F.D. Project - Distance Der aus Dinslaken stammende Frank Dorittke, der seit 2003 unter dem Namen F.D. Project seine instrumentale, elektronische Musik veröffentlicht, bringt Ende 2022 sein mittlerweile 20., offizielles Soloalbum heraus, wenn man das 2019’er Album „Niko“, das er unter seinem bürgerlichen Namen veröffentlichte, mitzählt. Davor hatte er aber schon auf seiner eignen Homepage www.space-music.de sowie bei www.besonic.de zahlreiche Titel, die zusammen gut 2 ½ CDs gefüllt hätten, zum kostenlosen Download bereitgestellt. Daneben war er auch an zahlreichen Kollaborationen beteiligt und Mitglied einer Rockband. |
|
|||
Auf
dem Cover des neuen Albums ist der Mond zu sehen, der ja in gewisser Distanz
zur Erde steht. „Distance“ beschreibt aber, wie Frank es erklärt, auch
das Wort „Reise“ in all seinen Möglichkeiten. Sei es in die weit
entfernte Galaxie oder für das, was uns allen nach dem irdischen Leben
erwartet. Seine Alben sind aber auch selbst immer eine sehr ansprechende
musikalische Reise, auf die man gerne wieder zurückkommt. So verhält es
sich auch auf dem neuen Album, das nur so vor herrlichen Harmonien, Melodien
und Soli strotzt. Es
beginnt zunächst mit dem 11:43minütigen „Planets“ recht spacig. Da
kommen zunächst flächige und futuristische Sounds auf, die wie ein
Soundtrack anmuten. Nach etwas mehr als einer Minute schält sich dann eine
wunderbare Melodie heraus, die von Flächen umschmeichelt werden und durch
rhythmische Elemente den nötigen Drive bekommen. Man hat beim Hören das
Gefühl, als würden verschiedene Planeten um einen herumkreisen. Langsam
entwickelt sich der Track und geht nach etwas mehr als drei Minuten in einen
weiteren, schwebenden Part über. Im weiteren Verlauf nimmt die Dynamik zu
und es entwickelt sich ein traumhaftes Synthesizerstück. „Bright
Horizon“ ist 8:10 Minuten lang und lässt zum ersten Mal nach wenigen
Momenten einen gewissen Oldfield-Touch aufleuchten, ohne aber den Briten zu
kopieren. Frank Dorittke versteht es immer wieder Stilistiken seiner
Vorbilder aufzugreifen und daraus etwas gänzlich Neues zu machen. Hier geht
er schnell in seinen ganz eigenen Stil über, bei dem die Synthies von einem
organischen Schlagzeug rhythmisch unterstützt werden. Hierauf setzt er dann
sehr akzentuiert seine E-Gitarre und verbindet dies immer wieder mit Zitaten
des frühen Oldfield. Ein wunderschöner Track. Dem
schließt sich dann das 9:08minütige „46 Years Ago“ an. Frank erklärt
dazu: Zu „46 Years Ago“ gibt es
eine persönliche Geschichte, die einen großen Einfluss auf mein
musikalisches Sein bis heute widerspiegelt: Letztens
hatte ich ein schönes Erlebnis. Ich war mit dem Fahrrad unterwegs, da kam
ich an einer Seitenstrasse vorbei mit dem Namen „Kriemhildenweg“.... Da
war doch mal was. Im
Jahre 1976, ich damals 12 und seit ein paar Monaten stolzer Besitzer einer
„Wandergitarre“. Ich entdeckte in unserer Tageszeitung eine Anzeige:
„E-Gitarre zu verkaufen, 80 D-Mark“. Ich zeigte dies meinem Dad und der
meinte wir könnten da ja mal anrufen. Kurz danach war die Adresse bekannt
und wir fuhren dahin. „Kriemhildenweg“.... Gitarre gesehen, gleich
verliebt und mein Dad hat sie mir geschenkt. Der Rest ist Geschichte. 46
Jahre sind seitdem vergangen... Zeit diesem Moment einen Song zu widmen.
Danke Dad ... vielleicht sehen wir uns ja eines Tages wieder ... Zunächst
eröffnen düster wirkende Sounds den Track „46 Years Ago“. Nach wenigen
Momenten kommt aber ein Sequenzerrhythmus auf, der an Tangerine Dream der
Endsiebziger erinnert. Ergänzt wird das zunächst von perlenden Arpeggios,
Flächen und einem Rhythmus, der an eine Zugfahrt erinnert. Nach gut vier
Minuten lässt Frank dann seine Gitarre singen, die jetzt die Leadmelodie übernimmt.
Hier verbindet Frank wieder Elektronik mit Rockmusik in Perfektion. Das
siebenminütige „From Earth To Space“ bietet dann wieder sehr spacige
Synthesizermusik. Weite Flächen ziehen sanft durch den Raum und bekommen
nach etwas mehr als anderthalb Minuten eine Akustikgitarre spendiert, die
hier wie in einem alten Western klingt (Der Rhythmus erinnert mich ein wenig
an die alten Karl May-Filme). Wenn man so will ein Spacewestern, der sich
dann aber ab der Hälfte weiterentwickelt und rhythmischer wird. „1977“
ist ein rhythmisches, vom Sequenzer getragenes Stück, das an den Sound von
Tangerine Dream Ende der 70’er erinnert. Allerdings sind es nur einige
rhythmische Einwürfe und Klänge aus denen Frank dann wieder sein ganz
eigenes Ding macht. Repetitiv zieht die Musik dahin und entwickelt sich nur
recht langsam. Erst ab Minute Zwei kommt dann eine Melodielinie auf. Zum
Ende hin wird das dann immer ekstatischer. Das
6:21minütige „Laid Back“ startet mit wunderbaren Flächensounds in die
sich dann nach nicht ganz einer Minute ein Schlagzeugrhythmus gesellt. Das
Salz in der Suppe ist dann wieder die E-Gitarre, die nach dreieinhalb
Minuten einsetzt und für Gänsehautmomente sorgt. Das zehnminütige
„Nightsession“ ist ein hypnotischer, rhythmischer Track, der recht
modern klingt und den ich mir gut bei einer nächtlichen Autofahrt durch
neonbeleuchtete Städte vorstellen kann. Mit dem romantischen „The Beauty
Of Life“ endet dann das Album. Auch hier kommt ein Schuss Oldfield mit in
Franks Musik. Ab der Hälfte wird der Track aber recht rhythmisch mit einem
tollen Gitarrensolo. Frank
Dorittke bietet auch auf seinem neuesten Album „Distance“ wieder eine
hervorragende Kombination aus Elektronikmusik und atmosphärischem Rock. Ein
wunderbares Album. Stephan Schelle, Dezember 2022 |
||||