Flaming Bess - Fata Morgana
 

Flaming Bess - Fata Morgana (Special Edition 2001)
Eigenvertrieb (2001)

Wer die deutsche Rockmusik Ende der 70‘er bzw. Anfang der 80‘er verfolgte oder damals im Dunstkreis des WDR wohnte, der kennt vielleicht noch den Namen Flaming Bess.

1979 erschien die LP "Tanz der Götter", die von dieser Band in der Formation Joachim Jansen (Tasteninstrumente und elektrische Geige), Peter Wahle (Schlagzeug, Gong, Gitarren) und Hans Wende (Bass und Gitarren) sowie einigen Gastmusikern eingespielt wurde. Die LP entstand in Zusammenarbeit mit dem WDR.

 

 

Das legendäre Debutalbum "Tanz der Götter"
Das legendäre Debutalbum "Tanz der Götter"

 
 

Das besondere an dieser Platte war neben den sehr schönen Melodien vor allem das Konzept, neben der Musik eine Fantasy-Geschichte in deutscher Sprache zu vermitteln. Es wurde die Geschichte der Göttin des Lichts, Flaming Bess, die auch der Band den Namen gab, erzählt. Man hatte damals hierfür keinen geringeren als den populären Radiomoderator, Wolfgang Neumann, für dieses Projekt gewinnen können. Das ganze Werk vermittelte einen wirklich magischen Eindruck. Ähnliches habe ich noch bei Jeff Waynes "War Of The Worlds" (1978 englische und 1980 deutsche Version) empfunden (allerdings war die Platte mehr in Richtung Popmusik angesiedelt).

Durch die Zusammenarbeit mit dem WDR wurden einige Titel der Platte auch oft im Radio gespielt und fanden so in die Gehörgänge der Hörerschaft. Der Erfolg der Platte blieb nicht aus und so stellt dieses Werk einen Meilenstein der deutschen Rockmusik dar. Eine Legende war geboren. Die Musik sprach sowohl Liebhaber der Rockmusik wie auch die Anhänger der elektronischen Musik an.

Diesem Debutalbum folgte im Jahre 1980 mit dem Titel "Verlorene Welt" eine Fortsetzung, die das gleiche Konzept aufwies. Neben Hans Wende und Joachim Jansen bestand die Band bei dieser Produktion aus Barry Peeler, Hans Schweiß und Dieter Joswig. Daneben wurden wieder einige Gastmusiker verpflichtet. Den Part des Erzählers übernahm diesmal Woh Galach.

Wie das aber manchmal mit Legenden so ist, einige sind recht kurz und geraten in Vergessenheit, so auch bei Flaming Bess. Lange Zeit blieb es ruhig um die Band und man hörte nichts mehr von ihnen. Doch Ende 2001 erreichte mich die Dritte Veröffentlichung der Band, deren Titel "Fata Morgana" lautet. Eigentlich handelt es sich bei dieser CD um Veröffentlichung Nummer 4, denn die CD trägt die weitere Bezeichnung "Special Edition 2001". Der Grund: Die CD erschien ursprünglich 1996 und wurde, erweitert um Bonustitel im Jahre 2001 in einer remasterten Version neu herausgebracht.

 
   

Die Legende lebt.

Von der Urformation ist lediglich Hans Wende übriggeblieben. Neben Dieter Joswig, der zur Formation des zweiten Albums gehörte und Achim Wierschem, der auf dem zweiten Album als Gastmusiker vertreten war, ist Peter Figge neu hinzugekommen. Diese Quartett wird auf einigen der 14 Titel von drei Gästen unterstützt.

Doch was erwartet uns nun auf dieser CD? Werden die Geschichten der Göttin des Lichts und ihres Gemahles Arkana weitergesponnen? Leider nein, zumindest nicht in Form einer gesprochenen Geschichte.

Zu Beginn dieser 64minütigen CD erklingen Pianoklänge zu denen der Begrüßungstext

"Willkommen zur Reise ins Reich der Fantasie."

gesprochen wird.

 
 

Dann heißt es weiter:

"Am Besten, sie schließen die Augen und lassen sich treiben ..."

Und wirklich, hier wechseln sich rockige und eingängige Stücke mit sehr entspannten Titeln ab. Bei der Hälfte der Stücke handelt es sich um Instrumentaltitel.

Die CD enthält - wie schon gesagt - 14 Titel zwischen 0:41 und knapp über 10 Minuten Länge. Nach dem gut 1 ½minütigen Intro ertönt das Instrumentalstück "Arkana", das Elemente von Paul Hardcastle vielleicht auch Frankie Goes To Hollywood sowie aus dem Bereich der elektronischen Musik aufweist. Titel drei ist ein rockiger Song bei dem Bernd Hammes den Gesang beisteuert.
 

 
 

"Die Reise" stellt einen sehr atmosphärischen Titel dar, der mir sehr gut gefällt. Einige Chorgesänge werden hier über die Xylophonsounds gemischt, die ein wenig ethnisch klingen. Mit "Hoffnung" folgt ein Stück, dessen Grundthema bereits aus dem Jahr 1982 stammt. Bei diesem Stück herrscht die Gitarre (E-Gitarre und Akustikgitarre) vor, zu der sich zum Ende hin die Stimme von Bernd Hammes in guter Rockmanier gesellt. Auch dieses Stück gefällt mir sehr.

Mit dem Stück Nr. 9 "Regenkind" ist ein Titel enthalten, der auch als Single ausgekoppelt wurde. Es ist ein gesungener, eingängiger Popsong. Als Bonus ist dieser Song als 14. Stück unter dem Namen "Rainchild" als neuer Radio Edit enthalten.

Mit Track 10 "Erbarmen" ist ein Stück auf der CD zu hören, dass auch in den Charts Platz finden würde. Hier wird ein eingängiger Popsong geboten, der mit Sprachfetzen aus Film oder Hörfunk kombiniert ist. Diese Methode ist ja bereits von einigen Songschreibern in der Vergangenheit erfolgreich genutzt worden.


CD: "Fata Morgana"

 
 


Das Titelstück "Fata Morgana" nimmt Titel Nummer 12 ein und ist wieder Instrumental. Hier wechseln sich Piano und E-Gitarren ab oder spielen gleichberechtigt nebeneinander.

Den Abschluss bildet ein Hiddentrack, der direkt an "Rainchild" anschließt und der keinen Titel trägt. In diesem Track werden einige der Stücke der CD zu einem Titel zusammengemixt.

Wie schon mit ihrem Debutalbum, dürften hier die Rockmusikfans, die es auch mal ruhiger lieben sowie die Elektronikfraktion (was sich auf die Liebhaber der traditionellen elektronischen Musik bezieht) mit dieser CD gut bedient sein. Die Musik ist leicht verdaubar. Auch nach mehrfachem Hören gefällt sie und wird nicht langweilig.

Zwar erreicht das Album nicht die Qualität von "Tanz der Götter", aber es lohnt sich allemal in die CD hineinzuhören.

Ich kann nur hoffen, dass Flaming Bess bis zu ihrem nächsten Lebenszeichen nicht wieder 16 bzw. 21 Jahre verstreichen lassen.

Wer mehr über den aktuellen Stand der Band erfahren möchte, kann dies auf der offiziellen Homepage unter

www.flaming-bess.de

nachlesen.

Stephan Schelle 

 

 

 

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