F.D. Project - Lunaris
 

F.D. Project - Lunaris
Eigenvertrieb (2020)
(10 Stück, 72:30 Minuten Spielzeit)

Nachdem der aus Dinslaken stammende Frank Dorittke, aka F.D. Project, im letzten Jahr ein Album unter seinem Namen veröffentlichte, kommt Anfang August 2020 ein weiteres Album unter seinem Pseudonym F.D. Project auf den Markt. Es trägt den Titel „Lunaris“ und macht das Dutzend Alben unter diesem Projektnamen voll. Der Gitarrist und Keyboarder hat die zehn Stücke auf seinem neuen Werk, deren Titel „Part One“ bis „Part Ten“ tragen, wiederum im Alleingang eingespielt.

 

 


Sechs der zehn Stücke weisen Laufzeiten von mehr als sieben Minuten auf. Die restlichen Stücke liegen zwischen 3:46 und 6:37 Minuten Länge. Die einzelnen Parts stehen alle für sich und ergeben keinen Longtrack.

Franks Musik wandelt seit jeher zwischen rein elektronischer und leicht rockiger Musik. Letzteres kommt immer dann zum Vorschein, wenn Frank an der Gitarre zu Werke geht, was die Stücke ein ums andere Mal in Sphären von Mike Oldfield, Pink Floyd & Co. hebt. Er hat aber einen so eigenen Stil, den man schon nach wenigen Augenblicken erkennt. So auch gleich beim eröffnenden 8:18minütigen „Part One“. Dröhnende Synthies eröffnen zunächst dieses Stück, gepaart von herrlichen, voluminösen Flächensounds. Dann setzen der Sequenzer und kurz darauf elektronische Rhythmen ein und man erkennt schon den typischen Dorittke. Das klingt bekannt und doch neu. Darauf setzt Frank dann eine sehr ansprechende Melodielinie, die das Tüpfelchen auf dem i darstellt. Im letzten Abschnitt fügt er dann noch ein atmosphärisches, melodisches Gitarrensolo ein, das so unverwechselbar nach Dorittke klingt. Ein klasse Einstieg ins neue Album, der nach mehr verlangt.

Sphärisch zeigt sich dagegen das 7:28minütige „Part Two“ bei dem auch gesangliche Stimmen (wahrscheinlich Samples) eingebaut wurden. Der Track wirkt wie eine Kollaboration von Frank mit dem Elektronikpionier Klaus Schulze. Mystisch schweben die Klanggebilde, unterlegt von rhythmischen Elementen durch den Raum. Die darauf gesetzten Harmoniebögen unterstützen zunächst den spacigen Ansatz um dann von einem Schlagzeugrhythmus aufgepeppt zu werden. Ein sanft dahintreibender Track, der zum Abheben einlädt.

Das neunminütige „Part Three“ beginnt ebenfalls sphärisch mit leichten hymnischen Zügen. Das klingt zunächst wie ein Soundtrack zu einem Weltraumabenteuer. Sobald dann aber die E-Gitarre einsetzt, geht es schnell in Richtung Pink Floyd zur „Wish You Were Here“-Phase. Ein traumhaftes Stück für Floyd-Fans, da Frank den Spirit von David Gilmour perfekt rüberbringt und doch seine eigene Handschrift durchscheinen lässt. Die Synthies und Keyboards lassen auch eine Spur von David Wright bzw. Code Indigo aufkommen. Da kommt absolutes Gänsehautfeeling auf und wird bei mir in die Dauerrotation aufgenommen.

„Part Four“ bringt es dann auf knapp zehn Minuten Spielzeit. Jetzt hat Frank einige asiatisch anmutende Klangfarben im Gepäck. Verschiedene Klänge schichtet er in diesem Stück aufeinander und spendiert ihm dann einen unwiderstehlichen Rhythmus, was den Track dann von seiner asiatisch wirkenden Struktur befreit. Nach etwas mehr als zwei Minuten kommt dann eine Melodielinie auf. Die Würze dieses Stückes sind aber die unterschiedlichen und teils ungewöhnlichen Klangfarben. Dabei lässt Frank es auch mal zischen oder zirpen, als wäre ein Alarm ausgelöst worden. Die Harmonien sind aber unwiderstehlich. Die Strukturen und Sounds verändern sich im weiteren Verlauf und somit erhält Frank über die volle Länge den Spannungsbogen. Dieser Track sollte unbedingt laut über Kopfhörer genossen werden um seine ganze Strahlkraft zu ergründen.

Das Frank auch Sounds á la Schiller drauf hat, das beweist er dann im 8:21minütigen „Part Five“. Die Klangfarben scheinen direkt aus den Instrumenten von Christopher von Deylen entliehen zu sein. Die wunderbaren Harmonien werden zudem mit einem treibenden Rhythmus untermauert, der sich nach wenigen Momenten in einen tanzbaren Beat wandelt. Frank hat hier aber keine reine Schiller-Kopie abgeliefert, sondern den Stil um weitere, teils rockige Elemente (Rhythmus und E-Gitarre) erweitert. Das ist grandios umgesetzt.

Eine romantische Ader weist dagegen das fünfminütige „Part Six“ auf, bei dem weite Flächen auf eine wunderschöne E-Gitarrenmelodielinie treffen. Die Gitarre liegt dabei in der Schnittmenge von David Gilmour und Gary Moore. Hier zeigt sich, dass Frank ein hervorragender Rockgitarrist ist, kein Wunder, ist er doch auch an den sechs Saiten in der Rockband Imagine tätig.

Auf 6:37 Minuten Spielzeit bringt es dann „Part Seven“. Ein flotter elektronischer Track, der durch seine Rhythmusmuster besticht. Das klingt wie eine temporeiche Version der „Berliner Schule“ im Stile von Klaus Schulze / Wahnfried. „Part Eight“ ist mit 3:46 Minuten Spielzeit der kürzeste Track des Albums. Hier treffen elektronisch erzeugte Flächen auf eine E-Gitarre im Stile von Nautilus & Co. Durch die Gitarrenklangfarben kommt wieder leicht asiatisches Flair auf.

Klänge die eine große unterirdische Höhle assoziieren, empfangen den Hörer dann im 5:46minütigen „Part Nine“. Tolle Sounds wie von den Ozric Tentacles kombiniert Frank dann mit pumpenden Synthrhythmen und einer Pianolinie. Das ist rhythmisch und geht gut ins Ohr. Das fast achtminütige „Part Ten“ beschließt dann „Lunaris“. Vor allem die im zweiten Teil aufkommende Melodielinie und die herrlichen Synthieharmonien sorgen wieder für Gänsehaut.

Frank Dorittke hat mit seinem zwölften F.D. Project-Album mal wieder ein sehr melodisches und abwechslungsreiches Werk eingespielt. Klanglich hervorragend produziert wandelt er ein weiteres Mal zwischen den Welten der Elektronik und dem atmosphärischem Rock. Wie gewohnt hält Frank auch auf seinem neuesten Putput den Qualitätsstandard auf einem hohen Niveau.

Stephan Schelle, August 2020

 
   

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