallen und die Gedanken fliegen lassen.

„Baliem“ bringt asiatische Klangfarben, die mit dem Synthie erstellt sind und auch so klingen. Und genau das macht den Reiz aus. Und wieder kommen chinesisch wirkende Klangfarben und -muster hinzu, die einmal durch Sequenzerrhythmen, ein anderes Mal durch symphonische Klänge ergänzt werden.

Nach dem Urwald und den weiteren asiatischen Landschaften geht es mit „Aquamarine“ in die Tiefen des Ozeans. Vor allem die Wassergeräusche erwecken den Eindruck sich unter Wasser zu bewegen. Von hier aus geht es dann recht lieblich im „Garden Of Delight“ weiter. Durch seinen außergewöhnlichen Rhythmus fühle ich mich in dem recht reduzierten „Monsoon“ nach Bali versetzt. Im zweiten Teil des Stückes blühen aber Harmonielinien auf.

Eine mystische Urwaldszenerie baut Gäbhard dann wieder in dem Stück „Kimana“ auf, während die süßlichen Melodien und Klänge von „Dreaming“ sofort ins Ohr gehen. Auf den letzten vier Stücken „Tioga“, „Iceland“, „Call To Memory“ und „Leave In Tranquillity“ verlässt Gäbhard dann den asiatischen Kontinent und begibt sich unter anderem in eisige Gefilde, was aber ebenfalls sehr gut passt, denn zumindest bei „Tioga“ kommen neben eisigem Wind noch einige asiatisch anmutende Klänge zum Einsatz und sorgen für einen sanften Übergang.

Thomas Gäbhard ist es auf seiner CD „Jalan Jalan“ sehr gut gelungen eine asiatische Atmosphäre einzufangen und sie musikalisch umzusetzen. Vor dem geistigen Auge bauen sich ein ums andere Mal Szenerien aus Asien auf, die durch Klangeffekte sehr schön untermauert werden. „Jalan Jalan“ ist der Soundtrack für einen imaginären Asientrip. Sehr gelungen, wie ich finde.

Stephan Schelle, Dezember 2011

 
   

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