Gabriel Le Mar – Transition Stage Auf seinem letzten Album Berlin Guitar erkundete Gabriel Le Mar die Übergangsbereiche zwischen elektronischer Tanzmusik und seinem eher Indie-inspirierten Gitarrensound, der auch einige Male in Richtung „Berliner Schule“ abbog. Auf seinem aktuellen Album „Transition Stage“ transportiert Gabriel seine persönlichen musikalischen Ideen, experimentiert weiter mit seinen handgespielten Gitarrensounds und vertieft auf sehr tanzbare Weise seine Lieblingsgenres wie Techno, Acid und Dub zu einer organischen Mischung. |
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Wir
leben in einer Übergangsphase, in der wir hoffentlich bewusster,
freundlicher und authentischer werden und Dinge loslassen, die nicht mehr
gebraucht werden, also lasst uns positiv und achtsam zueinander sein, one
love!,
so lautet die Message von Gabriel Le Mar. Und in diesen Zeiten ist Liebe und
Geborgenheit wohl auch das wichtigste Attribut. Mit
dem 7:17minütigen „Acid Guitar“ startet das Album. Hier mischt Gabriel
Le Mar Techno-House mit einer Prise Dub-Techno und ausdrucksstarken
E-Gitarren. Der Track hat einen guten Groove und die repetitiven Klänge
setzen sich schnell im Ohr fest. Nach etwas mehr als drei Minuten setzt dann
die E-Gitarre ein und setzt die Akzente, die leicht psychedelisch/krautig
anmuten. Ein tanzbares Stück gleich zu Beginn des Albums. Der
7:23minütige Titeltrack des Albums „Transition Stage“ ist ebenfalls
recht rhythmisch angelegt und groovt
entspannt und gleichzeitig treibend im 100bpm DeepTechHouse, garniert mit
einer 303 Acidline, E-Gitarren und lässt Dub-Gitarren mit Progressive Rock
inspirierten Gitarrenlicks in Call + Response durch das Arrangement gleiten.
Das ist einfach hypnotisch. Dem
folgt das 6:06minütige „Misty Love Song“, das zunächst noch sehr ruhig
beginnt, aber, nachdem der Rhythmus eingesetzt hat, positive Vibrations
verbreitet. Der Groove wird dabei von herrlich atmosphärischen
Gitarrensounds unterstützt. Das
7:35minütige „Walk At Night“ tanzt
in Richtung melodischen Detroit-Techno mit Latin-Swing, ausdrucksstarken
Gitarren, orchestralen Streichern, einer funky 303 Acidline und einer gefühlvollen,
melodischen Klangzuversicht, die zurück in den Tag führt und den Kreis
schließt. Die treibenden Beats zu Beginn des Stückes wirken wie eine
Autofahrt durch eine nächtliche Großstadtidylle. Zum Ende hin wird es dann
sanfter und man erlebt den Sonnenaufgang vor dem geistigen Auge. Mit
8:04 Minuten ist „Walked Into A Dream“ das längste Stück des Albums.
In diesem Track nimmt uns Le Mar mit auf
eine tiefe und trancige Reise in mimalistischen Acid-Techno, mit einem
tiefen Pad-Sound und der Vocoder verfremdeten Stimme von Le Mar. Ein
sehr perkussiver Track. Das
fast siebenminütige „Funky Projections“ rollt
durch die Dubmix-Soundscapes wie ein schwerer Zug mit einem straighten Beat
und funky Gitarren. Der Rhythmus, der sich wie bei einer Zugfahrt anhört,
erinnert dabei eine Spur an Kraftwerk, ohne aber deren Sounds zu übernehmen.
Der Track schreitet kontinuierlich und repetitiv voran, während Le Mar
immer wieder Effekte, Sounds und Harmonien geschickt einstreut. „Activating
The Visual“ mit seinen 7:26 Minuten Spielzeit ist ein sehr rhythmischer
Track, aus dessen Mitte sich immer wieder melodische Strukturen herausschälen. Das
7:35minütge „In Still Trippin’ With Ralf + Florian“ assoziiert einen
Track im Stile von Kraftwerk, dessen Hauptprotagonisten Ralf Hütter und
Florian Schneider-Essleben waren. In diesem Track kreisen
hypnotische polyphone Klänge, Sequenzen und E-Gitarren in einem Tanz
psychedelischer Partikel und Muster umeinander und vereinen sich zu einem Stück
psychedelischer Musik...besonders geeignet zum Fahren auf der Autobahn ;-), ist
auf Le Mars Seite zu lesen. Ich für meinen Teil höre aber in dem Stück
neben einigen wenigen Kraftwerkansätzen eher die „Berliner Schule“
heraus, denn die Gitarre erinnert mich doch stark an Manuel Göttsching und
sein Ashra-Projekt. Auch der Berliner Lutz Graf-Ulbrich klingt auf den Alben
„Analog Overdose“ von Fanger & Schönwälder feat. Lutz Graf-Ulbrich
ähnlich. Das
7:25minütige „Micromelodic (Organic Jam)“ mischt
DubTechHouse-Elemente mit sanften Gitarren und einer Prise Acid in einem
organischen Flow. Der Track zeigt sich von einer rhythmischen und doch
relaxten Seite. Zum
Ende schließt sich der Kreis, denn Gabriel Le Mar hat den Eröffnungstitel
in einer weiteren Version ans Ende gestellt. „Acid Guitar (Beatless)“
konzentriert sich auf die melodischen und harmonischen Elemente und einer
eher chilligen Stimmung. Zwar ist der Track immer noch rhythmisch, wirkt
aber wesentlich relaxter. Gabriel
Le Mar hat mit seinem neuen Album wieder die perfekte Mischung aus Harmonien
und Rhythmen gefunden. Die Stücke sind sowohl tanzbar als auch zum
entspannen und relaxen geeignet. Seine Stärken haben die Tracks wenn Le Mar
in die Seiten seine E-Gitarre greift. Dann kommen immer wieder leicht
psychedelische/krautige Passagen auf, die durchaus an die „Berliner
Schule“ erinnern. Musik, die ich mir - aufgrund ihrer unwiderstehlichen
Grooves - auch gut auf der Love-Parade vorstellen kann. Stephan Schelle, Juli 2022 |
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