Filter-Kaffee - 104 Mario Schönwälder scheint mit seinem Projekt Broekhuis, Keller & Schönwälder nicht gänzlich ausgelastet zu sein, denn seit 2011 veröffentlicht er zusammen mit seinem Berliner Kollegen Frank Rothe (Fratoroler, Fringo Chills) unter dem Pseudonym Filter-Kaffee elektronische Musik im Stile der Berliner Schule. Die einzelnen Veröffentlichungen tragen Nummern, beginnend ab der Nummer „100“. Im Herbst 2019 ist nun das fünfte Album der beiden Musiker erschienen, es trägt den Titel „104“. |
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Los
geht es mit dem 23:26minütigen Stück „Belgian Romance“, das am
20.05.2017 beim Cosmic Nights Festival in der Luchtfabriek im belgischen
Heusden-Zolder mitgeschnitten wurde. Elektronische Sounds, die industriell
(metallisch) und leicht experimentell klingen, eröffnen diesen Track. Es
dauert gut anderthalb Minuten bis sich in diese Szenerie Flächen und
Harmonien einbringen. Wenn dann nach etwas mehr als drei Minuten Mellotronklänge
aufkommen, zeichnet sich das Klangbild dann im Stil der „Berliner
Schule“. Wunderbare Sounds und Harmonien ziehen ab jetzt durch den Raum.
Nach weiteren anderthalb Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf und
der Track nimmt langsam Fahrt auf. Filter-Kaffee lassen die 70’er Jahre
von TD in ihren Sound einfließen und machen daraus ihr eigenes Ding. Der
zweite Track, „Another Wasteland“ (16:19 Minuten), entstand im Studio.
Zu Beginn sind mystische Sounds zu vernehmen. Auch die Harmonien heben sich
nicht wirklich von dieser mysteriösen Stimmung ab. Es dauert mehr als eine
Minute bis dann schwebende Harmonien für eine wohlige Atmosphäre sorgen.
Nach gut dreieinhalb Minuten wird es dann rhythmisch und der Track erhält
durch die Klangfarben und den pulsierenden Unterboden einen
unwiderstehlichen Anstrich. „Een
Elektronisch Winterlandschap“ (17:05 Minuten) wurde am 20. Oktober 2018
beim niederländischen E-Live-Festival in Oirschot mitgeschnitten.
Filter-Kaffee spielten ihren Gig im Upper Room des Theatre de Enck. Spacige,
flirrende und auch blubbernde Synthiesounds sind zu Beginn zu hören. Dann
kommt ein Klangmischmasch auf, der sich aber ab Minute Zwei im Gesamtgemenge
und den nun eingängigen Flächen auflöst. Die Harmonien wechseln sich mit
metallischen Klängen ab und werden im weiteren Verlauf durch sehr schöne
schwebende Klangskulpturen ersetzt. Auch in diesem Stück blitzen Tangerine
Dream der 70’er Jahre auf. Beim
letzten Stück, dem 17:12minütigen „Radiant der Lyriden“ handelt es
sich wiederum um eine Studioaufnahme, die im „The Room“ entstanden ist.
Dieses Stück beginnt zunächst recht düster. Bei mir werden bei den Klängen
Bilder einer verlassenen Industrieanlage erzeugt. Allerdings findet man bei
Wikipaedia folgende Erklärung für Lyriden: Die Lyriden sind ein jeden
Frühling auftretender Meteorstrom, der schon seit einigen Jahrhunderten vor
unserer Zeitrechnung bekannt ist. Der Name leitet sich vom Sternbild Leier
ab‚ dem antiken Zupfinstrument Lyra. Mit dieser Erläuterung kann ich
mir auch gut einen Soundtrack vorstellen, der Kometen bei ihrem Streifzug
durchs All untermalt, da die Klänge spacig und langsam dahinziehen. Erst
nach gut viereinhalb Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf, der nun für
mehr Drive sorgt. Mario
Schönwälder und Frank Rothe sind ihrem Stil, den sie seit 2011 mit ihrem
Projekt Filter-Kaffee beschreiten, auch auf ihrem neuesten Album „104“
treu geblieben. Dabei bewegen sie sich im Umfeld der 70’er Jahre von
Tangerine Dream. Ein gelungenes Werk der „Berliner Schule“. Stephan Schelle, Dezember 2019 |
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