F.D. Project - Distance
 

F.D. Project - Distance
Groove Unlimited (2022)

(8 Stücke, 66:19 Minuten Spielzeit)

Der aus Dinslaken stammende Frank Dorittke, der seit 2003 unter dem Namen F.D. Project seine instrumentale, elektronische Musik veröffentlicht, bringt Ende 2022 sein mittlerweile 20., offizielles Soloalbum heraus, wenn man das 2019’er Album „Niko“, das er unter seinem bürgerlichen Namen veröffentlichte, mitzählt. Davor hatte er aber schon auf seiner eignen Homepage www.space-music.de sowie bei www.besonic.de zahlreiche Titel, die zusammen gut 2 ½ CDs gefüllt hätten, zum kostenlosen Download bereitgestellt. Daneben war er auch an zahlreichen Kollaborationen beteiligt und Mitglied einer Rockband. 

 

 


Ende 2022 erscheint nun, nach dem im Frühjahr 2022 erschienenen „Color Of Life“, auf dem er neun Farben vertont hat, sein neuestes Werk, das den Titel „Distance“ trägt. Frank hat einen ganz eigenen Stil entwickelt, der zwar manchmal auch von Sounds seiner Idole wie Mike Oldfield oder Pink Floyd durchzogen, aber recht schnell erkennbar ist. Das liegt vor allem an der perfekten Kombination von Synthesizer und E-Gitarre.

Auf dem Cover des neuen Albums ist der Mond zu sehen, der ja in gewisser Distanz zur Erde steht. „Distance“ beschreibt aber, wie Frank es erklärt, auch das Wort „Reise“ in all seinen Möglichkeiten. Sei es in die weit entfernte Galaxie oder für das, was uns allen nach dem irdischen Leben erwartet. Seine Alben sind aber auch selbst immer eine sehr ansprechende musikalische Reise, auf die man gerne wieder zurückkommt. So verhält es sich auch auf dem neuen Album, das nur so vor herrlichen Harmonien, Melodien und Soli strotzt.

Es beginnt zunächst mit dem 11:43minütigen „Planets“ recht spacig. Da kommen zunächst flächige und futuristische Sounds auf, die wie ein Soundtrack anmuten. Nach etwas mehr als einer Minute schält sich dann eine wunderbare Melodie heraus, die von Flächen umschmeichelt werden und durch rhythmische Elemente den nötigen Drive bekommen. Man hat beim Hören das Gefühl, als würden verschiedene Planeten um einen herumkreisen. Langsam entwickelt sich der Track und geht nach etwas mehr als drei Minuten in einen weiteren, schwebenden Part über. Im weiteren Verlauf nimmt die Dynamik zu und es entwickelt sich ein traumhaftes Synthesizerstück.

„Bright Horizon“ ist 8:10 Minuten lang und lässt zum ersten Mal nach wenigen Momenten einen gewissen Oldfield-Touch aufleuchten, ohne aber den Briten zu kopieren. Frank Dorittke versteht es immer wieder Stilistiken seiner Vorbilder aufzugreifen und daraus etwas gänzlich Neues zu machen. Hier geht er schnell in seinen ganz eigenen Stil über, bei dem die Synthies von einem organischen Schlagzeug rhythmisch unterstützt werden. Hierauf setzt er dann sehr akzentuiert seine E-Gitarre und verbindet dies immer wieder mit Zitaten des frühen Oldfield. Ein wunderschöner Track.

Dem schließt sich dann das 9:08minütige „46 Years Ago“ an. Frank erklärt dazu: Zu „46 Years Ago“ gibt es eine persönliche Geschichte, die einen großen Einfluss auf mein musikalisches Sein bis heute widerspiegelt:

Letztens hatte ich ein schönes Erlebnis. Ich war mit dem Fahrrad unterwegs, da kam ich an einer Seitenstrasse vorbei mit dem Namen „Kriemhildenweg“....

Da war doch mal was.

Im Jahre 1976, ich damals 12 und seit ein paar Monaten stolzer Besitzer einer „Wandergitarre“. Ich entdeckte in unserer Tageszeitung eine Anzeige: „E-Gitarre zu verkaufen, 80 D-Mark“. Ich zeigte dies meinem Dad und der meinte wir könnten da ja mal anrufen. Kurz danach war die Adresse bekannt und wir fuhren dahin. „Kriemhildenweg“.... Gitarre gesehen, gleich verliebt und mein Dad hat sie mir geschenkt. Der Rest ist Geschichte. 46 Jahre sind seitdem vergangen... Zeit diesem Moment einen Song zu widmen. Danke Dad ... vielleicht sehen wir uns ja eines Tages wieder ...

Zunächst eröffnen düster wirkende Sounds den Track „46 Years Ago“. Nach wenigen Momenten kommt aber ein Sequenzerrhythmus auf, der an Tangerine Dream der Endsiebziger erinnert. Ergänzt wird das zunächst von perlenden Arpeggios, Flächen und einem Rhythmus, der an eine Zugfahrt erinnert. Nach gut vier Minuten lässt Frank dann seine Gitarre singen, die jetzt die Leadmelodie übernimmt. Hier verbindet Frank wieder Elektronik mit Rockmusik in Perfektion.

Das siebenminütige „From Earth To Space“ bietet dann wieder sehr spacige Synthesizermusik. Weite Flächen ziehen sanft durch den Raum und bekommen nach etwas mehr als anderthalb Minuten eine Akustikgitarre spendiert, die hier wie in einem alten Western klingt (Der Rhythmus erinnert mich ein wenig an die alten Karl May-Filme). Wenn man so will ein Spacewestern, der sich dann aber ab der Hälfte weiterentwickelt und rhythmischer wird.

„1977“ ist ein rhythmisches, vom Sequenzer getragenes Stück, das an den Sound von Tangerine Dream Ende der 70’er erinnert. Allerdings sind es nur einige rhythmische Einwürfe und Klänge aus denen Frank dann wieder sein ganz eigenes Ding macht. Repetitiv zieht die Musik dahin und entwickelt sich nur recht langsam. Erst ab Minute Zwei kommt dann eine Melodielinie auf. Zum Ende hin wird das dann immer ekstatischer.

Das 6:21minütige „Laid Back“ startet mit wunderbaren Flächensounds in die sich dann nach nicht ganz einer Minute ein Schlagzeugrhythmus gesellt. Das Salz in der Suppe ist dann wieder die E-Gitarre, die nach dreieinhalb Minuten einsetzt und für Gänsehautmomente sorgt. Das zehnminütige „Nightsession“ ist ein hypnotischer, rhythmischer Track, der recht modern klingt und den ich mir gut bei einer nächtlichen Autofahrt durch neonbeleuchtete Städte vorstellen kann. Mit dem romantischen „The Beauty Of Life“ endet dann das Album. Auch hier kommt ein Schuss Oldfield mit in Franks Musik. Ab der Hälfte wird der Track aber recht rhythmisch mit einem tollen Gitarrensolo.

Frank Dorittke bietet auch auf seinem neuesten Album „Distance“ wieder eine hervorragende Kombination aus Elektronikmusik und atmosphärischem Rock. Ein wunderbares Album.

Stephan Schelle, Dezember 2022

 
   

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